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Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)

Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)

Titel: Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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fuhr ein Ruck durch die Eisfläche unter ihm.
    Ninas Hand glitt aus seinem behandschuhten Griff.
    Er wirbelte herum, als sie aufschrie, ein Laut der Todesangst, der die Nacht durchschnitt.
    Krrrrach!
    Das Eis unter ihnen brach auf.
    Seine Füße verloren den Halt, und er sah den Spalt, einen klaffenden Riss, der sich bewegte und weiterlief, als sei er lebendig.
    Nein!
    Die Spalte hielt direkt auf Nina zu.
    Sie keuchte. Versuchte, sich aufzurappeln und zu laufen.
    »Schnell, Nina!« Er schlitterte und rutschte in ihre Richtung. Der Riss weitete sich zu einem Abgrund, und Nina – die schöne, vertrauensselige Nina – schrie entsetzlich, als sie mit einem widerwärtigen Klatschen ins Eis einbrach.
    »Nein! O Gott, nein!« Er warf sich an der Stelle, an der sie verschwunden war, nieder, spähte in die trübe, eiskalte Tiefe, hörte das Eis um sich herum bersten und splittern, doch Nina ging unter, versank in der Schwärze.
    Ohne nachzudenken, sprang er in das klaffende Loch. Eiskaltes Wasser schlug über ihm zusammen, erstickte ihn, zog ihn mit kalten, grausamen Fingern hinab. Er ruderte wild mit den Armen, tastete im trüben Wasser des Sees um sich. Bitte, lieber Gott, bitte … Seine Lunge brannte vor Sauerstoffmangel. Er sah nichts, zitterte am ganzen Körper, nicht allein vor Kälte.
    Wo bist du? Nina … Wo ?
    Er schwamm fieberhaft im Kreis, hatte das Gefühl, explodieren zu müssen, hoffte, sie irgendwo zu entdecken, ihr Nachthemd, irgendetwas. Suchte verzweifelt. Und wusste, dass er vielleicht sterben würde.
    Luftblasen kamen aus seiner Nase. Als er unwillkürlich nach Atem rang, drang ihm eiskaltes Wasser in Nase und Kehle. Verzweifelt ruderte er nach oben, in Richtung der Spalte im Eis. Sobald er die Wasseroberfläche durchbrochen hatte, schnappte er keuchend nach Luft. Hustete. Spuckte. Spie Wasser. »Nina!«, schrie er aus Leibeskräften, doch seine Stimme war nur ein Krächzen in der eisigen Dunkelheit. »Nina!«
    Nichts.
    Kein Laut ihrer süßen Stimme.
    Sein Blick schweifte über die Oberfläche des Sees, doch nichts regte sich. O Gott, sie war immer noch dort unten. Sie würde erfrieren. Ertrinken. Sie würde sterben .
    Er tauchte wieder unter, hinein in die tintenschwarze Tiefe. Nina, wo zum Teufel bist du? Oh, Baby. Komm schon, komm schon! Die Sekunden verstrichen, und er konnte im trüben Wasser nichts erkennen. Wie groß war die Chance, dass sie überlebte? Wie lange konnte jemand unter Wasser bleiben – unter Wasser, das nahe dem Gefrierpunkt war? Gab es unter der Eisdecke eingeschlossene Luftblasen? Konnte es sein, dass sie in diesem Augenblick ihre süßen Lippen gegen das Eis presste in der Hoffnung, eine kleine Luftblase zu finden? In seinem Geist wirbelten die Gedanken wild durcheinander, ein Kaleidoskop lebhafter Bilder von Nina schoss ihm durch den Kopf, während er in Panik und mit brennender Lunge weiterschwamm.
    Etwas Schlüpfriges streifte sein Bein; erschrocken trat er danach, bevor ihm der Gedanke kam, es könnte Nina sein.
    Er zwang sich, tiefer zu tauchen, suchte weiter in der Schwärze. Glaubte, von fern Stimmen zu hören. Seine Lunge wollte bersten, schmerzte unerträglich, doch er konnte Nina nicht hier unten lassen. Wollte es nicht. Wo bist du? Wo?
    Er stieß Luftbläschen aus und starrte angestrengt ins Dunkel. Plötzlich sah er weiße Finger vor sich … eine Hand … Er griff danach, nur um festzustellen, dass es seine eigenen beinahe gefühllos gewordenen Finger waren. Das Gewicht des Sees erdrückte ihn, seine Lunge wollte bersten. Da spürte er wieder etwas, das federleicht sein Bein streifte. Was war das? Was zum Teufel war das? Nina? Oder … oder … Er konnte nicht denken, war der Bewusstlosigkeit nahe, die Lunge drohte ihm zu explodieren.
    Er stieß den Atem aus und strampelte kräftig mit den Beinen, ruderte an die Oberfläche.
    Bam!
    Sein Kopf schlug ans Eis.
    Luft entwich aus seiner Lunge.
    O Gott, er war eingeschlossen!
    Sie beide waren eingeschlossen.
    Luftbläschen sprudelten aus seinem Mund, während er dicht unter der Oberfläche weiterglitt, mit den Händen fieberhaft nach der Spalte im Eis tastete. Schwärze umfing ihn. Er rang nach Luft, und Wasser drang in seine Lunge. Er schlug wild um sich, hörte wieder das ächzende Knirschen, und dann brach über ihm das Eis auf.
    Hustend und keuchend und schnaubend kam er an die Oberfläche, spie Wasser und klammerte sich an der scharfen Kante der klaren Eisdecke fest, die quer über den See gerissen

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