Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)
verheiratet gewesen, seine Frau war während eines Kälteeinbruchs ähnlich dem derzeitigen tödlich verunglückt. Doch die Reporterin wollte die unsichtbare Mauer, die ihn umgab, durchbrechen. Wie war der Mann, der sich hinter der Dienstmarke verbarg?
Sie dachte höchst ungern daran, wie oft sie von ihm geträumt hatte. Dieser nachdenkliche, stille, zurückgezogene Mann in Uniform hatte etwas an sich, das sie erregte. O Gott, sie mochte gar nicht daran denken, welche Schlüsse ein Psychologe daraus ziehen würde, zumal auch ihr Vater Bulle gewesen war.
Sie war so in ihre Gedanken vertieft, dass sie rein mechanisch bremste und den Blinker setzte, während sie sich durch den Schneesturm Carters Haus näherte. Sie summte einen alten Billy-Idol-Song mit und nahm den spärlichen Verkehr kaum wahr, sah weder entgegenkommende Fahrzeuge noch die hinter ihr.
Der Motor summte, der Toyota rollte gleichmäßig über die Straße, die Winterreifen griffen gut auf dem vereisten Pflaster, die Lichtsäulen der Scheinwerfer durchschnitten die Dunkelheit und ließen den schmutzigen, mit Sand versetzten, verharschten Schnee glitzern. Der Song war zu Ende, und sie warf einen Blick in den Rückspiegel. Erst jetzt bemerkte sie das Fahrzeug, das dicht hinter ihr fuhr. Es klebte quasi an ihrer Stoßstange. »Himmel«, knurrte sie, als könnte der Fahrer sie hören. »Hey, Freundchen, wir sind hier nicht in L. A.« Sie gab Gas, rutschte ein wenig. Er folgte noch immer direkt hinter ihr. So ein Idiot. Einer von ach so vielen. Mann, wenn sie doch bloß sein Kennzeichen sehen könnte … Sie bremste ab, doch er überholte sie nicht, klebte weiter an ihrer Stoßstange, wagte offenbar kein Überholmanöver auf dieser kurvenreichen, vereisten Straße.
Zum Glück war die Zufahrt zu Carters Haus nur noch etwa eine Meile entfernt. Dort würde sie diesen Mistkerl dann bestimmt abhängen.
Vor der Abzweigung schaltete sie herunter, trat auf die Kupplung und spürte, wie sie auskuppelte. Teufel, in letzter Zeit hatte das Ding Launen. Der Wagen hinter ihr drosselte das Tempo nicht. »Pass bloß auf«, murmelte sie vor sich hin, schaltete in den zweiten Gang und wollte kurz vor der Abzweigung den ersten einlegen. Der Blödmann war immer noch hinter ihr! Blieb keinen Zentimeter zurück. Was zum Kuckuck dachte er sich dabei? Behutsam trat sie auf die Bremse und lenkte in die Kurve.
Rumms!
Ihr Kopf ruckte nach hinten.
Was zum Teufel sollte das? Der Blödmann hinter ihr war ihr auf die Stoßstange gefahren!
Ihr Toyota geriet heftig ins Schleudern.
Instinktiv trat sie die Bremse durch.
Ein Fehler! Sie verlor die Kontrolle über den Wagen, drehte sich um die eigene Achse und schlitterte unaufhaltsam auf die Bäume zu. »Scheiße!«
Sie versuchte sich in Erinnerung zu rufen, dass man mit der Schleuderrichtung lenkte und die Bremse nicht durchtrat, doch der Straßenrand und die Bäume kamen in rasender Geschwindigkeit näher. Viel zu nahe. »Verdammt, verdammt, verdammt!«, schrie sie, bemühte sich, ruhig zu bleiben, und betete, der Wagen möge rechtzeitig zum Stehen kommen. Sie hatte jetzt den Straßenrand erreicht. Eine riesige Douglasie mit dicker, knorriger Rinde erschien drohend in ihrem Blickfeld.
Immer näher. »Nein!«
Noch näher sah sie das Schild mit der Aufschritt ZUFAHRT VERBOTEN vor sich. »Lieber Gott, nein!«
Rummms!
Metall ächzte.
Sie schlug die Hände vors Gesicht.
Der Wagen kam ruckartig zum Stehen.
Sie wurde nach vorn geschleudert, schlug mit dem Kopf auf das Steuerrad, doch der Gurt zerrte ihren Körper zurück an die Sitzlehne.
Glas splitterte und prasselte auf sie nieder, während Schnee und Eiskristalle in den Toyota wehten.
Sie schmeckte Blut; sie hatte sich auf die Lippe gebissen.
Benommen griff sie nach dem Schloss des Sicherheitsgurts. Dabei sah sie im gesprungenen Seitenspiegel, dass jemand sich näherte. Der Blödmann, der auf ihren Wagen aufgefahren war! Mit unsicheren Fingern löste sie den Gurt und tastete nach dem Türgriff. Sie hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte eine Männerstimme.
Nein, du verdammter Schwachkopf , dachte sie benommen. Nichts ist in Ordnung, und das verdanke ich dir!
»Warten Sie, ich helfe Ihnen.«
Gut und schön. Bevor ich dir die Meinung sage und dir eine Klage anhänge, die sich gewaschen hat.
Die Wagentür öffnete sich. Sie würgte, übergab sich in den Schnee und über den Türrahmen. Sie hatte einen säuerlichen Geschmack im Mund
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