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Sanctum

Sanctum

Titel: Sanctum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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der Nase weg. Er starrte Jean an, schaute zu Bernini und sagte etwas auf Italienisch – was Jean so verstand, dass man unbedingt die Wahrheit aus ihm herausbringen sollte, bevor man ihn umbrachte –, dabei stand er auf, wankte zu einem Stuhl und ließ sich darauf fallen.
    »Es wird Zeit für eine Erklärung, Monsieur«, sprach Bernini und senkte den Säbel. »Und ich verspreche Euch: Ihr werdet nicht eher aus diesem Zimmer kommen, bis ich weiß, in was Ruffo und ich durch die Bekanntschaft mit dem Comte hineingeraten sind. Es geht nicht nur um uns beide, sondern um das Wohl unserer Familien.«
    Jean schritt an ihm vorbei und sah aus dem Fenster. Die Seraphim hatten sich an der Ecke eingefunden, Sarai überquerte gerade die Straße und hielt auf die Stufen des Hauses zu. »Nein«, rief er hinab. »Er ist wieder weg. Wartet dort unten.« Er sah rasch zum Himmel, der klar und rein war. Es würde keinen Regen geben, der die Blutspur des Comte verwischte. »Ich bin sofort bei euch.« Er drehte sich um und schaute in den Lauf einer Pistole. Bernini hatte nachgeladen.
    »Wie ich schon sagte: Wir verlangen eine Erklärung«, wiederholte er.
    Jean beschloss, sie einzuweihen und auf seine Seite zu ziehen. Auf diese Weise käme er dem Comte rascher auf die Spur, denn diese beiden Männer kannten ihn und seine römischen Gewohnheiten besser als jeder andere. Und sie wussten von den Plätzen, an denen man untertauchen konnte.
    »Messieurs, der Comte ist ein Wandelwesen, eine Kreatur, wie Ihr sie schon einmal gesehen habt und die Euch entführte.« Er nickte Bernini zu und lud seine beiden Pistolen ebenfalls. Niemand hinderte ihn daran, was er als gutes Zeichen wertete. »Bevor ich jedoch weiterspreche«, er griff mit seiner behandschuhten Hand in den Beutel mit den Silberkugeln und warf jedem eine davon zu, »fangt sie.«
    Ruffo griff vorbei, Bernini schnappte seine dagegen. Erst als Vincenze seine gefunden und angefasst hatte, gab sich Jean zufrieden. »Das Silber hätte Euch, Monsieur Bernini, als ein Wandelwesen enttarnt. Es brennt sich in die Haut dieser Kreaturen und fügt ihnen unglaubliche Schmerzen zu. Silber vermag sie zu töten, sonst nichts. Zu Eurem Glück war der Biss des Panters nicht stark genug, um Euch mit dem Wahn zu infizieren.«
    Berninis Augen weiteten sich. Rasch übersetzte er für seinen Freund, dessen Züge deutlich machten, wie wenig er von den Worten des Fremden glaubte. Doch das eindringliche Zureden schien ihn zu beeindrucken und davon abzuhalten, Jean als Wahnsinnigen abzutun.
    »Ich habe ihm eben von der Nacht unseres ersten Zusammentreffens berichtet und dass ich das Wandelwesen mit eigenen Augen sah.« Bernini rieb sich den Nacken. »Ich bin mehr als erleichtert, dass mich dieser Fluch nicht traf.«
    »Ihr hattet das Glück, an eine Kreatur zu geraten, die einen Verstand besitzt und das Animalische und Böse in sich beherrscht. Sie hat kein Verlangen danach, dass noch ein schwarzer Panter durch Rom streift und ihr das Territorium streitig macht. Andernfalls wärt Ihr nun tot, niedergestreckt durch meinen Silberdolch oder eine Silberkugel.« Jean steckte die Pistolen in ihre Halterungen auf dem Rücken. »Aber der Panter ist nicht das einzige Wandelwesen. Der Comte gehört zu ihnen, auch wenn er ein Loup-Garou ist und bisher in seiner Heimat, dem Gevaudan, gewütet hat. Habt Ihr von der Bestie dort gehört?«
    »Er? Er soll die Bestie sein, von denen die Zeitungen schrieben?« Bernini wurde bleich.
    Jean nickte. »Ich schwöre es Euch bei den Silberkugeln in meinen Pistolen. Ich jage ihn, um Vergeltung zu üben.«
    »Mein Gott!« Bernini schenkte sich Wein ein und stürzte ihn hinunter. »Ich wusste, dass er … nun … Vorlieben pflegt, wie ich sie niemals zuvor für möglich hielt, aber solche Taten hätte ich ihm nicht zugetraut. Nein, Ihr müsst Euch irren. Das ist alles unmöglich!« Trotzdem begann er, Jeans Worte für Ruffo zu übersetzen.
    Jean verstand so viel, dass er sicher sein konnte, dass ihm Bernini trotz seines Leugnens Glauben schenkte. »Ihr seht, wir wollten euch beide nicht töten, sondern suchten einzig nach dem Comte, der vor mir nach Rom flüchtete. Sein eigener Vater gab mir eure Adressen, damit ich mich auf die Lauer legen kann.«
    »Und wer war diese junge Frau, die Euch in jener Regennacht begleitete, Monsieur?«, wollte Bernini wissen.
    »Das geht Euch nichts an. Doch sie ist tot, ermordet bei dem Versuch, die Unschuldigen zu schützen und das Böse zu besiegen«,

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