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Sanctus

Sanctus

Titel: Sanctus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Toyne
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Motor verstummte für immer.
    Gabriel ging wieder an den Rand und schaute nach unten. Der Wagen lag auf dem Dach, trieb auf die Mitte des Teichs zu und versank, als die Luft aus den offenen Fenstern strömte. Nach kurzer Zeit zeugten nur noch ein paar Luftblasen und ein Ölfleck von seiner Existenz. Wie ein Raubvogel legte Gabriel den Kopf auf die Seite.
    In der Stille hörte er weit unter sich Wellen gegen die Felswand schlagen, doch auch sie verstummten rasch. Schließlich war es so still, dass das Klingeln des Handys in Gabriels Hosentasche so laut wirkte wie Sirenengeheul. Gabriel riss es heraus, klappte es auf, bevor es ein zweites Mal klingeln konnte, und schaute auf die Nummer.
    »Hallo, Mutter«, meldete er sich.
    »Gabriel«, sagte Kathryn Mann. »Ich habe mich schon gefragt, wo du steckst.«
    »Es gab ein Problem am Flughafen.« Gabriel schaute wieder auf das grüne Wasser hinunter. »Nachdem die Frau angekommen ist, ist noch jemand anders aufgetaucht. Ich musste ein wenig aufräumen.«
    Es folgte eine kurze Pause, während Kathryn die Information verarbeitete.
    »Ist sie bei dir?«
    »Nein. Aber sie ist auch nicht bei ihnen.«
    »Wo ist sie dann?«
    »In Sicherheit. Inzwischen dürfte sie bei der Polizei sein. In gut zwanzig Minuten bin ich wieder in Trahpah. Ich werde sie finden.«
    »Bist du in Ordnung?«, fragte Kathryn.
    »Es geht mir gut«, antwortete Gabriel. »Mach dir um mich keine Sorgen.«
    Gabriel legte auf und steckte das Handy wieder in die Hosentasche.
    Anschließend trat er den Boden flach, wo die Reifen ihn aufgewühlt hatten, und ging dann zu der zweiten, größeren Leinentasche, fast schon einem Sack. Er öffnete sie und holte zwei Räder heraus, mehrere schwarze Stangen und einen kleinen Motor mit 100 ccm. Zusammen bildete das alles ein kleines, geländegängiges Motorrad, das er schon im Sommer bei einem Projekt im Sudan benutzt hatte. Sowohl der Rahmen als auch der Motor bestanden aus Aluminium, was die Maschine äußerst leicht machte, und sie ließ sich so gut verstauen, dass man sie auf ein Packpferd binden und in die entlegensten Winkel der Erde mitnehmen konnte. Gabriel brauchte weniger als fünf Minuten, um alles zusammenzubauen.
    Schließlich holte Gabriel noch einen schwarzen Helm aus der Tasche und legte stattdessen Livs Reisegepäck hinein. Anschließend schloss er die Tasche wieder, warf sie sich über die Schulter und sprang in den Sattel. Nach ein paar Versuchen erwachte der Motor grollend zum Leben. Jeder, der dieses Geräusch hörte, hätte es mit einer Kettensäge verwechselt. Gabriel legte den Gang ein und fuhr auf demselben Weg wieder zurück, den er mit dem Renault gekommen war.

K APITEL 53
    Liv wachte erschrocken auf. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie hatte gerade einen dieser furchtbaren Träume gehabt, in denen man am Rand eines tiefen Abgrunds steht, nach vorne fällt und schließlich in die Tiefe stürzt. Irgendjemand hatte ihr mal gesagt, wenn man in solch einem Traum bis ganz nach unten fiel, hieß das, man war tot. Sie hatte sich immer gefragt, woher das jemand wissen wollte.
    Liv hob den Kopf von den Armen und blinzelte ins Licht des Verhörzimmers.
    Ein Mann saß auf dem Stuhl ihr gegenüber.
    Liv zuckte unwillkürlich zurück, wobei der mit Nieten am Boden verankerte Stuhl knarrte.
    »Guten Morgen«, sagte der Mann. »Haben Sie gut geschlafen?«
    Liv erkannte die Stimme. »Arkadian?«
    »Ja, das ist mein Name.« Sein Blick wanderte zu einem Aktenordner auf dem Tisch zwischen ihnen und dann wieder zu Liv. »Die Frage ist nur: Wer sind Sie?«
    Liv schaute auf den Aktenordner. Sie hatte das Gefühl, gerade auf dem Planeten Kafka erwacht zu sein. Neben der Akte standen ein Korb mit Brötchen, ein voller Becher Kaffee und etwas, das wie eine Packung Reinigungstücher aussah.
    »Das ist das Beste, was ich auf die Schnelle an Frühstück und Waschgelegenheit finden konnte«, sagte Arkadian. »Greifen Sie zu.«
    Liv streckte die Hand nach dem Brot aus, sah, in welchem Zustand ihre Hände waren, und schnappte sich stattdessen eines der Reinigungstücher.
    »Nun, ich bin ein recht vertrauensseliger Mensch«, begann Arkadian und schaute zu, wie Liv sich den Dreck von den Fingern wischte. »Wenn mir also jemand etwas erzählt, dann neige ich dazu, demjenigen zu glauben, solange mich nichts vom Gegenteil überzeugt. Sie haben mir den Namen eines Mannes genannt, als ich Sie angerufen habe, und der Name hat sich als richtig herausgestellt.« Er schaute wieder auf

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