Sanfter Mond - Hawthorne, R: Sanfter Mond - Dark Guardian - 02 Full Moon
diesem Jahr sind nur so wenige zur Sonnwendfeier gekommen. Sonst hättest du vielleicht dort einen Partner finden können. Es ist zwar total blöd, aber möglicherweise könnte Daniel ja als Ersatz dienen, bis der Richtige vorbeikommt.«
»Unsere erste Wandlung soll doch etwas Romantisches haben. Ich glaube, ich wäre nicht zufrieden, wenn ein Junge nur meine Hand hält und mich nicht in die Arme schließt. Dann würde ich es lieber allein durchstehen.«
»Du könntest sterben.«
»Oder es gelingt mir, uns von dieser archaischen Tradition zu befreien.«
Du hältst sie nur für archaisch, weil du keinen Gefährten hast. Ich selbst wollte die Wandlung nicht allein durchmachen. Ich wollte die Magie der ersten Verwandlung und die wunderbare Verschmelzung, die darauf folgte.
»Wie dem auch sei, ich habe noch zwei Wochen, um zu entscheiden, was ich will«, sagte sie. »Ich finde schon eine Lösung.«
Sie klang wieder wie dieselbe trotzige Brittany, die ich kannte. Alles würde in Ordnung kommen, dachte ich, kurz bevor ich einschlief.
Die Nacht war dunkel. Der Mond war noch nicht aufgegangen. Ein leichter Windhauch fuhr durch mein Haar. Connor trat hinter mich, schlang seine Arme um mich und küsste meinen Nacken.
Ein wohliger Schauer durchlief mich, und ich schmiegte mich an ihn.
»Bald«, flüsterte er mir ins Ohr. »Sehr bald.«
Ich drehte mich in seinen Armen und ließ mich von ihm küssen. Sein Kuss war heiß und leidenschaftlich. Er strich mit den Fingern über meine nackten Arme, und überall, wo er mich berührte, fing meine Haut zu glühen an.
Ich hörte es knistern und zischen. Mir wurde so heiß, dass ich dachte, ich würde zerschmelzen. Als ich zurückwich, starrte ich in Rafes braune Augen, statt in Connors blaue. Ohne dass ich es merkte, hatte er sich verändert. Ich konnte ihn jetzt deutlich sehen, weil die Bäume um uns herum angefangen hatten zu brennen und große orangefarbene und rote Flammen himmelwärts loderten.
Ohne auf die Gefahr zu achten, in der wir schwebten, zog Rafe mich erneut in die Arme. Sein Mund senkte sich auf meine Lippen, bis wir eins wurden mit dem Feuer und verglühten …
Keuchend und schwitzend wachte ich auf. Ich kroch aus meinem Schlafsack und stolperte aus dem Zelt, wo mich die wohltuende kühle Nachtluft umfing. Ich hatte in meinen Kleidern geschlafen, sodass mir jetzt nur meine Schuhe fehlten, aber ich war ans Barfußlaufen gewöhnt, weshalb mich der harte Boden unter meinen nackten Füßen nicht störte.
Connor stand beim Feuer. Er kam auf mich zu. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
Ich nickte zittrig und strich mir mit den Fingern durchs Haar, bis ich merkte, dass ich es zu einem Zopf geflochten hatte. Nur in meinem Traum war es offen gewesen. »Ja. Mir geht’s gut. War nur ein böser Traum.« Obwohl es kein Albtraum
im eigentlichen Sinn war, hatte ich mehr Angst vor mir selbst und den Bildern, die er heraufbeschwor, als vor irgendwelchen Monstern und Ungeheuern.
Kayla, die auf einem Baumstamm gesessen hatte, stand auf und kam auf mich zu. »Du bist so blass. Bist du sicher, dass es dir gut geht?«
»Natürlich.Warum legst du dich nicht schlafen? Ich mache deine Schicht zu Ende.«
»Lucas meinte, wir würden besser Acht geben, wenn …«
»Ich weiß. Wenn wir nicht mit unserem Gefährten Wache schieben. Connor und ich werden uns benehmen.«
Sie sah ihn an. Als er mit dem Kopf auf unser Zelt deutete, lächelte sie und klopfte mir auf die Schulter. »Also gut. Danke.«
Nachdem sie sich ins Zelt verzogen hatte, nahm Connor meine Hand. »Komm, wir setzen uns ans Feuer. Dann fühlst du dich gleich besser.«
Das bezweifelte ich. »In meinem Traum war auch ein Feuer. Um mich herum stand alles in Flammen. Nimm mich doch einfach ein bisschen in den Arm.«
Ich wartete nicht auf seine Antwort, sondern marschierte in seine ausgebreiteten Arme, ohne jede Furcht, dass er mich zurückweisen könnte. Er war schon immer mein zuverlässiger Fels in der Brandung gewesen.
Ich legte den Kopf in den Nacken und blickte tief in seine blauen Augen. Ich weiß nicht, was er in meinem Gesicht ablas, aber er senkte den Kopf und küsste mich.
Der Kuss hatte keinerlei Ähnlichkeit mit dem Kuss in meinem Traum. Er war angenehm, zärtlich und warm. Er drückte Treue und Beständigkeit aus. Und er war real.
Der Kuss im Traum … er war einfach … nun, es war eben nur ein Traum.
Connor führte mich zu dem Baumstamm, auf dem Kayla gesessen hatte. Als ich mich darauf niedergelassen
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