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Sanctum

Sanctum

Titel: Sanctum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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kam auch der Geruch nach schwerem Tabak, mindestens einer von ihnen rauchte also entspannt eine Zigarre. Das war gut. Sie wähnten sich in Sicherheit.
    Jean erklomm die Stiegen, bis er vor der Tür stand und mit dem Lauf dagegen pochte. »Signore, prego«, rief er mit hoher, verstellter Stimme. Es würde genügen, um einen von ihnen dazu zu bringen, die Tür zu öffnen.
    Schritte näherten sich, eine ungehaltene Stimme sagte etwas, dann öffnete sich der Eingang einen Spalt.
    Bevor die Tür ganz aufging, trat Jean mit aller Kraft gegen das Holz. Nach kurzem Widerstand und einem lauten Schrei, gefolgt von dem Fallen eines Körpers, flog sie auf, und er stürmte hinein.
    Der Comte stand bereits und befand sich halb auf dem Weg zum Fenster, Ruffo lag auf dem Rücken und versuchte benommen, sich aufzurichten; aus seiner Nase lief Blut. Bernini beugte sich nach vorn und langte nach der Pistole, die auf dem kleinen Tisch lag. In seinem Mund steckte eine Zigarre.
    Jean überlegte nicht lange und feuerte beide Läufe auf den flüchtenden Comte ab.
    Die Schüsse erklangen unmittelbar hintereinander, die aufstiebenden Pulverdampfwolken schoben sich vor ihn und verhinderten, dass er den Todfeind sah – doch gleich darauf erklang das unmissverständliche Krachen von Holz und Splittern von Glas.
    Neben Jean donnerte eine Pistole, aber die Kugel verfehlte ihn. Er rannte durch den Rauch, sah das zerstörte Fenster und das dunkle Blut auf dem Rahmen; der Comte war von mindestens einem Geschoss getroffen worden!
    Ein Blick hinaus zeigte ihm, dass sein Feind aber nicht tödlich verletzt war. Er hinkte die Gasse entlang, vorbei an dem kleinen Maronenofen, wobei er selbst zwei dünne Rauchfahnen hinter sich herzog. Die Kugeln steckten im Arm und in der Schulter.
    Jean schwang sich ohne langes Nachdenken auf das Fenstersims und wollte hinausspringen, da schlossen sich zwei Arme von hinten um seine Körpermitte und zogen ihn ruckartig zurück. Er sollte zu Boden geschleudert werden, doch er fing sich ab und schlug mit dem Pistolenlauf nach der heranfliegenden Faust.
    Das Eisen zerschmetterte die Fingerknochen. Bernini schrie auf und wich zurück, langte nach einem Säbel, der an der Wand hing, und schwang ihn gegen Jean. »Du wirst dich nicht von der Stelle rühren, Mörder!«, schrie er ihn an und schob sich dabei vor das Fenster.
    »Auf einmal könnt Ihr Französisch, Monsieur? Lasst mich auf der Stelle den Comte verfolgen«, knurrte Jean. »Er ist der Mörder, nicht ich.«
    »Ich weiß alles! Du hattest niemals vor, ihm Geld zu bringen. Du bist von seinen Pariser Feinden ausgesandt worden, um die Schulden einzutreiben und ihn mitzunehmen, um ihn vor Gericht zu bringen.« Er zerschnitt die Luft mit zischenden, wütenden Hieben. »Oder ihn umzubringen, falls er sich weigern sollte.«
    »Unsinn!« Jean überlegte, ob er einen Angriff wagen durfte, obwohl er nicht wusste, wie sicher der geckenhafte Mann im Umgang mit dem Säbel war. »Der Comte belügt Euch! Er …«
    »Wo sind deine Kameraden?«
    »Meine Kameraden?«
    »Tu nicht so scheinheilig! Die Männer, die uns schon seit Wochen verfolgen, die meine ich.« Bernini sah rasch zu Ruffo, der immer noch auf dem Boden lag und sich stöhnend umherwälzte. Die Tür hatte ihn übel getroffen.
    Diese Bemerkung gefiel Jean gar nicht. Selbst wenn die Seraphim Bernini verfolgt und er sie entdeckt hätte, konnte man sie unmöglich für Männer halten. Demnach gab es weitere Mitspieler. Vertraute des Panterwesens? »Wie seid Ihr dem Panter entkommen?«
    »Gar nicht. Er ließ mich einfach in einer Ecke fallen, in der ich wieder zu Bewusstsein kam.« Bernini fixierte Jean mit Blicken. »Was weißt du über diesen Dämon?«
    »Hat er Euch gebissen?«
    »Ich habe ein paar Kratzer im Genick abbekommen.« Er rückte näher an Jean heran. »Ich frage dich noch einmal: Was weißt du über diese Ausgeburt der Hölle, die seitdem so oft durch meine Träume jagt, dass ich mich vor ihr verstecke?«
    Die Handlung des Wandelwesens ergab nur einen Sinn: Der Panter hatte gewusst, dass Bernini den Comte früher oder später wieder treffen würde, und seine Leute an die Fersen des Mannes geheftet. »Er ist Euch gefolgt«, sagte er leise und schaute aus dem Fenster über die Dächer. »Er wusste, dass Ihr den Comte sehen würdet, und benutzte Euch als Lockvogel.« Jean senkte die Waffen. »Der Panter will nichts von Euch, sondern vom Comte. Wie ich.«
    Ruffo stöhnte, erhob sich langsam und wischte das Blut unter

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