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Sanctum

Sanctum

Titel: Sanctum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Frauen vermittelten zwar den Eindruck, es mit harten Kriegerinnen zu tun zu haben, aber ihre wahre Nervenstärke und Abgebrühtheit würde sich erst beim ersten Zusammentreffen mit einem Wandelwesen erweisen.
    »Nein, das braucht Ihr nicht, Monsieur. Sie beherrschen Italienisch, Französisch und Englisch.« Er zeigte auf die Jüngste von ihnen. »Rebekka versteht und spricht sogar ein wenig Deutsch.«
    Jean beugte sich zu ihm. »Wissen sie, was sie erwartet, oder halten sie mich für einen Wahnsinnigen, wenn ich von Wandelwesen spreche?«
    »Da seid unbesorgt, Monsieur Chastel. Sie wurden auf die verschiedenen Gesichter des Bösen vorbereitet. Dämonen haben schließlich viele Erscheinungsformen.« Lentolo reichte ihm die Hand, die braunen Augen schauten ernst. »Bildet sie aus, Monsieur. Für unseren Erfolg.« Er verschwand durch die kleine Tür im Holztor hinaus auf die Straßen Roms.
    Jean schritt die Reihe ab, schaute jeder von ihnen lange ins Gesicht. Eines war so hübsch anzusehen wie das andere. Wer immer die Frauen ausgesucht hatte, er wollte, dass sie den Engeln gleichkamen, nach denen sie benannt worden waren.
    »Ihr könnt jederzeit frei sprechen, eure Meinung sagen, was euch passt und was euch nicht passt«, sagte er dann laut. »Ich werde versuchen, euch auf das vorzubereiten, was euch bevorsteht … aber glaubt mir, es wird nicht einmal im Ansatz ausreichen. Erst, wenn ihr Erfahrung gesammelt habt, wird sich entscheiden, ob ihr für den Einsatz gegen die Bestien taugt oder nicht.«
    Auf den Zügen des ältesten Mädchens regte sich Widerstand, und er forderte sie mit einer Handbewegung auf zu sprechen. Sie hatte braune Haare, die graugrünen Augen waren klar wie ein Gebirgsbach und hellwach. »Monsieur Chastel, Ihr beleidigt uns«, sagte sie beinahe empört und mit dem Stolz einer archaischen Kriegerin. »Wir haben bereits Kämpfe durchgestanden.«
    »Nennt bitte eure Namen, wenn ihr das erste Mal sprecht«, bat er sie.
    »Verzeiht. Ich bin Judith.«
    »Also, Judith: Ich will euch nicht beleidigen, sondern vor Augen führen, dass ihr eine Aufgabe erhalten habt, welche die wenigsten Menschen überstehen. An meiner Seite focht ein erfahrener Jäger, Monsieur Malesky, und er tötete mehr Wandelwesen als ich.« Die Erinnerung an den toten Freund schmerzte und war ihm Warnung zugleich. »Dennoch fiel er ihnen zum Opfer.«
    »Dann war er nicht gut genug«, erwiderte Judith kalt.
    Jean machte blitzschnell einen Schritt in ihre Richtung und schlug zu. Er bremste die Faust erst kurz bevor sie die Nase der Frau traf. Sie hatte nichts unternommen, um seinen Angriff aufzuhalten. »Sag mir, wie du eine Bestie überleben willst, wenn du meinen Schlag nicht hast kommen sehen?«
    Judith erbleichte vor Wut, sie war vor den anderen bloßgestellt worden. »Ich dachte nicht, dass mir von Euch Gefahr droht, Monsieur«, sagte sie bebend.
    »Dann merk dir, dass die Gefahr von allen Seiten kommt.« Er schaute die Mädchen nacheinander an. »Merkt es euch alle! Es wird kein Krieg mit geschlossenen Reihen, die mit Trommelwirbel aufeinander losgehen, nach Regeln und Absprachen. Der Feind fällt euch an, hinterrücks und ohne Warnung. Er lauert im Dunkel, er kleidet sich im einen Moment noch in die Gestalt eines Menschen und reißt euch im nächsten den Kopf von den Schultern. Oder er infiziert euch mit dem Bösen und ihr werdet von euren eigenen Freunden gejagt. Um das zu verhindern, rate ich euch: Seid immer wachsam und habt stets einen Dolch aus Silber dabei!« Zusammen mit dem letzten Wort schlug er nach der Kleinsten, einem jungen Ding mit Sommersprossen auf der Nase – und lag beim nächsten Blinzeln mit dem Rücken auf dem Hofpflaster.
    Jean brauchte einen Moment, bis er den Schreck verdaut und wieder zu Atem gekommen war. Kleine Feuerkreise drehten sich vor dem Himmel. Ein Gesicht erschien über ihm. Die Kleinste der Frauen lächelte entschuldigend. Ihre schwarzen Haare und Augenbrauen betonten die blauen Augen. »Mein Name ist Sarai, Monsieur. Ich hatte noch keine Gelegenheit, etwas zu sagen, bevor ich Euch angriff. Entschuldigt bitte.«
    Jeans Rücken schmerzte. Er hatte nicht einmal mitbekommen, welche Bewegungen sie gemacht hatte, um ihn im wahrsten Sinne des Wortes aufs Kreuz zu legen! »Das muss es nicht.« Drei Mädchen halfen ihm beim Aufstehen, und ihm wurde nur zu bewusst, dass er nicht mehr der Jüngste war. »Du hast es genau richtig gemacht.« Er lachte. »Sehr gut!«
    Eine Rothaarige trat vor. Die Blässe

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