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Sanssouci

Sanssouci

Titel: Sanssouci Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Maier
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klar, daß die Stimmung im Saal alles andere als die erwünschte war. Besonders Streubels Ausführungen schienen ihm unglücklich. Er hielt es nicht für geschickt, derart über Geld zu sprechen.
    Mähähä, machte Pöhland erneut. Overbeck drehte sich zornig um und zischte um Ruhe. Endlich stand Wenk auf und schritt nach vorn. Da, in seinem Buchladen war das Mädchen auch, rief jemand halblaut. Wenk auch dabei, aha, antwortete es. Jetzt steht sie auf. Das Mädchen stehtauf! Da! Mein Gott, wie jung! Das könnte meine Tochter sein. Das arme Ding. Wieso armes Ding! Die weiß genau, was sie tut. Und so was in unserer Stadt! … in dem Alter!
    Heike Meurer verstand von diesen dahingezischten Sätzen nur einen Teil. Es machte sich immer mehr Stimmung gegen sie breit. Aische, Lee und Loredana schauten Heike verdutzt nach, wie sie, um Entschuldigung bittend, zum Ende ihrer Sitzreihe strebte, um den Saal zu verlassen.
    Mähähä, machte Pöhland. Wenk verzögerte seinen Schritt, kurz bevor er die Konferenztische erreichte, und blickte dem Mädchen hinterher, das dem Ausgang zustrebte. Kennen Sie die, fragte ein Zuschauer, neben dem Wenk unvermittelt zu stehen gekommen war. Bitte, fragte er erstaunt, während er sein Redekonzept unter den Arm geklemmt hielt. Kennen Sie das Mädchen? Nein, nicht näher, sagte Wenk. Es ist, glaube ich, einfach nur ein Mädchen. Heike stand nun im Türrahmen, zeigte dem kompletten Saal den Vogel und streckte die Zunge heraus. Dann war sie verschwunden. Ein Hausbediensteter schloß hinter ihr die Tür. Also so was, rief man. Hat man so etwas schon gesehen!
    Frau Kupski, von Fürsorgepflicht ergriffen, lief dem Mädchen hinterher.
    Wenk sprach noch eine Weile über Hornungs Werk, sprach über die Leute, die man zum Symposium einladen wolle, aber es hörte kaum mehr jemand zu, und alle waren froh, als sie aufstehen und sich draußen im Gang bzw. auf dem Rathausvorplatz und in den umliegenden Cafésversammeln konnten, um das Vorgefallene zu bereden. Die Stadt hatte nun Gesprächsstoff.
Im Sommerloch
    Alexej war nun schon über zwei Wochen in Potsdam und lebte ein ruhiges Einsiedlerleben auf dem Kapellenberg, unterbrochen nur durch Besuche bei Mai und jene öffentlichen Stunden auf dem Berg, in denen er sich gefeiert vorkam wie ein Popstar. Ihm war das anfänglich natürlich unangenehm gewesen, aber Klein, seinem Interimsvorgesetzten, zu dem er Zutrauen hatte wie zu einem Vater, gefiel es. So ein Leben, pflegte Klein lächelnd zu sagen, hatten wir noch nie auf dem Berg hier!
    Mit der Zeit lernte Alexej, den Widerstand gegen die ungeordneten Einfälle in seinen Tagesrhythmus und sein Seelenleben aufzugeben, die ihn auf dem Kapellenberg ereilten. Ebenso wie die Arbeit in der Druckerei und in der kleinen Kerzengießerei im Münchner Kloster gemacht werden mußte, mußten auch die Gespräche, mit denen er auf dem Kapellenberg konfrontiert wurde, geführt werden, und man konnte auf genau die gleiche Weise wie bei der Buchdruckerei und beim Kerzengießen auf Abstand zur eigenen Person dabei gehen. Alexej war in diesen Gesprächen auf dem Berg zwar als Seelsorger gefragt, aber dennoch begriff er sie schon nach kurzer Zeit als eine Art handwerkliche Aufgabe, die ihm, wie ihm mit der Zeit klar wurde, nicht mehr und nicht weniger abverlangte als alles andere auch.
    Im Verlauf der Tage waren Alexej nun schon viele Menschen begegnet. Es hatte eine Weile gebraucht, bis er begriffen hatte, daß ihn Anastasia Hofmann oft betrachtete. Das schmeichelte ihm, allerdings schob er es, und nicht zu Unrecht, auch darauf, daß sie offenbar seinen monastischen Lebenswandel bewunderte. Anastasia selbst war eine der fleißigsten Gottesdienstbesucherinnen in der Gemeinde, und als Alexej sich nach wenigen Tagen Klein hinsichtlich des Mädchens und ihrer besonderen Vorliebe für ihn offenbarte, versicherte ihm Klein, daß Anastasia auch schon vor Alexejs »Berühmtheit« regelmäßig und mit genau derselben Pünktlichkeit die Gottesdienste aufgesucht hatte wie jetzt.
    Mit der Zeit fand Alexej ein gewisses Verhältnis zu dem Mädchen. Es war ihm klar, daß sie seine Nähe suchte, aber es blieb doch stets eine angemessene Distanz, über die Alexej froh war. So drohte nie die Gefahr, das Verhältnis zwischen beiden könnte durch zu große Nähe oder Intimität belastet werden. Auch das Mädchen fügte sich in diese Distanz und war nach einer Weile sogar glücklich darüber; das Verhältnis zu Alexej wurde für sie dadurch

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