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Sanctum

Sanctum

Titel: Sanctum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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kein Schmutz haftete, als habe er sie eben erst frisch poliert aus dem Karton genommen.
    Eric sah zu, wie das Taxi wegfuhr, stieg in den Cayenne und tat seinen Beobachtern den Gefallen, seinen Wagen hinterherzusteuern. Jedenfalls bis um die nächste Ecke, dann hielt er an und schlich sich zurück zum Haus.
    Trastevere hatte einen ganz besonderen Charme, den Charme der Tradition und der Urigkeit, wie ihn auch die Gässchen Venedigs besaßen. Würde hier ein Mann in der Kleidung des 18. Jahrhunderts auftauchen, man würde nicht ihn, sondern sich selbst für den Zeitreisenden halten.
    Er stellte sich in den Schatten einer Hauswand, neben einen Gully, damit die emporsteigenden warmen Dämpfe seine Atemluftwölkchen verbargen, und lauerte.
    Es dauerte wieder nicht lange, und die Tür öffnete sich erneut. Dieses Mal war es Rotonda, der abnehmende Mond beleuchtete sein schmales Gesicht und machte eine Verwechslung unmöglich. Er trug einen langen schwarzen Mantel und verließ sein Haus. Zwei Begleiter flankierten ihn. Es waren keine Priester, das sah man ihnen an. Ihre braunen Lederjacken waren unregelmäßig ausgebeult, was Eric als Anzeichen für Waffen interpretierte. Große Waffen.
    Eric gab ihnen einen großzügigen Vorsprung und nahm die Verfolgung auf. Es ging ein gutes Stück zu Fuß quer durch den Stadtteil und über den Fluss, bis sie in der U-Bahn-Station Circo Massimo verschwanden.
    Das fand er gar nicht gut. Es gab in der Enge des Bahnsteigs und der Wagen wenige Möglichkeiten, sich vor Rotonda zu verbergen. Aber habe ich eine andere Wahl? Nein. Er musste herausfinden, was Rotonda dazu trieb, in die U-Bahn zu steigen, denn der Priester hätte ebenso ein zweites Taxi bestellen können.
    Eric schritt die Stufen hinunter, warme abgestandene Luft voller Elektrizität-und Schmierfettgeruch umwaberte ihn. Sieben Fahrgäste warteten stehend oder auf den Bänken sitzend; die Anzeige behauptete, dass die nächste U-Bahn in zwölf Minuten kam.
    Von Rotonda und seinen Begleitern sah er nichts.
    Erics Sinne schalteten auf höchste Alarmstufe. Langsam betrat er den gekachelten Boden, das G3 und die schusssichere Weste unter seinem Mantel gaben ihm eine Spur Sicherheit. Leider nur eine Spur.
    Langsam bewegte er sich nach rechts und achtete darauf, keine Geräusche zu produzieren. Es funktionierte nur bedingt. Der Dreck an den Schuhsohlen knirschte, als er durch sein Körpergewicht zwischen dem Leder und den Kacheln zerrieben wurde.
    Ansatzlos erschallte ein lautes Lachen, in das zwei Männer einstimmten. Es kam hinter einer Säule hervor, Eric hatte die drei deswegen nicht gesehen.
    Er blieb stehen und drehte ihnen den Rücken zu. Zu seiner großen Erleichterung kümmerten sie sich nicht um ihn, sondern lachten und scherzten weiter. Es ging um Priesterwitze, so viel verstand Eric.
    Endlich näherte sich die nächste Bahn, sie presste einen Schwall Luft aus der Röhre, der in Erics Haaren spielte und lose Papierchen aufwirbelte. Die Lichter des Triebwagens wurden sichtbar, dann klapperte und quietschte die Wagenkolonne aus dem Schacht, rauschte in die Station und bremste. Türen flogen auf, eine paar Römer stiegen aus. Eric drehte sich halb zur Seite und schielte, was Rotonda tat.
    Der Padre stieg zusammen mit einem der Männer ein, der zweite blieb am Bahnsteig stehen und half einer älteren Dame aus dem Wagen. Sie lachte ihn an, er grüßte und legte die Hand an den Schirm seiner schwarzen Cordmütze – dabei entdeckte er Eric! Er rief etwas in den Wagen, langte unter den Mantel und rannte auf ihn zu.
    Piepsend machte die U-Bahn darauf aufmerksam, dass sich die Türen schlossen, und weil Rotonda nicht ausstieg, sprang Eric in den letzten Wagen. Sein Gegner tat das Gleiche. Zischend verriegelten sich die Türen, ruckelnd fuhr die Bahn an.
    Zwischen Eric und dem Mann befanden sich zwei ältere Damen, die rechts und links des Mittelgangs auf den Bänken saßen und sich unterhielten. Er hatte Skrupel, im Beisein von Unschuldigen, die sich zudem mitten in der möglichen Hauptflugbahn der Geschosse befanden, eine Schießerei zu beginnen.
    Diese Entscheidung wurde ihm abgenommen.
    Der Mann griff unter den Mantel und holte eine Uzi hervor.
    Eric duckte sich und hob das G3, die beiden Waffen krachten zur gleichen Zeit los. Der Schalldämpfer des Sturmgewehrs war abgenutzt, das Röhren kaum mehr gedämpft. Eric hatte auf die Körpermitte gezielt und erlaubte dem Lauf, durch den Rückstoß nach oben zu wandern.
    Der Mann hatte zwar

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