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Sanctum

Sanctum

Titel: Sanctum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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ein Nachtgewand gekleidet, war an die Wand zurückgewichen. Sie hielt Marianna im Arm, die andere Hand umklammerte einen Silberdolch, während das Wesen drei Schritte von ihr entfernt am Boden kauerte und sie anstarrte. Das Scheusal schien zu zögern … zuckte aber sofort herum, als es die Ankunft der neuen Feinde bemerkte, und sprang Jean mit einem lauten Fauchen an.
    Er drückte ab, die Kugel erwischte sie zwar an der linken Schulter, doch sie prallte dennoch gegen ihn und versuchte, seine Kehle zwischen die starken Kiefer zu bekommen. In letzter Sekunde konnte er die Muskete quer vor sich hochreißen, rammte sie ins stinkende Maul und blockierte die tödlichen Zahnreihen; die Holzstücke knirschten und splitterten unter dem Druck.
    Beide gingen zu Boden, die Bestie landete auf ihm und schlug fauchend ihre langen Krallen in sein Fleisch. Jean schrie auf und trat zu, traf sie in den Unterleib.
    Zu seiner Überraschung jaulte sie auf und hüpfte von ihm herunter. Gleich darauf sah er, warum: Nicht sein Tritt hatte die Bestie zum Rückzug gezwungen, sondern der Stich mit dem Silberbajonett, den ihr Sarai verpasst hatte. Die Bestie saß vor dem Fenster, knurrte und sprang in den Hof zurück.
    Sarai half Jean beim Aufstehen. »Geht es, Monsieur?«
    »Nur eine Fleischwunde«, wiegelte er ab, auch wenn seine Verletzung aufs Übelste brannte. »Komm mit, Sarai. Wir werden diesen Mistkerl …«
    »Es kann nicht der Comte sein«, unterbrach ihn seine Meisterschülerin. »Es ist ein Weibchen. Ich habe deutlich die Zitzen gesehen.«
    Gregoria versuchte, die kreischende Marianna zu beruhigen. »Jean, denkst du, dass es Florence ist?«
    Er schaute überrascht. »Ich … ich weiß es nicht.« Es passte durchaus zur Niedertracht ihrer Gegner, dass sie das Mündel in einer Vollmondnacht gegen diejenigen hetzten, die verzweifelt nach ihr gesucht hatten.
    »Du darfst die Bestie nicht töten«, verlangte sie. »Wenn es Florence sein sollte, werde ich mir ihren Tod nie verzeihen!«
    Jean rannte zum Fenster. Natürlich war die Bestie verschwunden. »Du hast es gehört, Sarai. Die Seraphim sollen das Anwesen durchsuchen, aber ihr dürft die Bestie nicht töten. Und lass einige von ihnen die Novizinnen im Dormitorium bewachen, bis wir sicher sind. Ich bringe die Äbtissin in den geheimen Kellergang.«
    Sarai nickte knapp. Sie eilten die Treppe hinunter. Aus dem Hof erklang ein schriller Mädchenschrei, gefolgt vom Knurren der Bestie. Sarai rannte sofort in die Richtung. Da sie die Stimme der Bestie von dort vernommen hatten, war der Weg in den Keller sicher.
    »Hier lang, Gregoria.« Er zog sie durch die Halle zur Treppe in den Keller. »Wir müssen vor allen Dingen dich in Sicherheit bringen. Denn du bist diejenige, die bei dem Angriff sterben soll. Nur darum kann es unseren Feinden gehen, wenn sie diese Waffe gegen uns einsetzen!«
    Jean öffnete die Tür, nahm die brennende Lampe, die stets an dem Nagel hing, und drückte sie der vorbeieilenden Gregoria in die freie Hand. »Bring Marianna zum Schweigen«, verlangte er härter als beabsichtigt. »Sie wird dich verraten, wenn es der Geruch nicht schafft, den wir hinterlassen.«
    Schüsse erklangen auf der anderen Seite des Hauses, gleich darauf gellten … Männerschreie?
    »Verdammt! Sie haben sich nicht allein auf die Bestie verlassen.« Jean sah drei männliche Silhouetten am anderen Ende der Eingangshalle; sie mussten sich durch Fenster auf der Rückseite des Gebäudes Zugang verschafft haben und hielten Pistolen in den Händen.
    Er riss die Muskete hoch, erschoss den ersten Verfolger, während die Äbtissin nach unten hastete und dabei Marianna eng an sich gedrückt hielt.
    Die beiden anderen Männer sprangen hinter einer Säule in Deckung und schrien nach mehr Unterstützung. Jean senkte die Muskete nicht, sondern behielt den Durchgang im Auge, um den herum das hektische Zucken einer kleinen Flamme sichtbar wurde. Plötzlich hörte er ein gefährliches Zischeln, gleich darauf eröffnete einer der Männer wieder das Feuer. Jean schoss zurück, konnte so aber nicht verhindern, dass der dritte Angreifer auf der anderen Seite hinter der Säule hervorsprang, ausholte und mit enormer Kraft etwas in seine Richtung schleuderte. Instinktiv ließ sich Jean auf die Knie fallen, um dem Geschoss zu entkommen – und erkannte zu spät, was da über ihn hinweg in den Keller flog.
    »Gregoria! Eine Granate!«
    Jean sprang in den Keller. Gregoria machte sich an der Absperrung vor dem falschen Fass

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