Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sanctum

Sanctum

Titel: Sanctum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
bedeutete den Padres, die sich von ihren Sesseln erhoben hatten, dass sie sitzen bleiben sollten. »Kehren Sie zu Ihren Freunden zurück und lassen Sie mir meine Ruhe.«
    Eric war nur wenige Zentimeter vom unteren Saum der Soutane entfernt, und ein bekannter Geruch umwaberte ihn. Er dachte an den Kampf gegen die Bestie im Wald, an die Welpen, die er getötet hatte …
    Rotonda schubste ihn mit dem anderen Fuß weg, spielerisch fast, und doch auf die Balustrade zu – und vor allen Dingen mit einer Kraft, die man der Bewegung nicht ansah. Und die Eric auf keinen Fall erwartet hatte. Sie warf ihn gegen die Brüstung, beinahe hätte er das Gleichgewicht verloren und wäre in die Tiefe gestürzt. Der Padre verschränkte die Arme auf dem Rücken und lächelte arrogant und tückisch. Der linke Fuß verharrte auf dem Medaillon. »Ich darf Sie bitten zu gehen, bevor Ihnen noch etwas zustößt, Signore Landur.«
    »Sicher, keine Sorge, Padre.« Er senkte die Stimme. »Wenn ich herausfinden sollte, dass Sie …« Eric spürte den Luftzug, dann packten ihn starke Hände rechts und links an den Schultern. Die Arme wurden umgebogen, und er befand sich unversehens in einem Abführgriff.
    »Sie sind hier nicht erwünscht«, sagte jemand neben ihm. Eric erkannte die Stimme des Türstehers wieder. »Signore Rossi hatte im Gegensatz zu Ihnen eine Einladung.« Sie zerrten ihn zum Fahrstuhl.
    Eric ließ es geschehen, auch wenn es ihm ein Leichtes gewesen wäre, die beiden Männer auszuschalten. Er sah seinen Verdacht gegen den Priester bestätigt: Der frische Geruch des Bestienwelpen hatte ihn verraten. Giacomo Rotonda wusste, wo er sich aufhielt, denn der Saum war eindeutig mit dem Wesen in Kontakt gekommen. Vor nicht allzu langer Zeit.
    Der Lift fuhr nach unten und brachte sie in den Keller, wo sie ihn unsanft in die Garage des Hotels stießen. Hier warteten noch drei weitere Securityleute, die ihre Jacketts ausgezogen hatten. Es war mehr als eindeutig, was gleich geschehen sollte.
    »Ich habe nichts gegen euch«, versuchte Eric zu beschwichtigen.
    »Du bist ein Schnüffler«, sagte der Mann, der ihn abgeführt hatte. »Scheiße, wegen dir bin ich beinahe meinen Job losgeworden.« Er nahm Schlagringe hervor und streifte sie sich über die Finger. »Das gibt mächtig Dresche für dich.«
    Eric grinste. »Glaube ich nicht.« Mit der freien Hand langte er unter seine Smokingjacke und zog die P9. »Jemand Lust auf eine Schießerei?«
    Sie wichen alle zurück.
    »Gut. Ich gehe dann einfach so, wenn ihr nichts dagegen habt.«
    Er bewegte sich rückwärts bis zur Ausfahrt aus der Tiefgarage, steckte die Pistole weg und ging gemessenen Schrittes hinaus auf die Straße; gleich darauf saß er in einem Taxi und befand sich auf dem Weg zum Haus.
    Es war ein erfolgreicher Abend gewesen.

XIV.
KAPITEL

    7. Januar 1768, Italien, Rom
    Leider wird auch dieser Tag nicht mit einem Erfolg gekrönt werden«, sagte Debora mit blauen Lippen. Sie kratzte eine Hand voll Maronen mit einer Kelle zusammen und schüttete sie in ein Schälchen, das aus Strohhalmen geflochten war. »Es tut mir Leid. Ich hatte wirklich gehofft, Euch heute endlich etwas berichten zu können, was uns weiterbringt.«
    Jean wusste, dass Debora schon viele Stunden in dieser Seitenstraße hinter ihrem kleinen Ofen der Kälte trotzte. Sie hatte sich in zwei Lagen Kleidung und einen Mantel gehüllt und röstete Maronen über den Flämmchen, die im unteren Teil des Ofens brannten. Als Maronenverkäuferin fiel sie nicht weiter auf und konnte so unauffällig den Eingang des gedrungenen Hauses gegenüber beobachten; dort lebte der zweite Kumpan des Comtes, der auf den Namen Vincenze Ruffo hörte.
    »Es ist nicht deine Schuld.« Jean nahm das Schälchen entgegen und reichte ihr ein paar Münzen. »Geh nach Hause«, entließ er sie dann, »sonst erfrierst du mir trotz des Feuers. Schicke Sarai als Ablösung, ich bleibe solange hier.«
    Sie nickte und eilte davon.
    Jean nahm ihren Platz ein, damit er alles auf der gegenüberliegenden Straßenseite sehen konnte, und warf ein paar Holzstücke und etwas Schnee in den Ofen. Der aufsteigende Rauch raubte ihm zwar kurz die Sicht, dafür verdeckte er ihn auch. In diesem Fall war Tarnung wichtig.
    Jean schälte eine Marone und aß den mehligen, nussigen Kern. Er hatte die Hoffnung fast aufgegeben, dass Ruffo überhaupt etwas mit dem Comte und mit dem immer noch verschwundenen Bernini zu tun hatte.
    Die Beobachtungen der letzten Monate hatte gezeigt, dass

Weitere Kostenlose Bücher