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Samtpfoten im Schnee

Samtpfoten im Schnee

Titel: Samtpfoten im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathleen Clare
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mich rausgeschickt, als der Doktor Euch untersucht hat, aber Irene war hier.«

    Meghan lächelte, als sie hörte, wie viel Fürsorge man ihr entgegengebracht hatte. Es war Jahre her, dass sie sich so umsorgt gefühlt hatte.
    Justin sprach weiter. »Fühlt Ihr Euch wohl genug, dass Joy kommen und Euch gute Nacht sagen kann? Ich habe ihr gesagt, sie könne kommen, falls Ihr vor ihrer Schlafenszeit zu Euch kommt.«
    »Natürlich.«
    Als er das Zimmer verließ, kehrte Betsy gerade mit einem Tablett zurück. »Ihr müsst doch vor Hunger sterben, Ma'am.«
    Meghan richtete sich vorsichtig zum Sitzen auf, wobei sie sich des Pochens in ihrem Kopf schmerzhaft bewusst war.
    »Eine Tasse Tee würde ich wirklich gern trinken.«
    Betsy stellte das Tablett vor Meghan hin, schenkte den Tee für sie ein und entfernte die Abdeckung vom Teller. Darunter kam ein appetitlich angerichteter Fisch in einer hellen Soße mit Gemüse als Beilage zum Vorschein. Meghan trank den Tee und probierte nur wenig von der Speise, ehe sie den Teller wegschob. Betsy nahm das Tablett fort, richtete die Bettdecken und klopfte noch die Kissen auf, bevor sie wieder ging.
    Als Joy ins Zimmer gestürmt kam, spähte das Kätzchen aus den Falten ihrer unvermeidlichen Decke heraus. Ihr Vater folgte ihr.
    »Geht es dir wieder gut, Tante Meg?«
    »Mein Kopf tut noch weh, aber es wird mir bald besser gehen«, versicherte Meghan und streckte die Hand aus, um Schneeflöckchen zu streicheln.
    »Und du, junge Dame, wirst heute Nacht in deinem eigenen Bett schlafen«, ermahnte Justin seine Tochter. »Hast du da~ha-ha-hatschi! Hast du mich verstanden?« Seine Stimme klang ziemlich verschnupft.
    Meghan warf ihm einen mitfühlenden Blick zu und lä-
    chelte Joy an. »Du hast ja heute Nacht deine Katze als Ge-fährtin, nicht wahr?«
    Joy nickte. »Hm-mmm. Schneeflöckchen tut es sehr Leid, dass sie weggelaufen ist. Sie hatte so große Angst vor dem Hund, und sie war schrecklich hungrig, das muss ich schon sagen.«
    Justin und Meghan teilten ein Lächeln über das, was offensichtlich der Versuch Joys war, sehr erwachsen zu klingen.
    Justin stieß seine Tochter an. »Es ist Zeit, gute Nacht zu sagen, Püppchen.«
    Joy drückte ihrem Vater das in die Decke eingehüllte Kätzchen in die Hände und kletterte auf das Bett, um Meghan zu umarmen. »Ich hab dich lieb, Tante Meg.«
    Meghan fühlte Tränen in ihre Augen steigen. Sie schloss fest die Arme um das Kind und küsste es auf die Wange.
    »Ich hab dich auch lieb, kleine Joy.«
    Über Joys Kopf hinweg schaute sie zu Justin, dessen Gesichtsausdruck sie aber nicht zu deuten vermochte. Dafür hörte sie ihn zwei heftige Atemzüge machen und dann ein mächtiges Niesen ausstoßen.
    »Komm, Joy« Justin half seiner Tochter vom Bett herunter und legte ihr hastig die Katze in den Arm, als ein weiterer Niesanfall ihn heimsuchte.
    »Gute Nacht, Tante Meg.«
    »Gute Nacht, Liebes.«

    »Wir werden Euch morgen Früh besuchen«, verkündete Justin von der Tür her und nieste prompt ein weiteres Mal.
    Meghan lehnte sich in ihre Kissen zurück. Es stimmte. Sie liebte das Kind - auf dieselbe Art, wie sie Stephen geliebt hatte, und mit demselben Wunsch, es zu beschützen. Gegen ihre Überzeugung, dass so etwas nie wieder möglich sein könnte, liebte sie dieses Kind von ganzem Herzen und ohne Vorbehalt. Sie hatte nicht gelernt, Joy zu lieben, es war einfach geschehen. Sie mochte auch Irenes Kinder gut leiden, aber Joy liebte sie.
    Und wenn sie fähig war, wieder ein Kind zu lieben, könn-te sie dann auch wieder einen Mann lieben?
    Justin Wingates Bild ging ihr durch den Sinn.
    Nein. Kinder waren von Natur aus offen, kannten weder Unaufrichtigkeit noch Verrat, so wie die Erwachsenen.
    Oh, um Himmels willen, hörte sie die ungeduldige Stimme in ihrem Innern. Wie kannst du nur alle Erwachsenen wie ein Bündel kaputtes Spielzeug in eine Schublade stopfen?
    Du kennst viele Menschen von tiefster Integrität. Richard.
    Irene, Robert. Eleanor - um nur die nahestehendsten zu nennen. Und ohne Zweifel gehörte auch Mr. Layton dazu.
    Und Justin Wingate?
    Und Justin Wingate.
    Meghan war in den vergangenen Wochen nichts aufgefallen, was diesen Mann in die Schablone passen ließ, die sie aufgrund ihrer Vorurteile für ihn geformt hatte.
    Aber nein!
    Niemals wieder würde sie sich zum Ziel von Demütigung und Verrat machen, würde sie sich dem Schmerz des Zu-rückgewiesenwerdens ausliefern.

    Am nächsten Morgen stellte Justin überrascht fest, dass Meghan

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