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Samuel Carver 04 - Collateral

Samuel Carver 04 - Collateral

Titel: Samuel Carver 04 - Collateral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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nicht allzu langer Zeit noch kontinuierlich instand gehalten wurden, stopfte man die Löcher mit Plastikfolie.
    Mary Utseya war seit vier Monaten mit ihrem Säugling Peter in einem Teil des alten Speisezimmers im Haus Nr. 15 untergebracht, zusammen mit drei Frauen und deren Kindern, nachdem ihr Mann Henry, ein Soldat der malembischen Streitkräfte, bei einem Einsatz im Kongo gefallen war. Sie war gezwungen gewesen, die Quartiere der Verheirateten, wo sie mit ihm gelebt hatte, zu verlassen. Da die Regierung nicht in der Lage war, eine Witwenpension zu zahlen, konnte Mary keine Wohnung für sich allein mieten und hielt sich schon für glücklich, weil ein Freund ihr ein paar Quadratmeter in diesem Speisezimmer angeboten hatte.
    Innerhalb von ein, zwei Wochen nach ihrem Einzug in die Severn Road hatten die Präsidentschaftswahlen stattgefunden. Lautsprecherwagen mit Bewaffneten waren durch die Straße gefahren und hatten die Bewohner vor schrecklichen Konsequenzen gewarnt, falls sie für den verräterischen Gegenkandidaten der
    Volksbefreiungsbewegung stimmen wollten, den verlogenen, prinzipienlosen Patrick Tshonga (der außerdem homosexuell sei und bald an AIDS sterben werde). Mary war für das Wahllokal in der Nachbarschaft nicht registriert und hatte auch nicht die Mittel, um in ihr vormaliges Wohnviertel zu fahren, also war sie nicht wählen gegangen. Hätte sie es getan, hätte sie sicherlich mit den übrigen Bewohnern der Severn Road gestimmt, die mit überwältigender Mehrheit die Drohungen von Gushungos Schergen ignorierten und Tshonga wählten. Ihnen war zwar klar gewesen, dass sie damit nur ihre Zeit vergeudeten, weil Gushungo das Ergebnis sowieso nicht akzeptieren würde. Doch sie waren trotzdem wählen gegangen.
    Jetzt, an einem Freitagabend im Mai, wo der Boden noch feucht vom Regen war, sollten sie für ihre Unverfrorenheit bezahlen.
    Die Operation wurde mit brutaler Rücksichtslosigkeit durchgeführt und war bereits eingeschliffene Routine, denn viele Leute hatten schon das gleiche Schicksal erlitten. Die Straße wurde an beiden Enden gesperrt, die Nachbarstraßen patrouilliert, sodass jeder, der über Hofmauern und Gartenzäune zu entkommen versuchte, geschnappt werden konnte. Dann trafen die Militär-Lkws ein, die mit drei, vier Soldaten bemannt und einem Sergeant unterstellt waren.
    Das Anklopfen sparten sie sich. Die Haustüren wurden eingetreten oder, wo nötig, aufgesprengt. Dann gaben die Soldaten Warnschüsse in die Decke ab, damit die Bewohner vor Angst erstarrten. In den düsteren Räumen, wo nur vereinzelte Gasoder Spirituslampen ein bisschen Licht spendeten, waren die Mündungsblitze sehr wirkungsvoll. Die Soldaten brüllten und stießen wahllos und unablässig mit dem Gewehrkolben zu. Wer von den Bewohnern Glück hatte, konnte noch ein paar Habseligkeiten und etwas zu essen oder Wasser einstecken, bevor er mit dem Bajonett zu den Lkws getrieben wurde. Doch viele stiegen nur mit den Kleidern am Leib auf die Ladefläche.
    Mary Utseya hatte Glück. Sie konnte sich eine Segeltuchtasche über die Schulter werfen und eine Flasche Milch, ein paar Kekse und eine saubere Windel einstecken. Für sich selbst nahm sie nur das gerahmte Foto ihres gefallenen Mannes mit. Es war bei seinem letzten Urlaub zu Hause aufgenommen worden, kurz vor seinem Tod. Er war in Uniform und lächelte stolz in die Kamera, der er seine kürzlich erworbenen Korporalstreifen präsentierte.
    Erst als einer der Soldaten Mary am Oberarm packte und sie auf den Lkw schob, fiel ihr auf, dass seine Uniform dieselben Regimentsabzeichen trug wie Henrys. Diese Männer waren seine ehemaligen Kameraden, seine Waffenbrüder.
    »Kannten Sie Henry Utseya?«, fragte sie, da sie hoffte, besser behandelt zu werden, sobald der Mann davon erfuhr. »Bitte! Er war in Ihrem Regiment. Er fiel bei –«
    Ein Schlag gegen den Kopf brachte sie zum Schweigen. Sie taumelte über die Ladefläche, Peter rutschte ihr aus dem Arm und stimmte das durchdringende Geschrei an, das schon die kleinsten Säuglinge zustande bringen. Benommen von dem Schlag und halb blind vor Bestürzung tastete sie über den Boden, um ihr Baby aufzuheben, bevor der Soldat es ebenfalls zum Schweigen brächte. Sie stieß gegen einen alten Mann, der ihr einen Stiefeltritt verpasste. Eine Frau fing an zu kreischen. Immer mehr Menschen wurden auf den Lkw gestoßen, sodass Mary fürchten musste, ihr Kind könnte zertrampelt werden.
    Endlich ertastete sie Peters Baumwolldecke, sein krauses

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