Samurai 1: Der Weg des Kämpfers (German Edition)
Sand. Auch Akiko, Jiro und Taka-san knieten.
Nur Jack blieb unschlüssig stehen. Er gehörte nicht zu ihnen. Doch Masamoto strahlte eine so absolute Autorität und Macht aus, dass er unwillkürlich trotzdem den Kopf senkte. Den Blick auf den Sand gerichtet, spürte er, wie Masamoto näher kam.
Die nackten Füße des Narbenmannes blieben direkt vor ihm stehen.
13
Pater Lucius
»Você fala o português?«, fragte der Priester Jack.
Masamoto saß auf einem Podest im größten Zimmer des Hauses und der Priester kniete vor dem Samurai auf dem Boden.
»Parlez-vous français?«
Der Priester hatte harte, glasige Augen und schüttere, fettige Haare. Er trug die knopflose Soutane eines portugiesischen Jesuiten. Man hatte ihn als Dolmetscher geholt. Misstrauisch musterte er Jack.
»Habla español?«, fuhr er ungeduldig fort. »Sprichst du Englisch?«
»Falo um pouco«, antwortete Jack. »Oui, un petit peu. Sí, un poco. Aber am liebsten spreche ich meine Muttersprache Englisch. Meine Mutter war Lehrerin und hat dafür gesorgt, dass ich andere Sprachen lerne, sogar Ihre.«
»Verwünschtes Kind! Du wärst gut beraten, mich nicht noch mehr zu deinem Feind zu machen. Du stammst ganz offensichtlich von Ketzern ab und bist in diesem Land nicht willkommen …«
Der Priester bekam einen heftigen Hustenanfall und wischte sich mit einem Taschentuch dunkelgelben Speichel von den Lippen.
Und du bist ganz offensichtlich krank, dachte Jack.
»Du lebst nur deshalb noch, weil du ein Kind bist«, fuhr der Priester fort.
Jack hatte bereits geglaubt, sein letztes Stündlein habe geschlagen, als Masamoto sich am Strand vor ihn gestellt hatte. Doch Masamoto hatte Jack nur befohlen, ihm und seinen Samurai zum Festland zu folgen. Dort wartete Hiroko, um sie zum Haus zu geleiten.
»Doushita? Kare wa doko kara kitanoda?«, fragte Masamoto den Priester.
Seine Schulterwunde war verbunden worden und er trug jetzt einen knisternden himmelblauen, mit weißen Ahornblättern gemusterten Kimono. Er nippte ruhig an einer Tasse Grüntee. Jack konnte nicht glauben, dass derselbe Mann noch wenige Stunden zuvor um sein Leben gekämpft hatte.
Jack stand zwischen zwei bewaffneten Samurai. Links von ihm kniete Akiko und neben ihr der Junge, mit dem sie vor dem Zweikampf gesprochen hatte. Beim Betreten des Zimmers hatte der Junge ihn finster und drohend angestarrt.
»Sumimasen, Masamoto-sama«, sagte der Priester, der auf der anderen Seite von Jack kniete, entschuldigend und steckte sein Taschentuch ein. Er verneigte sich ehrerbietig und das dunkle Holzkreuz, das er um den Hals trug, streifte über den mit Strohmatten bedeckten Boden.
»Herr Masamoto Takeshi will wissen, wer du bist, woher du stammst und wie du hierhergekommen bist«, sagte er zu Jack.
Jack kam sich vor wie vor Gericht. Man hatte ihn in das Zimmer gerufen, um diesem niederträchtigen Jesuiten Rede und Antwort zu stehen. Sein Vater hatte ihn vor solchen Leuten gewarnt. Die Portugiesen hatten wie die Spanier fast zwanzig Jahre lang Krieg gegen England geführt. Zwar war der Krieg jetzt offiziell beendet, aber zwischen den Ländern herrschte noch immer große Feindseligkeit. Die katholischen Jesuiten waren nach wie vor die schlimmsten Feinde Englands – eine schwierige Situation für Jack als englischen Protestanten.
»Ich bin Jack Fletcher aus England. Ich kam an Bord eines Handelsschiffes hierher …«
»Unmöglich, in diesen Gewässern verkehren keine Engländer. Du bist ein Pirat, also verschwende meine Zeit oder die des Samurai nicht mit Heucheleien. Man hat mich nicht hergebracht, um deine Lügengeschichten zu übersetzen.«
»Douka shimashita ka?«, fragte Masamoto.
» Nani no nai, Masamoto-sama …«, sagte der Priester, doch Masamoto unterbrach ihn mit einer herrischen Geste.
»Moushiwake arimasen, Masamoto-sama«, entschuldigte sich der Priester unterwürfig und verbeugte sich erneut. Er hustete in sein Taschentuch und wandte sich wieder an Jack. »Ich frage dich noch einmal, Bürschchen, wie bist du hierhergekommen? Aber beim Blut Christi, sag mir die Wahrheit!«
»Ich habe sie Ihnen schon gesagt. Ich bin mit der Alexandria gekommen, einem Schiff der Niederländischen Ostindien-Kompanie. Mein Vater war der Steuermann. Wir waren fast zwei Jahre unterwegs …«
Der Priester übersetzte, während Jack sprach, und unterbrach ihn dann. »Auf welchem Weg?«
»Wir sind Richtung Süden gefahren, durch die Magellanstraße …«
»Unmöglich, die ist geheim.«
»Mein Vater
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