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Sanctum

Sanctum

Titel: Sanctum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Geistliche, von dem Jean ihr erzählt hatte. Ihre Neugier erwachte.
    Bevor er den Apfel verschwinden lassen konnte, stand sie neben ihm und hielt seine Hand unauffällig fest. »Monsieur, wenn Ihr wirklich ein Priester seid und das Gewand nicht als Vorwand tragt, um das Wohlwollen der Gläubigen zu erschleichen, sehe ich davon ab, den Diebstahl zu melden«, flüsterte sie. »Gott gefällt nicht, was Ihr da tut. Ihr solltet seine Gebote kennen.«
    Der junge Mann mit den kurzen schwarzen Haaren erstarrte. »Madame, ich bitte Euch! Ich bin ein treuer Diener des Herren, und ich ehre seine Gesetze. Aber bitte, glaubt mir … ich bin unverschuldet in diese Situation gelangt und habe nichts, um meinen knurrenden Magen zu besänftigen.« Unter Gregorias strengem Blick ließ er schließlich doch den Apfel los. Beschämt senkte er den Blick. »Aber natürlich habt Ihr Recht, Madame. Ich habe eine Sünde begangen.«
    Sie zeigte auf den Händler, der sie skeptisch beobachtete und nicht wusste, was sich gerade zwischen ihnen abspielte. »Gebt ihm alles zurück und bittet ihn um Verzeihung, dann lade ich Euch ein, mein bescheidenes Mahl zu teilen.« Sie deutete auf ihre Einkäufe.
    Der Abbé seufzte, schüttete seine Umhängetasche aus und häufte nicht weniger als sieben Äpfel auf den Stapel. »Verzeiht mir, Monsieur. Ich … ich hätte Euch beinahe bestohlen. Aus Hunger, nicht aus Gier!« Er verneigte sich tief. »Verzeiht mir, Monsieur.«
    Der Händler betrachtete die Früchte, anschließend den Abbé. »Jetzt klauen die Pfaffen auch schon!«, schrie er wütend, griff unter seine Auslage und zog einen gewaltigen Holzprügel hervor. »Schaff dich fort, ehe ich dir eine verpasse, dass du im Paradies landest!« Er holte aus und machte einen raschen Schritt vorwärts. Der Abbé stieß einen ebenso erschrockenen wie gequälten Schrei aus und rannte durch die Gasse davon, verfolgt vom Lachen der Umstehenden, die ihm fauliges Obst und Gemüse nachwarfen.
    Gregoria wusste, dass es keinen Sinn machte, ihm zu folgen, er war zu schnell. Sie besaß nicht mehr die Ausdauer der Jugend. Kopfschüttelnd setzte sie ihren Weg fort.
    Sie war kaum zwei Gassen weitergegangen, als der junge Abbé wieder vor ihr stand. »Ich habe getan, was Ihr verlangt habt«, sagte er und schielte auf das Brot. »Nun haltet Euer Wort, Madame, und lasst mich nicht darben. Der Weg nach Rom ist weit.«
    Bei der Erwähnung der Ewigen Stadt horchte sie auf. Konnte das ein Zufall sein? Sie lächelte ihm zu. »Folgt mir, Abbé.«
    Gregoria führte ihn zu einem weniger belebten Platz, wo sie sich in den Schatten der Häuser an einen Brunnen setzten. Es roch nicht gut, Fisch und Urin ergaben eine Mischung, die jedem das Essen verleidete. Jedem außer dem Abbé.
    Mit Heißhunger machte er sich über das Brot her und verschluckte sich beinahe an den Gräten der Fische. Gregoria verzichtete darauf, etwas zu essen, stattdessen schöpfte sie Wasser in die hohle Hand und trank davon. »Stärkt Euch, damit Ihr Euren Pilgerweg bis nach Rom auch übersteht«, ermunterte sie ihn.
    »Dafür wird Gott Euch segnen, Madame«, sagte er vollem Mund. »Ihr habt mir das Leben gerettet … und meine Seele vor der Verdammnis. Aber ein Pilger bin ich nicht.«
    »Das erstaunt mich. Welchen anderen Grund kann es für Euch geben, in die Heilige Stadt zu reisen?«
    Der Abbé musterte sie, schöpfte sich ebenfalls Wasser und trank sehr, sehr lange. »Ihr seid aus dem Gevaudan, habe ich Recht? Das höre ich an der Art Eurer Betonung, Madame.«
    »Mein Mann ist es. Wir leben schon seit vielen Jahren in Marseille, aber ich habe wohl einige seiner Eigenheiten übernommen, was den Zungenschlag angeht. Mein Name ist Valerie Montclair.«
    Er fiel auf ihre Lüge herein und stellte sich nun ebenfalls vor. Er war tatsächlich jener Abbé Acot, den sie vom Hörensagen aus dem Gevaudan kannte. »Habt Ihr von den rätselhaften Vorgängen in der Heimat Eures Mannes gehört, Madame? Die Gazetten und Zeitungen waren voll davon, wie ich hörte, so dass man auch hier über unsere Bestie gesprochen hat, nehme ich an.«
    »Ja, mein Mann hat noch Verwandtschaft dort, um die er sich sehr sorgte. Diese schreckliche Bestie!« Sie schlug das Kreuz. »Gut, dass sie von einem tapferen Jäger zum Teufel gejagt wurde, wie man hört. Endlich können die jungen Nichten und Neffen meines Mannes wieder sicher in die Wälder gehen …«
    »Nein, Madame, das sollten sie nicht! Euer Mann muss seine Verwandten warnen.« Acots Miene

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