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Sanctum

Sanctum

Titel: Sanctum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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ihm Rotonda aufgetragen hatte.
    »Sie sind beide tot«, sagte sie leise zu sich selbst und hielt sich am Fensterrahmen fest. »Sie haben bekommen, was sie verdienten. Gott wird ihre Seelen richten.« Sie öffnete die Fenster und ließ kühle Nachtluft herein, um die Stickigkeit zu vertreiben und ihre Ängste hinauswehen zu lassen.
    Es war auch ohne das dämmende Glas ruhig rund um das Anwesen. Die Straßen mussten ausgestorben sein.
    Gregoria fröstelte, blieb dennoch stehen und sah zum Vollmond hinauf. Sie versuchte, das Unwohlsein durch schöne Gedanken zu vertreiben. Es würde nicht mehr lange dauern, und sie hätte eine eigene kleine Familie, ohne das Leben einer Äbtissin aufgeben zu müssen. Seite an Seite mit Jean, einer gemeinsamen Tochter und ihrem Mündel Florence an der Spitze eines Ordens. Der Gedanke kam einem Traum nah … und war vielleicht wirklich illusorisch. Konnte Florence tatsächlich mit dem Sanctum geheilt werden, statt so zu enden wie die Panterkreatur? Würde Jean zu ihr zurückkehren? Konnte sie ihre Geheimnisse auch weiterhin vor ihren Verbündeten wahren? Es blieb einiges an Unsicherheit, aber sie wollte im Moment nicht daran denken.
    Sie trug noch einen anderen Wunsch in sich. Wenn Sarai sich als fähige Anführerin erwies, könnte sie wirklich immer mehr Verantwortung übernehmen, bis Marianna alt genug war und sich ihrer Bestimmung stellte. Vielleicht musste Gregoria also nicht noch viele Jahre warten, bis sie von ihrem Amt zurücktreten konnte – und mit Jean alles nachholen durfte, was ihnen derzeit verwehrt blieb. Bis dahin musste es ihr einfach genügen, gelegentlich seine Hand auf ihrer Schulter oder seine Lippen bei einem freundschaftlichen Kuss auf der Stirn zu spüren. Ihre Sehnsucht nach seiner Nähe, ihre Lust musste sie wie einen kostbaren Schatz für einen späteren Zeitpunkt bewahren, auch wenn sie ihr bereits jetzt Träume voller Sinnlichkeit bescherte. Sie ahnte, dass es Jean ebenso erging, aber mehr als diese eine Nacht, damals im Kloster, würde es für sie in den nächsten Jahren nicht geben.
    Das Rumpeln eines schweren Wagens zerstörte die nächtliche Ruhe und ihre Gedankengänge. Das Rattern der Räder endete in einiger Entfernung. Eine Peitsche knallte und Pferde wieherten. Männer riefen sich etwas zu, Gregoria hörte hölzerne und metallene Gegenstände aneinander schlagen. Etwas ging da draußen vor, das für ihr Viertel nicht normal war.
    Als sie eben vom Fenster weggehen und die Seraphim verständigen wollte, erklang wieder das Rattern des Karrens. Es kam rasend schnell näher! Gregoria hörte entsetzt, wie das Gefährt gegen das Tor krachte – und die Flügel samt der Riegel aufsprengte!
    Gregoria sah einen gepanzerten Wagen in den Hof holpern, er schwankte und stürzte zur Seite; die Türen sprangen auf. Das Gefährt … Herr, steh uns bei! Mit einer ebensolchen Kutsche war Florence entführt worden!
    Ein wütendes Grollen ertönte aus dem Inneren des Wagens – und dann sprang eine Bestie in ihrer Halbform heraus, schüttelte den hässlichen Kopf und hob die lange Schnauze in die Luft. Die ledrige Nase schnupperte umher, die roten Augen glommen rot wie feurige Kohlestücke. Und abgründig boshaft. Schon schnellte der Kopf herum, die Bestie starrte Gregoria an.
    Sie zog die Lefzen zurück, entblößte ihre langen Reißzähne und stieß ein Heulen aus.
    Die Äbtissin wich zurück und rannte zur Wiege.

    Jean war mit dem ersten Krachen erwacht. Er schlüpfte in seine Hose, warf sich den Rock über und griff nach der Muskete. Da vernahm er das Heulen und dachte, das Blut gefröre in seinen Adern. Es gab noch immer eine Bestie in Rom!
    Er rannte aus seiner Kammer und traf die ersten Seraphim, die sich ebenfalls Kleidung übergestreift hatten und bereit waren, sich in den Kampf mit dem Wesen zu stürzen, das es gewagt hatte, in das Anwesen einzudringen.
    »Der Comte!«, rief Jean ihnen eine Warnung zu. »Er hat uns getäuscht und ist zurückgekehrt!« Er schaute durch das Fenster auf den Hof und sah einen umgestürzten Panzerwagen, vor dem sich eine Bestie duckte. Sie glich der, die er und seine Söhne zusammen mit Malesky gejagt hatten, bis in die kleinste Nuance des Farbverlaufs im Fell.
    Bevor er abdrücken konnte, war die Bestie gesprungen. Glas klirrte, aus dem ersten Stockwerk erklangen Gregorias Schrei und das Brüllen der Bestie.
    Sarai eilte noch vor ihm die Treppen nach oben, gemeinsam kamen sie vor der Tür an und stürmten hinein.
    Gregoria, nur in

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