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Samtschwarze Nacht - Dodd, C: Samtschwarze Nacht - Into the Shadow (Darkness Chosen 03)

Titel: Samtschwarze Nacht - Dodd, C: Samtschwarze Nacht - Into the Shadow (Darkness Chosen 03) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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von einer Kanonenkugel weggepustet.«
    Ein Gesicht geisterte durch Warlords Gehirnwindungen, scheußlich wie eine Halloween-Maske, die fliehende Stirn und die breite Kinnpartie hatten was von der markigen Visage eines Neandertalers. Unwillkürlich schüttelte er sich. »Wer war das?«
    »Irgendein Innokenti Varinski. Ist der neue Befehlshaber der Armeen an der Grenze, wo wir bisher das Sagen hatten.« Magnus seufzte schwer. »Wusstest du, dass er dein Cousin ist?«
    »Nein.« Er war seit vielen Jahren Söldner, hatte jedoch vorher nie einen Varinski kennen gelernt.
    Und dieser eine reichte ihm völlig. »Haben sie Gefangene gemacht? Gibt es Tote? Und Verletzte?«
    »Jede Menge Verletzte - Bobbie Berkley hat es leider auch erwischt, und er wird es vermutlich nicht schaffen; ansonsten haben wir nur acht Männer verloren.« Bitter setzte Magnus hinzu: »Kannst du dir schon denken, was uns demnächst blüht?«
    »Wir sind die neuen Arbeitssklaven, stimmt’s?«, tippte Warlord.
    »In den Goldminen, du hast es erfasst.«
    Zwangsarbeit war das schlimmste Los für seine Männer,
vor allem für Magnus. Sie liebten ihre Freiheit und waren es gewohnt, frei zu entscheiden, und jetzt würden sie malochen müssen … bis sie starben. Ein Gefühl tiefer Schuld ergriff Warlord. Er fühlte sich verantwortlich für das Schicksal seiner Leute. »Wie tief sind wir hier?«
    »Nicht sehr tief. Etwas über zweihundert Meter. Sie päppeln uns zunächst auf, bis wir wieder fit sind …«
    »Wieder fit? Hat es dich etwa auch erwischt?«
    »Ich hab ein Auge verloren, und mein Bein macht mir Sorgen.«
    Es war alles seine Schuld. »Was passiert, wenn wir wieder fit sind?«
    »Dann schicken sie uns in die Tiefe.«
    »Noch tiefer?« Warlord rollte unbehaglich die Schultern. »Wie tief geht es denn hier in diesen verfluchten Bau runter?« Er heilte schnell, schneller als normale Menschen. Seine Knochen wuchsen bereits wieder zusammen, gleichwohl hatten sie ihn ziemlich übel zugerichtet. Er musste es irgendwie schaffen aufzustehen, überlegte er. Verdammt, wie lange dauerte es noch, bis er wieder halbwegs sicher auf seinen Füßen stehen konnte?
    »Um die fünf-, sechshundert Meter. Deshalb dürfen hier in der Gegend auch keine Hubschrauber fliegen, weil sie angeblich von den Luftverwirbelungen aus dem Innern angezogen werden. Je tiefer man kommt, desto näher kommt man der Hölle und desto heißer wird es. Man sagt, die Luft da drin sei toxisch und dass die Männer, die da unten schuften müssen, wie die Fliegen sterben. Und dass sich da nicht mal Würmer halten, die die Leichen verputzen.«
    Es war alles seine Schuld. Einzig und allein seine Schuld. Er hatte seinen Führungsjob vernachlässigt, weil ihm Karen
wichtiger gewesen war als seine Leute, weil er sich nach Karen sehnte, weil er ihre Stimme hören, sie lieben wollte. Seine Männer vertrauten ihm, sie folgten ihm blindlings, und er hatte sie geradewegs in die Sklaverei geführt. Er hatte auf der ganzen Linie versagt.
    Obwohl ihm klar war, was er mit seiner ungezügelten Leidenschaft angerichtet hatte, brannte ihm eine Frage unter den Nägeln: »Konnte Karen entkommen?«
    »Deine Frau?« In Magnus’ Stimme schwang nicht der leiseste Vorwurf. »Ich hab nicht gehört, dass sie sie gefangen genommen hätten, wieso sollten sie auch? Zumal diese verfluchten Varinskis ganz heiß darauf waren, uns sämtliche Knochen zu brechen.Was kümmert sie da eine wehrlose Frau?«
    Warlord schloss erleichtert die Augen.
    Karen war in Sicherheit.
    Dann hob er den Kopf und sagte: »Hör mir zu, Magnus. Ich bin schnell wieder auf dem Damm. Du weißt wieso. Ich hol dich und die Männer hier raus; das schwöre ich dir …«
     
    Karen sträubte sich zwar mental gegen diese Szenerie, aber es war zwecklos, die Vision packte sie und ließ sie nicht mehr los.
    Vier Tage war Warlord mittlerweile hier unten. Er wusste es, weil sie einmal am Tag Essen und Wasser in die Zelle geschoben bekamen. Bobbie Berkley war in ihrem Beisein gestorben; die Wachen hatten ihn vierundzwanzig Stunden in ihrer Zelle liegen lassen, bevor sie seine Leiche wegschleiften. Die Hitze, die Dunkelheit, das Gefühl, unter Millionen Tonnen Erdreich gefangen zu sitzen, lebend und doch wie in einem Grab … alls das hörte nie auf. Hier unten änderte sich nichts.

    Magnus wand sich stöhnend im Schlaf, und als die Wachen einmal mit der Taschenlampe in die Zelle leuchteten, erkannte Warlord seine Verletzungen.
    Er hatte nicht nur ein Auge verloren -

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