Samurai 2: Der Weg des Schwertes (German Edition)
nach England kommt!« 3
»Entschuldigung, was hast du gesagt?«, fragte Akiko.
Jack tat, als übersetze er seine Bemerkung. »Bei uns in England gibt es noch keinen Tee.«
»Deine Landsleute fahren mit ihren Schiffen überallhin, aber ihr habt keinen Tee? Wie schade, dass ihr etwas so Vollkommenes nicht kennt!«
»Wir haben andere Getränke«, erzählte Jack, obwohl er sich eingestehen musste, dass die Getränke an Bord der Alexandria auch gewöhnungsbedürftig gewesen waren.
»Die sind bestimmt auch gut … Aber was hältst du von dem goldenen Teehaus? Wenn man sich vorstellt, dass der Daimyo das ganze Haus einmal zum Kaiserpalast transportiert hat, um den Kaiser persönlich zu bewirten! Er hat uns wirklich eine große Ehre erwiesen.«
Jack ließ Akiko reden. Japaner drückten ihre Gefühle meist nur in sehr zurückhaltenden Worten aus, umso mehr freute er sich über Akikos Begeisterung. Während sich Akiko mit Yamato über die Teezeremonie unterhielt, dachte er an die Burg Nijo und den Palast in ihrem Inneren. Der Aufwand, den der Daimyo zu seinem Schutz trieb, verblüffte ihn. Takatomi war sehr stolz auf die Sicherheitsvorkehrungen, die er nach dem Attentatsversuch Drachenauges getroffen hatte. Ihre Wirksamkeit hatte er bei dem Fluchtspiel seiner Gäste eindrucksvoll vorgeführt.
Er hatte gesagt, dass die Burg nun gegen Ninja geschützt sei.
In diesem Fall, schloss Jack, war die Nische hinter dem Wandteppich das sicherste Versteck für den Portolan oder jedenfalls ein viel besserer Aufbewahrungsort als ein dünner Futon oder das Schulgelände. In der Schule würde Drachenauge sowieso zuerst suchen. Jack musste irgendwie bewerkstelligen, dass er noch einmal in die Burg zurückkehren und das Logbuch dort verstecken konnte.
»Kiai!«, schrie Akiko.
Ihre Faust fuhr auf das dicke Brett nieder.
Und prallte ab.
Der Schlag sah äußerst schmerzhaft aus und Jack zuckte mitfühlend zusammen. Akiko zog die Hand an die Brust und Tränen traten ihr in die Augen. Sie hatten den ersten Unterricht des Tages bei Sensei Kyuzo und die Freude vom Vorabend war verflogen.
»Der Nächste!«, rief Sensei Kyuzo ohne die geringste Regung von Mitgefühl.
Akiko kniete wieder in die Reihe der Schüler und Jack trat vor das kurze, rechteckige Brett aus Zedernholz. Es war daumendick und man schien ihm mit bloßen Händen nichts anhaben zu können. Trotzdem hatte Sensei Kyuzo es auf zwei dicke Blöcke in der Mitte der Übungshalle gelegt und den Schülern aufgetragen, es mit der Faust zu zerbrechen.
Bisher hatte niemand es geschafft.
Jack ballte die rechte Faust, holte aus und schlug mit aller Kraft zu. Schmerzhaft lief die Erschütterung des Aufpralls durch seinen Arm. Das Brett splitterte nicht einmal, dagegen hatte Jack das Gefühl, als seien sämtliche Knochen seiner Hand gebrochen.
»Erbärmlich«, schnarrte Sensei Kyuzo und schickte ihn mit einer verächtlichen Handbewegung weg. Jack kehrte zu den anderen Schülern zurück, die alle gequetschte Hände und schmerzende Arme hatten.
»Eisen ist voller Verunreinigungen, die es schwächen«, erklärte Sensei Kyuzo ungerührt. »Erst durch Schmieden wird es zu Stahl und zu einem rasiermesserscharfen Schwert. Samurai entwickeln sich genauso. Wer beweisen will, dass er es verdient, in den Kreis der Drei aufgenommen zu werden, muss drei solcher Bretter gleichzeitig durchschlagen.«
Er holte plötzlich aus, ließ sich mit dem ganzen Körper fallen, schrie laut »kiai!« und schlug mit der Faust auf das Brett.
Es zerbrach wie ein Essstäbchen.
»Ihr seid wie Eisen, das darauf wartet, zu einem starken Krieger geschmiedet zu werden«, fuhr Sensei Kyuzo fort, als sei nichts geschehen. »Eure Schmiede ist tamashiwari , das Zerschlagen von Holz.«
Er blickte vielsagend in Jacks Richtung.
»Einige von euch sind allerdings stärker verunreinigt als andere.« Er ging zu einem der mächtigen Holzpfeiler der Halle.
Jack biss sich auf die Lippe. Diesmal wollte er sich nicht provozieren lassen.
»Ihr müsst üben und diese Verunreinigungen aus euch hinausschlagen.« Sensei Kyuzo zeigte auf ein Polster aus Reisstroh, das mit einer Schnur in Brusthöhe an den Pfeiler gebunden war.
Er schlug mit der Faust darauf. Der Pfeiler dröhnte dumpf unter der Wucht seines Schlages.
»Das ist ein Schlagpfosten. Ich habe an jedem Pfeiler der Halle einen eingerichtet. Ihr werdet an ihm das Schlagen üben und die Knochen eurer Hand stärken. Das ist für alle Samurai eine gute Übung. Zwanzig Schläge
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