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Samurai 3: Der Weg des Drachen

Samurai 3: Der Weg des Drachen

Titel: Samurai 3: Der Weg des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bradford
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sein Vormund auch noch in seine legendäre Technik des Kampfes mit zwei Schwertern einweihen. Wenn er diese Kunst erst beherrschte, so hoffte er, war er wie Masamoto unbesiegbar und musste nicht mehr um sein Leben bangen. Er stellte sich vor, wie er gegen Drachenauge kämpfte und ihn endgültig überwältigte.
    Yamato neben ihm starrte ebenfalls ins Leere. Bestimmt beschäftigte ihn der bevorstehende Kampf gegen Kazuki und seine Bande.
    Jack hatte den Freund davon abbringen wollen, aber die Anspielung, er sei nicht gut genug für die Technik der beiden Himmel, hatte Yamato zutiefst gekränkt. Dickköpfig weigerte er sich, vom Kampf zurückzutreten. Er schien fest entschlossen, sich entgegen aller Wahrscheinlichkeit zu beweisen.
    Jack wusste nicht, wie lange er schon in Gedanken verloren so dasaß. Plötzlich merkte er, dass Sensei Nakamura ihn ansah.
    »Brauchst du Hilfe?«, fragte sie.
    »Entschuldigung, Sensei«, murmelte Jack, »aber ich weiß nicht, worüber ich schreiben soll.«
    Sensei Nakamura nickte nachdenklich.
    »Wenn ein Freund dich fragt ›Was ist los?‹ oder auch ›Was hat dich eben zum Lächeln gebracht?‹, dann ist ein Haiku die Antwort auf dieses ›was‹. Du kannst deine Gefühle anderen erst mitteilen, wenn du die Ursache dieser Gefühle zeigst. In einem Haiku bringst du sie auf den Punkt. Versuche es doch einmal.«
    Jack nahm seinen Pinsel auf und tat so, als schreibe er. Zwar verstand er das Prinzip des Haiku jetzt ein wenig besser, aber sein Kopf blieb leer.
    Die anderen schienen mit ihrer Aufgabe inzwischen gut voranzukommen. Sogar Saburo schrieb eifrig. Doch als Jack einen Blick zu ihm hinüberwarf, sah er, dass Saburo einen Samurai und einen Ninja zeichnete.
    »Das ist nur was für Mädchen«, beschwerte Saburo sich leise.
    Akiko drehte sich zu ihm um und sah ihn böse an.
    »Stimmt überhaupt nicht«, sagte sie empört. »Die meisten berühmten Dichter sind Männer. Obwohl ihre Gedichte überhaupt nicht besser sind als die von Frauen. Sensei Nakamuras Haikus beweisen das.«
    »Aber warum sollte ein Samurai lernen, Haikus zu dichten?«, beharrte Saburo. »Wir werden doch zu Kriegern ausgebildet, nicht zu Dichtern. Mit Worten kann man einen Gegner schlecht bekämpfen.«
    »Wer am meisten redet, hört am wenigsten«, bemerkte Sensei Nakamura von ihrem Platz am Fuß des Schreins. Wieder sprach sie leise, aber mit einem solchen Nachdruck, als hätte sie die Ruhestörer angeschrien.
    »Kommt mir trotzdem sinnlos vor«, murmelte Saburo. Er verbeugte sich und tauchte seinen Pinsel in die Tusche ein.
    »Wer nur mit den Händen arbeitet, ist ein Arbeiter«, sagte Sensei Nakamura.
    Jack bekam einen fürchterlichen Schreck. Die Lehrerin war lautlos wie ein Gespenst durch die Halle gegangen und stand plötzlich neben ihm.
    »Wer mit Händen und Kopf arbeitet, ist ein Handwerker«, fuhr sie fort und betrachtete gelangweilt Saburos Zeichnungen. »Wer aber mit Händen, Kopf und Herz arbeitet, ist ein Künstler. [3] Dasselbe gilt für den Schwertkämpfer. Du hast vielleicht gelernt, deine Hände zu gebrauchen, Saburo-kun, aber du musst erst noch zeigen, dass du auch mit dem Kopf oder dem Herzen arbeiten kannst.«
    Saburo schwieg beschämt, beugte sich über sein Blatt und begann zu schreiben.
    Jack starrte wieder aus dem Fenster. Er hatte immer noch keine Idee und was ihm einfiel, kam ihm schwach oder dumm vor. Er sah, wie die Sonne langsam über das Dach des Tempels wanderte. Die Zeit zog sich endlos in die Länge.
    Schließlich beendete Sensei Nakamura die Übung.
    »Lest euer Haiku jetzt bitte eurem Nachbarn vor«, befahl sie. »Vielleicht können sie den Moment nachempfinden, den ihr ausdrücken wolltet.«
    Jack sah Saburo an und zeigte auf sein leeres Blatt.
    »Macht nichts«, sagte Saburo. »Aber ich glaube, meins wird dir gefallen.«
    Er las Jack sein Gedicht leise vor.
    Jack musste kichern.
    »Was ist so lustig?«, fragte Sensei Nakamura.
    »Nichts, Sensei.« Jack versuchte sein Grinsen zu unterdrücken.
    »Vielleicht willst du dein Haiku allen vorlesen.«
    Jack senkte den Blick verlegen. »Mir ist leider keins eingefallen.«
    »Du hast kein einziges Wort zustande gebracht, obwohl du den ganzen Nachmittag Zeit hattest?«, sagte Sensei Nakamura enttäuscht. »Dann soll jetzt dein Freund seines vorlesen.«
    Saburo sah sie ganz entsetzt an. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie ihre Haikus der ganzen Klasse vorlesen mussten.
    »Muss das sein? Es ist nicht besonders gut.«
    »Lass mich das

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