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Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)

Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)

Titel: Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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war.
    Er hörte Stimmen … ferne Stimme … Engel … oder Dämonen? In seinem Kopf drehte sich alles; die Stimmen klangen gedämpft und fern.
    Er spuckte noch mehr Wasser, und dann, gerade als kleine, tanzende Lichtpunkte sich ihm näherten, ergriff die Schwärze, die bereits sein Bewusstsein getrübt hatte, vollends Besitz von ihm.
    Er war überzeugt, sterben zu müssen, und er ergab sich willig dem Tod.
    Doch Gott ließ ihn leben. Irgendwie war er verschont worden.
    Jetzt, da er im wirbelnden Schneeregen stand, die Äste der mächtigen Fichten und der Boden in seinem Verschlag mit Raureif überzogen, jetzt empfand er die gleiche Düsterkeit und Wut, die ihn in den Jahren nach dem Vorfall beherrscht hatten.
    Warum hatte er überlebt?
    Warum war Nina gestorben?
    Bald nachdem er in einem Krankenhausbett wieder zu sich gekommen war, wurde ihm klar, dass man ihm die Schuld an Ninas Tod gab. Er hatte es im unglücklichen Blick seiner Mutter erkannt, hatte das Wechselspiel der Gefühle in den Mienen der Polizisten und Therapeuten bemerkt, die mit ihm sprachen.
    Zwar wurde er weder verhaftet noch vor Gericht gestellt, aber die stumme Anklage derer, die von der Sache wussten, lief ihm bis in alle Ewigkeit nach.
    Ebenso wie seine eigene Selbstanklage.
    Hatte er sie nicht hinausgelockt?
    Hatte er sie nicht für sich gewollt?
    Hatte er nicht sogar eine heimliche Freude, einen Hauch von Erregung verspürt bei dem Gedanken, dass sie seinetwegen, wegen ihrer Liebe zu ihm, ihr Leben verloren hatte?
    Hätte er sie retten können?
    Wahrscheinlich nicht.
    Doch als diese kleinen Finger seinen Knöchel berührten – und inzwischen war er überzeugt, dass es ihre Berührung war, die er gespürt hatte –, warum strebte er da nach oben, statt zu ihr hinabzutauchen? Was hätten ihn zwei weitere Sekunden schon gekostet?
    Das Leben?
    Er wusste es besser.
    Sie war seinetwegen gestorben.
    Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln angesichts dieser Gewissheit. Der Gewissheit seiner Macht. Er stellte das Fernglas scharf. Während beruhigende Eiskristalle sein Gesicht streiften, beobachtete er von seinem Versteck aus Jenna Hughes’ Haus.
    Nina war die Erste gewesen, die sterben musste. Er hatte versucht, sein Hochgefühl des Triumphs zu unterdrücken, als er feststellte, dass er die Macht über Leben und Tod besaß. Er hatte sich bemüht zu trauern. Schuldgefühle zu empfinden. Doch beides gelang ihm nicht auf Dauer.
    Er hatte sich vorgenommen, nie wieder zu lieben.
    Und dann hatte er Jenna Hughes gesehen.
    In dem Sekundenbruchteil, als er sie zum ersten Mal erblickte, hatte er es gewusst.
    Sie war die Eine.
    Von diesem Augenblick an erschien ihm jede andere Frau in seinem Leben bedeutungslos. Selbst Nina. Die arme, vertrauensselige kleine Nina.
    Wunderschön.
    Wie die anderen.
    Er griff in seine Tasche und befühlte den Handschuh, den er gestohlen hatte … einen kleinen schwarzen Lederhandschuh, einen von dem Paar, das Jenna als Anne Parks in Resurrection getragen hatte. Er schloss die Augen und dachte an die Szene, in der Anne, bekleidet mit einem glänzenden schwarzen BH, einem Slip mit hohem Beinausschnitt, ebendiesem Handschuh und einem Halsband, sich auf ihren Lover stürzte. Der Mann, der ausgestreckt auf dem Bett lag, hatte ausgefallene Sexspielchen erwartet und begegnete stattdessen einem äußerst erotischen Tod.
    Perfekt.
    Er ließ das Fernglas sinken, das er an einem Riemen um den Hals trug, und schloss die Augen, als der kalte Kuss des Windes seinen Nacken berührte. Langsam öffnete er seinen Hosenlatz. Er dachte an Jenna. Er dachte an das eisige, gierige Wasser des Sees. Er hob das Gesicht zum Himmel und bot es dem Eisregen dar.
    Langsam schob er den Handschuh über sein Glied.
    Dann stellte er sich vor, dass Jenna Hughes vor ihm kniete.

24. Kapitel
    E s war ein langer Tag gewesen. Nicht nur das, es war eine verdammt lange Woche gewesen. Carters Scheibenwischer schoben den Schnee zur Seite, der vom Nachthimmel fiel, und seine Scheinwerfer durchschnitten die Dunkelheit. Der festgefahrene Schnee und das Eis auf der Straße glitzerten in ihrem Licht.
    Auf der einen Straßenseite ragten hundert Jahre alte Fichten in die sternenlose Nacht empor; groß, bedrohlich fingen sie die Schneeflocken mit ihren mächtigen Ästen auf. An der anderen Seite trieb der Columbia River seine Eisschollen stetig nach Westen. Schnee und Eis sammelten sich an den Rändern der Windschutzscheibe, und das Gebläse kam nicht gegen den

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