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Sara Linton 01 - Tote Augen

Sara Linton 01 - Tote Augen

Titel: Sara Linton 01 - Tote Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Untertreibung. Auch er lachte.
    Sie deutete auf seine Hand. » Soll ich mich darum kümmern?«
    Er schaute sich die Wunden an, als hätte er eben erst gemerkt, dass etwas nicht stimmte. » Was können Sie tun?«
    » Fürs Nähen haben Sie zu lange gewartet.« Sie stand auf, um ihren Erste-Hilfe-Koffer aus der Küche zu holen. » Ich kann die Wunden säubern. Sie müssen anfangen, Antibiotika zu nehmen, damit sie sich nicht infizieren.«
    » Was ist mit Tollwut?«
    » Tollwut?« Sie band ihre Haare zusammen und hängte sich ihre Lesebrille in den Blusenausschnitt. » Der menschliche Mund ist voller Bakterien, aber es kommt sehr selten vor …«
    » Ich meine, von Ratten«, sagte Will. » In der Höhle, in der Anna und Jackie gefangen gehalten wurden, gab es Ratten.« Er kratzte sich wieder den rechten Arm, und erst jetzt wurde ihr klar, warum er es die ganze Zeit tat. » Von Ratten kann man doch Tollwut bekommen, oder?«
    Sara erstarrte und zog eine Edelstahlschale aus dem obersten Fach des Küchenschranks. » Haben sie Sie gebissen?«
    » Nein, sie sind meine Arme hinaufgeklettert.«
    » Ratten sind Ihnen die Arme hochgelaufen?«
    » Nur zwei. Vielleicht drei.«
    » Zwei oder drei Ratten sind Ihnen die Arme hochgelaufen?«
    » Es ist wirklich beruhigend, wenn Sie alles wiederholen, was ich sage, nur lauter.«
    Sie lachte über die Bemerkung, fragte aber dennoch: » Haben sie sich irgendwie unberechenbar verhalten? Haben sie Sie angegriffen?«
    » Nicht wirklich. Sie wollten einfach raus. Ich glaube, die hatten genauso viel Angst vor mir wie ich vor ihnen.« Er zuckte die Achseln. »Na ja, eine von ihnen blieb unten. Sie hat mich angestarrt, Sie wissen schon, hat irgendwie beobachtet, was ich tue. Ist mir aber nie zu nahe gekommen.«
    Sie setzte sich neben ihn. » Rollen Sie die Ärmel hoch.«
    Er zog das Jackett aus und rollte den linken Ärmel hoch, obwohl er sich den rechten Arm gekratzt hatte. Sie sagte nichts dazu, sondern schaute sich die Kratzer auf seinem Unterarm an. Sie waren nicht einmal so tief, dass sie bluteten. Wahrscheinlich hatte er die Sache schlimmer in Erinnerung, als sie tatsächlich gewesen war. » Ich glaube, da brauchen Sie sich keine Sorgen machen.«
    » Sind Sie sicher? Vielleicht ist das ja der Grund, warum ich heute ein bisschen durchgedreht bin.«
    Sie begriff, dass er das nur halb im Spaß meinte. » Sagen Sie Faith, sie soll mich anrufen, wenn Sie Schaum vor dem Mund haben.«
    » Seien Sie nicht überrascht, wenn Sie morgen von ihr hören.«
    Sie stellte sich die Stahlschüssel auf den Schoß und legte seine linke Hand hinein. » Das brennt jetzt vielleicht ein bisschen«, sagte sie und schüttete Peroxid auf die offenen Wunden. Will zuckte mit keiner Wimper, und sie betrachtete seine fehlende Reaktion als eine Gelegenheit für eine gründlichere Versorgung.
    Sie versuchte, ihn von ihrer Tätigkeit abzulenken, aber sie musste sich auch eingestehen, dass sie neugierig geworden war. » Was ist mit Ihrem Vater?«
    » Es gab mildernde Umstände«, war alles, was er sagte. » Aber denken Sie sich nichts. Waisenhäuser sind nicht so schlimm, wie Dickens uns glauben machen wollte.« Er wechselte das Thema, indem er fragte: » Kommen Sie aus einer großen Familie?«
    » Nur ich und meine jüngere Schwester.«
    » Pete sagte, Ihr Dad ist Klempner.«
    » Ist er. Meine Schwester arbeitete eine Weile im Geschäft, aber jetzt ist sie Missionarin.«
    » Das ist schön. Sie kümmern sich beide um die Menschen.«
    Sara suchte nach einer anderen Frage, eine, die ihn dazu bringen würde, sich zu öffnen, aber ihr fiel nichts ein. Sie wusste nicht, wie sie mit jemandem reden sollte, der keine Familie hatte. Welche Geschichten über Geschwistertyrannei oder Angst vor den Eltern konnte man sich da erzählen?
    Will schien ebenfalls nichts mehr einzufallen, vielleicht war er aber einfach lieber still. Wie auch immer, er sagte nichts mehr, bis sie sich bemühte, die aufgeplatzten Hautstellen abzudecken, indem sie mehrere Pflasterstreifen kreuz und quer über seine Knöchel klebte.
    Er sagte: » Sie sind eine gute Ärztin.«
    » Sie sollten mich mal erleben.«
    Er schaute seine Hand an. Bewegte die Finger.
    Sie sagte: » Sie sind Linkshänder.«
    » Ist das was Schlimmes?«
    » Ich hoffe nicht.« Sie hob ihre linke Hand, mit der sie seine Wunden gereinigt hatte. » Meine Mutter sagt, es bedeutet, dass man schlauer ist als die anderen.« Sie räumte die Utensilien zusammen. » Weil wir gerade von meiner Mutter

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