Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Samurai 2: Der Weg des Schwertes (German Edition)

Samurai 2: Der Weg des Schwertes (German Edition)

Titel: Samurai 2: Der Weg des Schwertes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bradford
Vom Netzwerk:
Spalt.
    Akiko lag schlafend unter ihrer Decke – und es sah aus, als liege sie schon längere Zeit dort.
    Jack spürte auf einmal, wie müde er war. Er hatte Hunger und die ganze Nacht nicht geschlafen. Hatte er sich den Eindringling womöglich nur eingebildet?
    Er beschloss, am Morgen mit Akiko darüber zu sprechen. Jetzt wollte er nur noch schlafen. Er kehrte in sein Zimmer zurück und sank auf den Futon. Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Er sah den Daruma an und konzentrierte sich aufs Einschlafen. Schon bald spürte er, wie seine Augenlider schwer wurden.
    Er hätte schwören mögen, dass er die Augen nur einen kurzen Moment geschlossen hatte, da stand schon Yamato in der Tür und die Morgensonne schien hell ins Zimmer.
    »Aufstehen, Jack!«, rief Yamato. »Du hast das Frühstück verpasst und Sensei Kano sagt, wir sollen gleich in die Übungshalle kommen. Heute haben wir die erste Unterrichtsstunde in b ō jutsu .«
    Sie ließen das geschäftige Treiben der Stadt hinter sich, überquerten die große Holzbrücke über den Kamogawa und gingen nach Nordwesten in Richtung des Berges Hiei. Obwohl es schon Spätsommer war, war es noch warm und trocken. Am Himmel stand keine einzige Wolke. Verstreut auf den bewaldeten Berghängen erhoben sich einige ausgebrannte Tempel und glänzten im Morgenlicht wie abgebrochene Zähne.
    Sensei Kano, selbst ein Berg von einem Mann, ging voraus und schlug mit seinem langen weißen Stock bei jedem Schritt auf den Boden. Die Schüler folgten ihm wie Schafe ihrem Hirten. Sie gingen in zwei ordentlichen Reihen im Gleichschritt mit dem rhythmischen Klopfen des Stocks.
    Die Klasse hatte wie befohlen vor der Übungshalle auf den neuen Lehrer gewartet. Zusammen mit den anderen hatte Jack zugesehen, wie Arbeiter bereits am frühen Morgen damit beschäftigt waren, die Fundamente der neuen Halle des Falken auszuheben. Dann war Sensei Kano gekommen. Er hatte die Schüler mit einem kurzen Nicken begrüßt und ihnen befohlen, jeweils einen hölzernen Langstock von dem Stapel zu nehmen, der in der Übungshalle vor der Waffenwand aufgeschichtet war. Dann waren sie in flottem Tempo losmarschiert.
    Ihr Lehrer hatte seitdem kein Wort mehr gesprochen.
    Bei ihrer Ankunft am Fuß des Berges stand die Sonne bereits hoch am Himmel. Die Schüler waren vom schnellen Marsch und dem Staub der Straße verschwitzt und durstig, deshalb war ihnen der kühle Schatten des Zedernwaldes sehr willkommen. Sie stiegen bergauf.
    Dabei zogen sich die Reihen etwas auseinander und Jack hatte endlich Gelegenheit, mit Akiko zu sprechen.
    »Wo uns Sensei Kano wohl hinbringt?«, eröffnete er das Gespräch beiläufig.
    »Wahrscheinlich zum Kloster Enryakuji.«
    »Warum dorthin? Hast du mir nicht gesagt, ein Feldherr hätte es zerstört?«
    »Ja, Nobunaga.«
    »Was gibt es dann dort noch?«
    »Nichts mehr, nur die Überreste einiger Hundert verlassener Tempel. Enryakuji ist seit mehr als vierzig Jahren ein Grab.«
    »Seltsam, dass wir ausgerechnet dort üben.« Jack trat dicht neben sie und vergewisserte sich, dass ihnen niemand zuhörte.
    »Was hast du übrigens vergangene Nacht gemacht?«, fragte er flüsternd.
    Akiko zögerte kurz, dann antwortete sie, den Blick starr geradeaus gerichtet: »Ich habe Kraniche gefaltet.«
    »Nein, ich meine später, kurz vor Morgengrauen. Ich habe dich vor der Halle der Löwen gesehen. Du warst ganz in Schwarz gekleidet wie ein Ninja!«
    Auf Akikos Gesicht mischten sich Unglauben und Schrecken.
    »Du irrst dich, Jack, bestimmt. Ich habe geschlafen wie die anderen.«
    »Aber ich habe eine Gestalt gesehen – und ich schwöre, sie sah aus wie du. Doch als ich die Halle betrat, war da niemand.«
    »Bist du sicher, dass du es dir nicht eingebildet hast?« Akiko sah ihn besorgt an. »Du siehst ziemlich müde aus. Hast du überhaupt geschlafen?«
    Jack schüttelte den Kopf. Er wollte gerade die nächste Frage stellen, da hörte er hinter sich einige andere Schüler näher kommen.
    Aus den Augenwinkeln musterte er Akiko, aber ihr Gesicht verriet nichts. Vielleicht hatte er sich das alles tatsächlich eingebildet. Warum hätte Akiko ihn anlügen sollen? Und wenn die Gestalt nicht Akiko gewesen war, wer dann?
    Jack wurde durch einen dumpfen Ton aus seinen Gedanken gerissen. Sensei Kano war stehen geblieben und hatte den Stock ein letztes Mal auf den Boden gestoßen. Die Schüler blieben stehen.
    »Wir gehen hier hinüber«, verkündete der Sensei mit tiefer, volltönender Stimme, die wie ein

Weitere Kostenlose Bücher