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Saphirblau

Saphirblau

Titel: Saphirblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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erreichen werden. Quelle catastrophe!« Sie runzelte die Stirn. »Egal. Tatsächlich wärst du damit modisch
absolument
im Trend, aber - lieber Himmel, was war das für eine schreckliche Mode!«
    Das erste Mal an diesem Tag musste ich grinsen.
Ässlisch! Schrecklisch!!
Ja, wie wahr! Nicht nur die Mode, sondern auch Gideon war
ässlisch
und
schrecklisch
und von mir aus
garstig,
so würde ich das auf jeden Fall von nun an sehen. (Basta!)
    Madame Rossini schien nichts davon mitzubekommen, welche Wohltat sie für meine Seele war. Noch immer entrüstete sie sich über die damalige Zeit. »Junge Mädchen, die ihre Haare puderten, bis sie aussahen wie die von ihrer Omama -fürchterlich! Schlüpf bitte mal in diese Schuhe. Denk daran, du musst darin tanzen können und noch ist Zeit, sie zu ändern.«
    Die Schuhe - bestickte rote zum roten Kleid, hellblaue mit goldener Schnalle zum Ballkleid - waren verblüffend bequem, obwohl sie aussahen wie aus einem Museum. »Das sind die schönsten Schuhe, die ich jemals angehabt habe«, sagte ich begeistert.
    »Das will ich doch meinen«, sagte Madame Rossini und strahlte über das ganze Gesicht. »So, mein Engelchen, fertig. Sieh zu, dass du heute früh ins Bett kommst, das wird ein aufregender Tag morgen.« Während ich wieder in meine Jeans und meinen dunkelblauen Lieblingspulli schlüpfte, drapierte Madame Rossini die Kleider über die kopflosen Schneiderpuppen. Dann sah sie hinüber zur Wanduhr und runzelte ärgerlich die Stirn. »Dieser unzuverlässige Junge! Er sollte schon vor einer Viertelstunde hier sein!«
    Sofort schnellte mein Puls in die Höhe. »Gideon?«
    Madame Rossini nickte. »Er nimmt das hier nicht ernst, er denkt, es ist unwichtig, ob eine Hose gut sitzt. Aber das ist es nicht! Es ist sogar ungeheuer wichtig, wie gut eine Hose sitzt.«
    Ässlisch. Fürchterlisch. Schrecklisch,
probierte ich mein neues Mantra aus.
    Es klopfte an die Tür. Es war nur ein kleines Geräusch, aber meine sämtlichen Vorsätze lösten sich in Luft auf.
    Plötzlich konnte ich es gar nicht erwarten, Gideon wiederzusehen. Und gleichzeitig fürchtete ich mich entsetzlich vor einer Begegnung. Noch einmal würde ich diese finsteren Blicke nicht überleben.
    »Ah«, sagte Madame Rossini. »Da ist er ja. Herein!«
    Mein ganzer Körper versteifte sich, aber es war nicht Gideon, der zur Tür hereinkam, sondern der rothaarige Mr Mar-ley. Wie immer nervös und verlegen, stotterte er: »Ich soll den Ru-, äh . . . die Miss zum Elapsieren geleiten.«
    »In Ordnung«, sagte ich. »Wir sind gerade fertig geworden.« Hinter Mr Marley grinste mich Xemerius an. Vor der Anprobe hatte ich ihn weggeschickt.
    »Ich bin eben durch einen waschechten Innenminister hindurchgeflogen«, sagte er fröhlich. »Das war cool!«
    »Und wo ist der Junge?«, grollte Madame Rossini. »Er sollte zur Anprobe kommen!«
    Mr Marley räusperte sich. »Ich sah den Dia... Mr de Villiers gerade noch mit dem anderen Ru... mit Miss Charlotte sprechen. Er war in Begleitung seines Bruders.«
    »Tiens! Das ist mir vollkommen gleichgültig«, sagte Madame Rossini zornig.
    Mir aber nicht,
dachte ich. In Gedanken schrieb ich bereits eine SMS an Leslie. Nur ein einziges Wort:
Harakiri.
    »Wenn er nicht sofort hier auftaucht, werde ich mich beim Großmeister über ihn beschweren«, sagte Madame Rossini. »Wo ist mein Telefon?«
    »Es tut mir leid«, murmelte Mr Marley. Er drehte verlegen ein schwarzes Tuch zwischen seinen Händen hin und her. »Darf ich . . .?«
    »Natürlich«, sagte ich und ließ mir seufzend die Augen verbinden.
    »Der Streber hier sagt leider die Wahrheit«, sagte Xemerius. »Dein Funkelsteinchen flirtet da oben auf Teufel komm raus mit deiner Cousine herum. Und sein hübscher Bruder ebenfalls. Was Jungs nur immer an Rothaarigen finden? Ich glaube, sie gehen jetzt zusammen ins Kino. Aber das sage ich dir lieber nicht, sonst heulst du wieder.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Xemerius sah zur Decke. »Ich könnte sie für dich im Auge behalten. Soll ich?« Ich nickte heftig.
    Auf dem langen Weg hinunter in den Keller schwieg Mr Marley beharrlich und ich hing meinen eigenen düsteren Gedanken nach. Erst als wir im Chronografenraum angekommen waren und Mr Marley mir die Augenbinde abnahm, fragte ich: »Wohin werden Sie mich heute schicken?«
    »Ich . . . wir warten auf Nummer neun, äh Mr Whitman«, sagte Mr Marley und schaute an mir vorbei auf den Boden. »Ich habe selbstverständlich nicht die Befugnis, den Chronografen zu

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