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Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)

Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition)

Titel: Sanft will ich dich töten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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und schaffte es gerade noch, sich mit dem behandschuhten Handrücken über die Lippen zu wischen. Himmel, sie zitterte. Das konnte sie sich jetzt wirklich nicht erlauben. »Warum zum Kuckuck sind Sie so dicht aufgefahren?«, fragte sie, als eine große Hand ihren Arm umfasste. Unter ihrem von Glasscherben durchsetzten Haar hervor sah sie zu ihm auf. Kannte sie diesen Kerl nicht? Hatte sie ihn nicht schon mal in der Stadt gesehen?
    »Ich wollte dich nur auf mich aufmerksam machen, Marnie.«
    »Was?« Sie rang um einen klaren Gedanken. »Marnie? Ich bin nicht Marnie! Was für ein Blödmann sind Sie eigentlich?«
    »Einer, der Ihnen helfen will.« Er lächelte, und sie bemerkte etwas Finsteres in seinem Grinsen, etwas beinahe Grausames.
    »Dann nehmen Sie die Finger weg. Ich komme allein zurecht«, sagte sie, und ihr Kopf wurde klarer. Sie hatte Abwehrspray in der Handtasche, einen Eiskratzer in der Seitentasche der Fahrertür.
    »Nicht doch.« Er zerrte sie aus dem Wagen. Sie wollte sich zur Wehr setzen, doch dann sah sie seine Waffe, eine Art Pistole, und ihr Herz setzte einen Schlag aus.
    »Was soll das?«, flüsterte sie und blickte in ein Paar Augen, die kalt waren wie Eis.
    »Erlösung.«
    »Aber Sie haben die Falsche erwischt.« Sie wehrte sich, versuchte, den Eiskratzer zu fassen zu bekommen, ihre Handtasche, irgendeinen Gegenstand.
    »Ich weiß«, sagte er, dann richtete er die Pistole auf sie und drückte ab. Ein elektrischer Schlag traf sie, ihr Körper bäumte sich auf und erschlaffte dann. »Natürlich bist du die falsche Frau, Marnie. Aber fürs Erste muss ich eben mit dir vorlieb nehmen.«

    Randall warf einen Blick auf die Uhr. Er beendete die Sitzung nur ungern, zumal ihre Termine immer seltener wurden. Sein Klient hatte den letzten abgesagt, der so früh am Morgen hatte stattfinden sollen, und dann einen Tag später angerufen, um den jetzigen Termin zu vereinbaren. Leider war es an der Zeit, das Gespräch für heute zu beenden. Eine weitere Patientin, der letzte an diesem verdammten Abend, würde binnen einer Viertelstunde die vordere Treppe heraufkommen. Es wunderte ihn, dass sie bei diesem Wetter nicht abgesagt hatte, doch sie war zäh, nicht unterzukriegen. Sie war bereits seit fünfzehn Jahren in Behandlung und würde wohl für den Rest ihres Lebens therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen. Wie dieser hier es ebenfalls halten sollte. Randall tippte mit dem Bleistift, den nicht zu benutzen er geschworen hatte, auf die Schreibtischplatte, ertappte sich selbst dabei und hörte auf.
    Seinem Klienten entging das nicht. »Sie sagen also, ich muss mich meinen Ängsten stellen.«
    »Darauf läuft es hinaus.« Randall nickte und steckte den Bleistift in einen Becher auf seinem Schreibtisch.
    »Das tue ich jeden Tag.«
    »Tatsächlich?« Randall nickte zustimmend, doch sein Patient blieb skeptisch und angespannt. Er saß auf der Sofakante, hatte die Hände zu Fäusten geballt und rieb mit den Daumen über die gekrümmten Zeigefinger.
    Stahlharte Augen musterten ihn. »Wissen Sie, allmählich glaube ich, das alles hier ist Quatsch.«
    »Sie sind zu mir gekommen.«
    »Einer meiner Vorgesetzten hat mir dazu geraten.«
    »Und Sie haben den Rat befolgt.«
    Er verzog das bartstoppelige Kinn zur Seite. »Ich dachte, es könnte helfen.«
    »Und? Hilft es?«
    »Sagen Sie’s mir – Sie sind doch der Profi.«
    »Ich kann nicht Ihre Gedanken lesen.«
    Die Andeutung eines Lächelns. »Nicht? Warum zum Teufel werfe ich dann mein Geld zum Fenster raus?«
    »Weil Sie Ihre Schuldgefühle überwinden wollen.«
    Er öffnete die Fäuste und schloss sie wieder. »Ich glaube nicht, dass das möglich ist.« Die dichten Augenbrauen zogen sich zusammen.
    »Ich finde, wir machen Fortschritte.«
    »Ach ja?«
    »Mhm. Aber diese Sitzungen sind nicht nur vertraulich, sie sind auch freiwillig. Niemand zwingt Sie, zu mir zu kommen.« Er blickte über den Rand seiner Brille hinweg und wartete auf eine Bestätigung seiner Feststellung.
    »Stimmt.«
    »Sie wissen selbst, dass Sie für Davids Tod nicht verantwortlich waren.«
    Ein Muskel zuckte in dem energischen Kinn.
    »Auch nicht für Carolyns Tod.«
    Sein Patient blickte aus dem Fenster und zupfte an einer Naht im glatten Leder des Sofas.
    Randall betrachtete Carters ungläubiges Profil, während der Sheriff versuchte, die Dämonen der kalten Winternacht niederzukämpfen. »Sie glauben mir nicht«, sagte Randall.
    »Sie waren nicht dabei. Sie kennen nur meine Version der Geschichte. Wenn

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