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Sanctum

Sanctum

Titel: Sanctum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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hinten. »Ich bin absolut nicht in der Verfassung, mich mit einem Typen zu prügeln.«
    »Mach dir keine Gedanken, Eric. Ich werde es schon schaffen, auf mich selbst aufzupassen … irgendwie.«
    Er entdeckte seine Brille auf dem Nachttisch und setzte sie auf. Die Welt wurde etwas klarer, aber nicht besser. Dafür traf er eine Entscheidung. »Sie können mit mir kommen. Es gibt einen Ort, an dem er Sie nicht finden wird«, sagte er. »Ist das in Ordnung?«
    »Dann stehe ich noch tiefer in deiner Schuld.«
    »Machen Sie sich keine Gedanken. Eigentlich versuche ich nur, Ihnen möglichst elegant die Möglichkeit zu geben, auf mich aufzupassen«, versuchte er sich, müde lächelnd, an einem Scherz.
    »Ich glaube, du hast das dringend nötig«, sagte Severina ernst – und öffnete den Morgenmantel. Sie ließ ihn von ihren Schultern gleiten und zeigte sich ihm nackt, ihr langes Haar fiel am Hals vorbei und bedeckte die rechte Brust. »Und es gibt noch etwas, was wirklich nötig ist …« Langsam beugte sie sich nach vorn und streckte die Hand aus.
    Eric sah die Verführung näher kommen und schloss die Augen. Noch einen Tag, schwor er der Bestie. Noch einen verdammten Vollmondtag und ich habe dich wieder ganz unter meiner Kontrolle. Er verspürte dennoch Lust, triebhafte Lust, die sich nicht um höhere Gefühle scherte, sondern einfach nur nach Vereinigung strebte. Sex. Er rechnete jede Sekunde mit einer Berührung, ihre sanften Lippen auf seinen, ihre warme Haut auf seiner … Er freute und fürchtete sich gleichermaßen, dachte an Lena und an den Verrat, den er gleich an ihr begehen würde …
    »Kannst du den Hintern heben?«, fragte sie. »Du liegst auf meinem Slip. Und den brauche ich jetzt.«
    Ein eiskalter Wasserguss hätte nicht besser wirken können. Eric riss erstaunt die Augen auf und sah Severina ganz dicht vor sich. Ihr Arm streckte sich an ihm vorbei … zog sich wieder zurück … und zwischen ihren Fingern baumelte ein schwarzes Nichts von Unterwäsche. »Danke.« Severina stand auf, schlüpfte in den Slip und zog sich dann, mit dem Rücken zu Eric, weiter an. Es waren die gleichen Sachen wie an dem Tag, als er sie das erste Mal gesehen hatte: ein langer, dunkelbrauner Mantel, eine dunkelrote, dünne Seidenbluse, schwarzer Rock und Bikerstiefel. »Gehen wir, bevor das Arschloch auftaucht?«
    Schwerfällig wälzte er sich aus dem Bett, zog die Kleidung an, die er sich unterwegs auf seiner Reise zusammengestohlen hatte, und wankte ins Bad. So konnte er keinesfalls lange auf der Straße bleiben. Jeder Carabinieri, der etwas auf seine Arbeit gab, müsste ihn allein schon wegen seines Äußeren für einen Terroristen halten. »Gehen wir«, seufzte er.
    Sie verließen das Hotel, Severina winkte ein Taxi heran und er nannte die Adresse, die sie in die Nähe seines Unterschlupfs brachte: Via Terni. Dort ließ er den Wagen immer wieder abbiegen und von Neuem die Straße entlangfahren.
    »Was soll …«, fragte Severina, aber er hob die Hand. Eric brach wieder der Schweiß aus, er sah sich nach allen Seiten um und drehte die Fenster nach unten. Frische Luft strömte herein. Frische Luft und die Möglichkeit, verborgene Feinde zu riechen, bevor er sie sah.
    Es gab keinen auffälligen Geruch.
    Er ließ das Taxi anhalten und stieg aus. »Kommen Sie. Wir sind da.« Er bezahlte den Mann und wartete, bis das Auto verschwunden war, dann ging er hastig zur großen Eingangstür und gab die Kombination in das Zahlenschloss ein. Zweimal vertippte er sich. Gestern wäre ihm nicht einmal die erste Ziffer eingefallen, so durcheinander war er gewesen.
    Die Tür öffnete sich gehorsam summend und sie betraten den kleinen Innenhof jenseits des schmiedeeisernen Tors. Ein leises Maunzen ließ Eric herumfahren. Eine schwarze Straßenkatze drückte sich eben durch das sich schließende Tor und folgte den Menschen zum Haus.
    »Verschwinde«, zischte er sie an, aber sie interessierte sich nicht für die Drohung. Mit etwas Sicherheitsabstand folgte sie ihnen weiterhin.
    »Was ist denn?«, wunderte sich Severina mit hochgezogenen Augenbrauen.
    Er wandte sich dem Zahlenschloss neben der Haustür zu. »Ich hasse Katzen.« Er warf einen Blick voller Abscheu auf das in seinen Augen räudige Tier. Er hatte Katzen wirklich nie gemocht, aber seit einem besonders heftigen Kampf vor einigen Jahren, den er nur mit knapper Not überlebt hatte, waren sie für ihn geradezu ein rotes Tuch. Damals war er in Prag fast das Opfer eines äußerst aggressiven

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