Samtschwarze Nacht - Dodd, C: Samtschwarze Nacht - Into the Shadow (Darkness Chosen 03)
er es letztlich doch sein, schlag ich ihn eigenhändig krankenhausreif.«
Karen lachte milde erleichtert. »Sie haben Recht. Ich muss aufhören, vor meinen Erinnerungen davonzulaufen. Was vorbei ist, ist vorbei. Man muss auch mal
mit alten Beziehungen brechen.« Damit meinte sie den Bruch mit Jackson Sonett, bei Warlord schaute das erheblich anders aus.
In Wahrheit hatte sie erst durch den Bruch mit dem Mann, den sie viele Jahre lang für ihren Vater gehalten hatte, gemerkt, wie einsam und allein sie war. Sie hatte keine Freunde, weil sie wie eine Wilde geschuftet hatte und ihr mithin die Zeit fehlte, Freundschaften zu pflegen. Zudem war sie dauernd umgezogen und hatte kein Zuhause, einmal abgesehen von dem düsteren, deprimierenden Kasten in Montana. Erschwerend kam hinzu, dass sie zeitlebens Minderwertigkeitskomplexe gehabt und sich als nicht liebenswert empfunden hatte, weil Sonnet ihr kein bisschen Anerkennung oder Zuneigung schenkte.
Inzwischen hatte sie ihr Leben von Grund auf umgekrempelt. Sie reiste. Sie ließ sich in Kosmetikstudios verwöhnen. Sie schloss Freundschaften, amüsierte sich in Discos, trank edle Weine. Manchmal vermisste sie ihr früheres Leben - sie war eine ausnehmend gute Projektmanagerin gewesen, und ihr hatte die Arbeit Spaß gemacht.
Die einzig dunkle Wolke am Horizont war und blieb jedoch ihre Panik vor Warlord. Er war wie ein Gespenst aus der Vergangenheit; sie erinnerte sich lebhaft an die Legende von dem russischen Schurken, der seine Nachkommen bis in alle Ewigkeit verdammt hatte. Und wie Warlords Haut zu dampfen begonnen hatte, kaum dass er die Ikone berührte.
Dika hatte Recht. Wenn Mr. Wilder tatsächlich Warlord war, hatte sie, Karen, wenig Chancen, ihm
zu entkommen. Folglich würde sie sich ihren Ängsten stellen müssen. »Ich bin stark. Ich glaube, ich habe das nötige Selbstbewusstsein, um mich entsprechend behaupten zu können. Ich hab mich nämlich grundlegend geändert. Ich bin nicht mehr die Karen von vor zwei Jahren. Ich werde … bleiben.«
»Sehr gut!« Dika tätschelte Karens Knie und stand auf. »Meine Leute haben wieder zusammengefunden. Wir stehen geschlossen im Kampf gegen die Mächte des Bösen, und wir werden Ihnen helfen, Miss Sonnet. Keine Angst, wir sind Ihre Freunde. Und jetzt muss ich los. Ich hab noch jede Menge zu tun.«
»Ich auch. Ich muss mich um eine große Abendgesellschaft kümmern.« Karen erhob sich ebenfalls.
»Wer weiß, Miss Karen?«, scherzte Dika aufgeräumt. »Wenn Mr. Wilder nicht dieser Lover ist, von dem Sie mir erzählt haben, dann ist der Dämon womöglich tot.«
Karens Zunge schmiegte sich tastend an ihren Gaumen. Bisweilen schmeckte sie plötzlich sein Blut in ihrem Mund, dann sah sie seine Augen vor sich, fühlte mit seinem Herzen … Beklommenheit, Abgründigkeit, Brutalität und ein tiefes, verzweifeltes Verlangen. »Nein, er ist definitiv nicht tot. Er ist irgendwo da draußen und … wartet.«
Sobald die beiden Frauen im Inneren des Apartments verschwunden waren, zwängte der Fremde sich aus dem Gebüsch, klopfte sich den Staub von den Sachen und wartete bewegungslos wie eine Statue.
Karen ging als Erste. Sie schlug den Weg zum Hotel
ein, wo sie sich um das Catering für die Abendgesellschaft kümmern musste.
Dika machte das Apartment sauber; nach einer halben Stunde ging sie ebenfalls und schloss die Tür hinter sich ab.
Sobald er sich unbeobachtet glaubte, kletterte er über das malerisch berankte Geländer. Auf dem vor Blicken geschützten Patio kniete er sich vor die Terrassentür und machte sich mit Schraubenzieher und Brecheisen am Schloss zu schaffen. Nach einer kurzen Weile sprang die Tür auf.
Im Inneren roch es nach Desinfektionsmittel. Der Raum bestach durch seine feminine Note. Karen Sonnet hatte das Apartment geschmackvoll nach ihren Vorstellungen gestaltet.
Gleichwohl hätte sie im Ernstfall alles stehen und liegen gelassen und wäre geflüchtet.
Ihre Tasche und ihr Rucksack standen fertig gepackt auf dem Bett.
Er lief zu den beiden Gepäckstücken.
Tja, persönliches Pech. Sie hätte türmen sollen, als es noch ging. Um seine Lippen spielte ein hässliches Grinsen.
16
J ackson Sonnet starrte seine neueste Trophäe an - einen riesigen Elchkopf, den er bei seinem letzten Besuch in Alaska erlegt hatte -, dabei tippte er nervös mit den Fingern auf den Schreibtisch. Er wartete. Und er wartete ungern.
Schließlich tauchte Phil Chronies in der Tür zu seinem Arbeitszimmer auf. »Hier ist er, Mr.
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