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Sanctum

Sanctum

Titel: Sanctum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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zu schaffen, um so in den Eingang zu den Katakomben zu gelangen. Die Granate rollte in ihre Richtung – und die Zündschnur war weit abgebrannt.
    »Gregoria, weg!«, schrie Jean außer sich und rannte los. Er sprang sie an, warf sie zwischen zwei große Fässer und landete schützend über ihr und Marianna. Da explodierte die Granate. Die Luft war erfüllt mit Splittern geborstener Weinflaschen, Eisenschrapnellen und Holztrümmern, die einmal Fässer gewesen waren. Der enorme Druck, der auf ihn einhämmerte, entriss ihm einen gequälten Schrei.
    Und schon hüpfte der nächste Sprengkörper die Stufen herunter.

    Jean kam aus der kurzen Benommenheit zu sich und hörte zuerst nichts als lautes Fiepen in seinen Ohren, das aber schnell dem Schreien eines Kindes wich. Marianna machte es für den Gegner einfach, die Stelle im vollkommen verwüsteten Keller zu finden, wo sie lag – und tatsächlich hörte Jean nun Schritte, die sich ihnen über Holz und Metall näherten.
    Jean öffnete mühsam die Augen.
    Umgeben von zertrümmerten Fässern zappelte das Mädchen in Gregorias Armen. Die Äbtissin hatte eine Platzwunde an der Schläfe davongetragen, Blut rann in ihre blonden Haare. Jean lag noch immer schräg über ihr. »Gregoria?«, wisperte er, ihre Lider flatterten.
    Lichtschein fiel auf ihn. »Hier sind sie, Claudio«, rief jemand über ihm in die andere Ecke des Kellers. »Ich habe sie gefunden.«
    Jean entschied, sich vorerst nicht zu rühren.
    Den Geräuschen nach näherten sich weitere Männer, und die Helligkeit nahm zu. »Das ist Chastel«, sagte eine andere Stimme. Leder knirschte, jemand bückte sich und entwand ihm die Muskete. »Und die Äbtissin samt des Kindes, das sie von ihrer Reise zurückgebracht hat. Ausgezeichnet. Wir …«
    Jean schlang den Arm um Claudio und zog ihn blitzartig zu sich herab, seine Linke legte ihm den Dolch an die Kehle. »Keiner rührt sich!«, brüllte er, stand zusammen mit dem Mann langsam auf und hielt ihn wie einen Schild vor sich. Seine List hatte funktioniert. »Zurück. Verschwindet nach oben«, befahl er den drei Maskierten, die Brustharnische aus Eisen trugen, und nickte zur Treppe. »Gregoria, steh auf«, rief er über die Schulter und hörte, dass sie seiner Aufforderung nachkam; Marianna kreischte und war nicht zu beruhigen. »Wir warten, bis sie oben sind, dann verschwindest du in den Gang«, sagte er auf Französisch. »Ich werde nach den Seraphim sehen.«
    Gelegentlich hallten Schüsse von oben zu ihnen herunter, dann hörten sie das laute Brüllen der Bestie; sie musste sich in der Eingangshalle befinden.
    Die Männer verharrten unschlüssig auf dem oberen Drittel der Treppe. Sie hatten keinerlei Lust, sich dorthin zu begeben, wo der sichere Tod lauerte.
    »Weiter!«, befahl ihnen Jean und zeigte mit dem Dolch auf den Ausgang.
    Darauf hatte sein Gefangener gelauert. Er drehte sich aus dem Griff, machte zwei schnelle Schritte weg von ihm und zog dabei seine Pistole – aber Jean hatte den Dolch bereits geworfen. Die Spitze bohrte sich in den Hals des Mannes, der keuchend in die Knie ging und sich ohne nachzudenken die Klinge herauszog. Das Blut sprudelte sofort ungebremst aus dem Schnitt, er hustete und würgte, hob die Pistole und richtete sie sterbend auf Jean, schaffte es aber nicht mehr, den Abzug zu bedienen, und brach zusammen.
    »Gregoria, geh in Deckung.« Jean zog seine beiden Pistolen und nahm die Männer auf der Treppe unter Beschuss. Einem zerschmetterte die Kugel das Knie, er stürzte seitlich von den Stufen und landete in einem Meer aus Scherben; schreiend versuchte er, sich zu erheben, und zerschnitt sich dabei noch mehr. Jeans zweite Kugel traf nur die Wand. Bevor die Angreifer das Feuer erwiderten –
    – erschien die Bestie im Durchgang und sprang mit einem wütenden Grollen auf sie zu. Sie fegte beide Männer von den Beinen, gemeinsam rollten sie die Stiegen hinab und bildeten ein Knäuel aus Armen, Beinen, Leibern … und Blut! Die Bestie biss in alles, was sich ihr anbot. Das Schreien der Männer hallte durch den Keller.
    Am Boden angelangt, ließ sie sofort von ihren Opfern ab und sprang auf Gregoria zu. Schützend stellte sich Jean ihr in den Weg und hob seine Muskete, in der sich noch eine einzige Kugel befand. »Halt«, brüllte er das Wesen an und hob den Lauf. Marianna verstummte, als spürte sie, dass ihr Kreischen Schreckliches auslösen könnte. »Bleib zurück!«
    Tatsächlich – er wollte es kaum glauben – blieb die Bestie stehen,

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