Saphirtraenen (Gesamtausgabe)
beißt er hinein. Mit einem kurzen dankbaren Lächeln lasse ich meine Vorsicht fallen und beiße beherzt zu.
Der angenehm süßliche Geschmack breitet sich schnell auf meiner Zunge aus. Glücklich nehme ich einen Bissen nach dem anderen, bis ich die Frucht komplett vertilgt habe. Danach lange ich nach einem verlockend duftenden Stück Brot und einem knusprig braunen Stück Fleisch. Beides verzehre ich genüsslich, ehe ich zum Abschluss einen Fisch von seinen Gräten befreie und ihn restlos verspeise.
Während ich mich an dem reichen Mahl gütlich tue, vergesse ich die Anwesenheit des Dämonenfürsten beinahe komplett.
Als er ein vernehmliches Räuspern ertönen lässt, bleibt mir der letzte Rest des Fisches im Hals stecken und ich huste, um ihn entweder nach unten oder wieder nach oben zu befördern. Schließlich ist auch dieses Stück in meinem Magen und ich richte meine von dem Hustenanfall tränenden Augen auf Deargh.
Auch Edan rührt das Essen auf seinem Teller nicht mehr an.
„Sind eure Mägen nun ausreichend gefüllt?“
Mir ist klar, welche Antwort er erwartet und so gebe ich sie ihm.
„Sehr schön. Dann können wir ja nun zu dem Teil übergehen, wegen dem ich euch eigentlich her bestellt habe.“
Ich werfe Edan einen kurzen Blick zu. Sein Gesichtsausdruck lässt auf keine Gefühlsregung schließen.
„Ich danke Euch für Eure Gastfreundlichkeit, Dämonenfürst. Womit kann ich Ihnen dienen?“, flüstere ich tonlos und starre dabei einen Punkt knapp über Dearghs Kopf an.
„Höflich wie immer, unsere kleine Ilyea.“
Mein Körper verkrampft sich.
„Verzeiht, wenn meine Umgangsformen nicht den Euren entsprechen, Herr.“
Ein scharrendes Lachen ertönt.
„Ihr Ilyea amüsiert mich wahrlich immer wieder. Lassen wir das. Nenn mich Deargh.“
„Wie Ihr ... du wünschst, Deargh.“
„Diese Höflichkeit werden wir dir wohl nie austreiben können, mh?“, seufzt der Dämonenfürst.
„Aber es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, dass mir deine Unterwürfigkeit nicht gefällt. Zweifelsfrei habe ich deinen Respekt verdient und auch die Furcht, die ich in deinen Augen sehe, ist berechtigt.“
Schnell senke ich den Blick.
„Allerdings sollte dir klar sein, dass ich dich schon längst hätte töten können, wenn dies meine Absicht gewesen wäre.“
Ich bin mir nicht sicher, ob ich das, was Edan mir erzählte, wissen darf und schweige deshalb lieber.
„Dein Blut ist zu wertvoll, um einfach so vergossen zu werden, Niamh.“
Die Art, wie er die Worte ‚einfach so’ betont, lässt keinen Zweifel daran, dass ich seinem Plan nach nicht überleben werde. Mir wird klar, dass meine Lebenszeit bald abgelaufen ist und mein Herz schlägt schmerzhaft schnell gegen meine Brust. Fast erweckt es den Eindruck, als wolle es nicht einfach so aufhören, Blut durch meine Venen zu pumpen, um mich am Leben zu erhalten.
„Ich bin mir sicher, dass Edan dich noch nicht unterrichtet hat. Wir haben herausgefunden, dass du in deinem Dorf sehr unglücklich warst. Das konnten wir als mitfühlende Wesen selbstverständlich nicht zulassen. Da auch du ein Mischblut bist, so wie Edan, beschlossen wir, dich zu befreien.“
Ich höre dem Dämonenfürst kaum zu, laut pocht das Blut in meinen Ohren.
Lügen, er erzählt nur Lügen. Er wollte mich nie retten und nicht ich bin der Schlüssel zu Dearghs Macht, sondern das Kind, welches ich mit dem gutaussehenden Halbdämon zeugen soll. Selbstverständlich erwähnt Deargh dieses Kind mit keinem Wort.
Ich versuche, mir nichts anmerken zu lassen, während meine Gedanken rasen, um einen Ausweg zu finden. Vergebens.
„Was...meint ihr damit?“, frage ich, um die Stille zu durchbrechen.
Dearghs schnelle Antwort lässt darauf schließen, dass er auf genau diese Frage gewartet hat.
„Das soll Edan dir später erklären. Mir war nur wichtig, dir deine Angst zu nehmen, Niamh.“
Am liebsten will ich laut loslachen, so wenig schenke ich seinen Worten Glauben. Zum Glück reiße ich mich zusammen und antworte mit erstickter Stimme:
„Vielen Dank, Deargh.“
Mein Blick wandert erneut zu dem Wandteppich.
„Im Übrigen ein sehr schönes Stück.“
Kraftlos hebe ich einen Arm und zeige auf die kunstvoll gefertigte Dekoration.
„Nicht wahr?“, antwortet der Dämonenfürst sichtlich erfreut.
„Ein uraltes Erbstück, sehr wertvoll.“
„Das sieht man. Es scheint sehr fein gearbeitet zu sein.“
„Angeblich hat es Generation gebraucht, um ihn zu knüpfen. Allein die
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