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Samurai 4: Der Ring der Erde (German Edition)

Samurai 4: Der Ring der Erde (German Edition)

Titel: Samurai 4: Der Ring der Erde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bradford
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die Wahrheit. Oder handelte es sich einfach nur um eine Frucht?
    Soke hatte ihn ins Grübeln gebracht. Vielleicht war Jack mit seinem Urteil vorschnell gewesen. Vielleicht wollten die Ninja ihm tatsächlich helfen. Fragte sich nur, warum. Sie mochten einen gemeinsamen Feind haben, aber es musste einen weiteren Grund geben. Und den konnte er nur herausfinden, wenn er blieb.
    Außerdem war nach wie vor ungeklärt, wie er es schaffen sollte, das Gebirge zu überqueren, den Samuraipatrouillen auszuweichen und später an den Kontrollpunkten entlang der Straße nach Nagasaki vorbeizukommen. Der Gedanke, sich einige Fähigkeiten der Ninja anzueignen, war verlockend. Miyuki war lautlos wie ein Schatten durch den Wald gehuscht, Drachenauge war mühelos wie ein Geist in schwer bewachte Burgen eingedrungen. Die Ninja verstanden sich meisterhaft auf die Kunst der Heimlichkeit. Mit ihren Fähigkeiten konnte Jack den Samurai entkommen, ohne gegen sie zu kämpfen.
    Aber wurde er nicht seinem Vormund Masamoto untreu, wenn er solch dunkle Künste erlernte? Der große Schwertkämpfer hatte ihn nach dem Vorbild des wahren und edlen Samurai erzogen. Und er hatte sein ganzes Leben lang gegen Ninja gekämpft. Andererseits, hatte nicht auch Akiko eine Ausbildung zum Ninja gemacht, und zwar auf ausdrückliche Anordnung von Masamoto?
    Um einen Gegner zu kennen, muss man werden wie er.
    Vielleicht sollte er genau das tun. Wenn es ihm nur nicht so schwergefallen wäre!
    Das Vaterunser fiel ihm ein. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Als Christ hatte er gelernt, dass man vergeben musste. Aber wie konnte er jenen vergeben, die seinen Vater auf dem Gewissen hatten?
    Plötzlich fiel ihm ein: Drachenauge war gar nicht von Anfang an Ninja gewesen. Er war als Samurai geboren worden. Die Wirren des Krieges und seine finsteren Ziele hatten ihn zum Ninja gemacht. Zwar war er erst mit ihren Fähigkeiten zu einem so furchtbaren Mörder geworden, aber ein reines Herz hatte er nie besessen.
    Wenn Jack den Idealen der Samurai treu bleiben wollte, musste er vor allem der ersten Tugend des Bushido folgen, der Aufrichtigkeit. Er musste alle Menschen gleich und gerecht behandeln. Bevor er die Ninja deshalb wie Drachenauge als Teufel verurteilte, musste er ihnen die Gelegenheit geben, sich zu bewähren.
    Auf ein paar Tage kommt es nicht an, dachte er. Und vielleicht lerne ich ja wirklich etwas Nützliches.
    Wenn er blieb, musste er freilich ständig auf der Hut sein.
    In Gedanken verloren war er die ganze Zeit am Rand des Teichs auf und ab gegangen. Als er sich einem großen Ahorn näherte, hörte er Hanzo rufen.
    »Hier oben, Tengu!«
    Jack sah den Jungen hoch über dem Wasser an einem Ast hängen.
    »Was machst du da?«
    »Ich übe«, antwortete Hanzo, als könnte das jeder sehen.
    »Was denn?«
    »Festhalten. Man muss stark sein, wenn man Mauern hinaufklettern will. Manchmal muss man sich stundenlang festhalten, bevor man fliehen kann. Ich wette, du kannst das nicht so lange wie ich.«
    Jack lächelte. Die Begeisterung des Jungen war ansteckend und zugleich vertraut. Hanzo erinnerte ihn ein wenig an seinen guten Freund Yori. Jack beschloss, dass er genug nachgedacht hatte, legte Schwerter und Tasche ab und kletterte den Baum hinauf. Auf allen vieren kroch er den Ast entlang, an dem Hanzo hing, und ließ sich neben ihm hinunter.
    »Und wie lange machen wir das jetzt?«
    Hanzo grinste. »Bis einer von uns reinfällt.«
    Miyuki tauchte am Ufer auf.
    »Du hast dich offenbar zum Bleiben entschieden«, sagte sie mit einem spöttischen Grinsen.
    »Für ein paar Tage, ja«, antwortete Jack. »Danke, dass du mich heute Morgen gerettet hast.«
    »Bedank dich nicht bei mir. Ich habe auf Befehl gehandelt. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich dich deinem Schicksal überlassen.«
    »Nein, das hättest du nicht«, rief Hanzo erschrocken. »Shonin sagte, Jack sei einer von uns.«
    Miyuki schnaubte verächtlich. »Jedenfalls ist er kein Ninja. Ein Samurai hat gar nicht das Können oder das Herz, um ein echter Ninja zu sein.«
    »Natürlich hat er das. Jack ist der König der Tengu!«
    »Ach wirklich?«, spottete Miyuki.
    »Offenbar ja«, sagte Jack und schaukelte gelassen ein wenig hin und her. Seine frühere Fertigkeit, als Mastaffe an einer Rah zu hängen, kehrte rasch zurück.
    Miyuki blickte böse zu ihm hinauf. »Du glaubst, was du da tust, macht einen Ninja aus dir? Das ist doch was für Kinder.«
    Jack, der die Niederlage

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