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Sanctum

Sanctum

Titel: Sanctum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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er ins Bad stieg, bevor er die Dienste von Passione in Anspruch nahm. Da er sich nicht auf einen Disput mit ihr einlassen konnte, öffnete er seufzend seine Kleidung und streifte sie ab, danach schlang er ein Handtuch um seine Hüfte.
    Das Mädchen kehrte mit vier kräftigeren Frauen zurück, die Eimer mit beinahe kochendem Wasser schleppten. Sie gossen es nacheinander in den Zuber und verschwanden, gleich darauf kehrten zwei von ihnen mit kaltem Wasser zurück.
    Das Mädchen streute ein Pulver hinein, und sofort verbreitete sich ein sehr angenehmer Geruch. Sie deutete lachend auf das schäumende Wasser.
    »Erst, wenn Ihr draußen seid«, sagte Jean und scheuchte sie hinaus. Danach stieg er in den Zuber und genoss die ihn umspülende Wärme.
    Auch wenn er zuerst gar nicht gewollt hatte, freute er sich sehr über das erzwungene Bad. Die letzten Tage hatte er kaum Gelegenheit gehabt, sich ordentlich zu waschen, was man ihm wohl angesehen hatte.
    Als Jean sich abtrocknete, bemerkte er am Geruch seiner Kleider, dass selbst eine nicht unbedingt feine Nase seine Anstrengungen und den vergossenen Schweiß gerochen hätte. Es fiel ihm schwer, wieder in die schmutzige Kleidung zu steigen.
    Das Mädchen war plötzlich wieder da, lachte ihn fröhlich an und bestand gestenreich darauf, dass er sofort wieder aus den Sachen stieg. Sie reichte ihm einen leichten Mantel, packte seine Sachen in den Seesack und nahm ihn wieder an der Hand. »Passione«, sagte sie lächelnd.
    Jean atmete erleichtert auf. Er hatte befürchtet, dass er noch andere Reinigungsprozeduren über sich ergehen lassen müsste, bevor er endlich zu der Frau vorgelassen wurde, die nach Aussage des Wirts des anderen Bordells die Freundin des Comtes war.
    Sie erklommen eine Treppe bis hinauf ins dritte Stockwerk, in dem es nicht mehr ganz so feudal aussah wie in den Ebenen darunter. Das Mädchen blieb vor einer Tür stehen, klopfte und streckte den Kopf hinein.
    Von drinnen erklangen der Fluch eines Mannes und der Ruf einer Frau; schnell zog das Mädchen sich wieder zurück und schloss die Tür. Sie lächelte wie ein Engel und zeigte Jean mit einer wenig dazu passenden, aber sehr handfesten Geste, was in diesem Zimmer noch im Gange war.
    Sie standen auf dem Flur, hörten das laute Stöhnen des Mannes und das übertriebene Keuchen von Passione, bis der Mann plötzlich ächzte und daraufhin sofort verstummte.
    Nach kurzer Zeit öffnete sich die Tür, ein Mann kam heraus und sah sehr, sehr erschöpft aus. Seine Kleider saßen einwandfrei an ihm, als habe ihn ein Kammerdiener angezogen, sogar der dünne Schal um seinen Hals besaß den perfekten Knoten. Er sagte etwas auf Italienisch, dann hob er seinen Gehstock und versuchte, Jean damit zur Seite zu schieben.
    Das Mädchen verneigte sich, schlug die Augen nieder und wedelte mit der rechten Hand nach Jean, damit er endlich aus dem Weg ginge. Er fügte sich, und der Mann stolzierte an ihm vorbei. Adlige waren überall gleich.
    Danach betrat Jean das Zimmer, in dem er Passione zu finden hoffte.
    Eine Frau saß nackt auf dem Stuhl vor dem Spiegel, kämmte sich die zerzausten, langen blonden Haare, sah kurz zu ihm und sagte etwas auf Italienisch. Die untergehende Sonne beschien sie und gab ihr durch die goldenen Haare und den roten Schimmer etwas Erhabenes, Reines, das im Gegensatz zu dem stand, mit dem sie ihren Lebensunterhalt verdiente.
    Jean trat näher, stellte seine Sachen auf den Boden und sah an ihr vorbei aus dem Fenster. »Zieht Euch an, Madame«, sagte er freundlich. »Ich will keine käufliche Liebe von Euch.«
    Passione unterbrach das Kämmen, dann lachte sie und setzte ihr Tun fort. »Ein Franzose, wie schick. Die meisten von euch sind gut im Bett und haben immer solch lustige Einfälle.«
    Jean langte nach der heruntergefallenen Tagesdecke des Bettes und warf sie ihr zu. »Ich meine es ernst. Euer Körper interessiert mich nicht.«
    Sie legte die Decke um ihre Schultern und drehte sich auf dem Stuhl so, dass sie ihn besser sehen konnte. Erst jetzt schaute Jean sie richtig an. »Was verschafft mir das Vergnügen, Monsieur, einen Kunden zu haben und nichts tun zu müssen, um mein Geld zu verdienen?«
    »Ich suche einen Freund von Euch. Den Comte de Morangiès. Ich habe gehört, Ihr sollt seine Gespielin sein.«
    »Sollt Ihr ihn mit nach Hause nehmen?« Es hörte sich beinahe erleichtert an, was Jean stutzig machte.
    Jean nahm das Säckchen wieder hervor. »Sein Vater schickt mich. Ich soll ihm Geld bringen, bevor

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