Sanft kommt der Tod
Weil ich nämlich lesbisch bin.«
»Standen Sie jemals wegen Körperverletzung vor Gericht, Ms Wentz?«
»Verdammt.« Glühend heißer Zorn blitzte in ihren Augen auf. »Dieser idiotische Hurensohn hätte noch viel mehr als eine gebrochene Schulter verdient. Wissen Sie, wie er meine Em genannt hat? Lesbenbrut.«
Wieder holte sie tief Luft und hob eine Hand, bis sie die Kontrolle über sich zurückgewann. »Als er das zu mir gesagt hat, habe ich ihn erst mal nur gewarnt, dass er sich vorsehen soll. Aber er hat immer weiter gemacht und dann sogar während des Spiels irgendwelche Schimpfworte gebrüllt. Er hat Lesbe zu ihr gesagt. >Du kleine Les-be kriegst nicht mal die einfachsten Schläge hin<, hat er geschrien. Es war nicht das erste Mal, dass er ignorante homophobe Kommentare während eines Spiels abgegeben hat, aber bis dahin hatte er immer mich gemeint und war dabei immer so leise, dass es außer mir niemand mitbekommen hat. Niemand spricht so mit meinem Kind. Es hat mir einfach gereicht.«
Wenn stimmte, was sie sagte, war Eve überrascht, dass die Frau dem Arschloch nicht den Schädel eingeschlagen hatte statt des Schulterblatts. »Hat Mr Foster Ihrer Tochter gegenüber jemals eine unangemessene Bemerkung gemacht?«
»Verdammt, nein. Soweit ich weiß, war er ein anständiger Kerl. Und ein guter Lehrer, bei dem die Kinder gern zum Unterricht gegangen sind. Emily hat ihn sehr gern gehabt. Sie ist wegen dieser Sache unglücklich und verwirrt. Ich will nicht, dass sie noch unglücklicher und verwirrter wird.«
»Dann sagen Sie uns, warum Sie fast zweieinhalb Stunden in der Schule waren.«
»Meine Güte. Ich habe eine Zeitlang in der Klasse rumgestanden, mich mit ein paar Kindern und Janine - Mrs Linkletter - über Butch unterhalten. Ihn zum Reden gebracht. Dann ... hören Sie, muss das unbedingt ins Protokoll?«
»Kommt drauf an, was Sie uns sagen wollen«, antwortete Eve.
»Es hat nichts mit dem Vorfall in der Schule zu tun, deshalb wäre es mir einfach lieb, wenn es nicht die Runde machen würde, wenn es für die Ermittlungen nicht wichtig ist.«
»Okay.«
»Ich war unten in der Küche. Laina Sanchez, die Küchenchefin, arbeitet nebenher für mich. Es ist ihr nicht erlaubt, neben der Arbeit in der Schule noch einen zweiten Job zu haben, und ich möchte nicht, dass sie deshalb Schwierigkeiten kriegt.«
»Das wird sie nicht, zumindest nicht wegen des Nebenjobs.«
»Wir haben über eine Feier nächste Woche gesprochen. Eine Änderung der Menüfolge, die die Kundin wünscht. Ich habe einen Kaffee getrunken, als ich bei ihr in der Küche war. Mein nächster Termin war erst um elf, und da er in der Nähe der Schule war, habe ich mir die Zeit vertrieben. Weiter nichts.«
»Okay. Und das wird sie bestätigen?«
»Das wird sie ganz bestimmt, aber hören Sie, fragen Sie sie bitte nicht in der Schule danach. Wenn Mosebly Wind davon bekommt, macht sie Laina deshalb bestimmt die Hölle heiß.«
»Haben Sie und Laina ein Verhältnis?«
Hallie entspannte sich genug, um leicht zu grinsen. »Kein Verhältnis in der Art, wie Sie wahrscheinlich meinen. Vor einer halben Million Jahre war ich mal mit ihrer Schwester zusammen. Ich habe ihr den Job an der Schule verschafft, als sie dort eine Küchenchefin suchten. Sie hat ein zweijähriges Kind, und da jetzt das zweite unterwegs ist, können sie und ihr Mann das Geld gebrauchen, das sie sich bei mir nebenher verdient.«
»Wir haben nicht die Absicht, ihr deswegen Scherereien zu machen.« Trotzdem war das noch nicht alles, dachte Eve. »Ist Ihnen gestern in der Schule irgendetwas oder irgendjemand aufgefallen?«
»Nein. Der Unterricht fing gerade an, als ich in die Küche runterging. Und als ich sie wieder verlassen habe, war gerade die zweite Stunde. Ich würde Ihnen helfen, wenn ich könnte. Wenn in der Umgebung meiner Tochter etwas so Schlimmes passiert, will ich schließlich wissen, wie es dazu kam. Weil ich sie sonst nicht schützen kann.«
Vielleicht war es tatsächlich darum gegangen, etwas oder jemanden zu schützen, überlegte Eve, während sie anderthalb Blocks bis zum nächsten Namen auf der Liste fuhren.
»Sie geht mit einem Baseballschläger auf jemanden los, der ihr Kind beleidigt hat.«
»Das hätten Sie ebenfalls getan«, erklärte Peabody.
»Das ist schwer zu sagen, da ich keine Lesbe und auch keine Mutter bin, aber, ja, es hat so geklungen, als hätte dieser Kerl die Prügel auf jeden Fall verdient. Wie weit würden Eltern wohl gehen, um ihr Kind
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