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Sara Linton 01 - Tote Augen

Sara Linton 01 - Tote Augen

Titel: Sara Linton 01 - Tote Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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die das Beweismaterial kannten, das Charlie Reed dort unten gesammelt hatte, und sie alle trugen Polizeimarken. Zumindest für den Augenblick noch.
    Faith sagte, was Will dachte: » Entweder Galloway oder Fierro füttert dich mit Insiderinformationen. Sie bekommen die Chance, uns in die Pfanne zu hauen, und du bekommst die Chance auf die erste Seite. Eine Win-Win-Situation, was?«
    Sams zahnreiches Grinsen bestätigte ihre Spekulation. Dennoch sagte er: » Warum sollte ich mit Rockdale reden, wenn du meine Insiderin bei diesem Fall bist?«
    Will hatte miterlebt, wie sehr Faiths Laune sich in den letzten Wochen verschlechtert hatte, und es war nett, zur Abwechslung einmal nicht die Zielscheibe ihrer Wut zu sein. Zu Sam sagte sie: » Ich bin für dich bei gar nichts dein Insider, Arschloch, und deine Fakten sind falsch.«
    » Dann korrigiere mich, Babe.«
    Sie schien es beinahe tun zu wollen, doch in letzter Sekunde gewann ihr Verstand wieder die Oberhand. » Das GBI hat keinen offiziellen Kommentar zu Joelyn Zabels Erklärung.«
    » Kann ich dich damit zitieren?«
    » Zitiere es, Babe.«
    Will folgte Faith zum Auto, aber erst, nachdem er den Reporter ebenfalls angegrinst hatte. Er war sich ziemlich sicher, dass die Geste, die Faith ihm gezeigt hatte, nichts war, was man in einer Zeitung brachte.

9 . Kapitel
    S ara hatte die letzten dreieinhalb Jahre damit zugebracht, ihre Verdrängungsstrategien zu perfektionieren, deshalb war es kaum überraschend, dass sie eine gute Stunde brauchte, bis sie erkannte, was für einen schrecklichen Fehler sie gemacht hatte, als sie Amanda Wagner ihre Dienste anbot. In dieser Stunde hatte sie es geschafft, nach Hause zu fahren, zu duschen und sich umzuziehen und dann noch bis in den Keller der City Hall East zu kommen, bevor die Wahrheit sie traf wie ein Vorschlaghammer. Sie hatte die Hand an die Tür mit der Aufschrift GBI MEDICAL EXAMINER gelegt und innegehalten, weil sie sie nicht öffnen konnte. Eine andere Stadt. Eine andere Leichenhalle. Ein anderer Weg, Jeffrey zu vermissen.
    War es falsch zu sagen, dass sie es geliebt hatte, mit ihrem Mann zusammenzuarbeiten? Dass sie ihn angesehen hatte, über die Leiche eines Schussopfers oder eines betrunkenen Fahrers hinweg, und das Gefühl bekommen hatte, ihr Leben sei komplett? Es schien makaber und dumm und all das, was Sara geglaubt hatte, hinter sich zu haben, als sie nach Atlanta zog, aber nun stand sie wieder da, mit der Hand an einer Tür, die Leben und Tod trennte, und konnte sie nicht öffnen.
    Sie lehnte sich an die Wand und starrte die Lackbuchstaben auf dem Milchglas an. Hatte man nicht Jeffrey hierhergebracht? War Pete Hanson nicht der Mann, der den wunderschönen Körper ihres Mannes seziert hatte? Sara hatte den Bericht des Coroners noch irgendwo. Zu der Zeit schien es von lebenswichtiger Bedeutung zu sein, dass sie alle Informationen in Bezug auf seinen Tod bekam – die Toxikologie, die Gewichte und Maße von Organen, Gewebe und Knochen. Sie hatte Jeffrey im Grant County sterben sehen, aber hier an diesem Ort, dem Keller unter der City Hall, war alles, was ihn zu einem lebendigen Wesen gemacht hatte, reduziert, entfernt, in Worte und Daten gefasst worden.
    Was genau war es, das Sara dazu gebracht hatte, wieder hierherzukommen? Sie dachte an die Menschen, mit denen sie in den letzten Stunden in Kontakt gekommen war: Felix McGhee – der verlorene Ausdruck auf seinem blassen Gesicht, die zitternde Unterlippe, während er die Krankenhausgänge nach seiner Mutter absuchte und beharrlich wiederholte, dass sie ihn nie allein lassen würde. Will Trent, der dem Kind sein Taschentuch anbot. Sara hatte gedacht, ihr Vater und Jeffrey wären die einzigen Männer auf der Welt, die so etwas noch bei sich trugen. Und dann Amanda Wagner, die etwas über das Begräbnis sagte.
    An dem Tag, an dem Jeffrey beerdigt wurde, war Sara so sediert gewesen, dass sie kaum hatte stehen können. Ihr Cousin hatte ihr den Arm um die Taille gelegt und sie praktisch auf den Füßen gehalten, damit sie zu Jeffreys Grab gehen konnte. Sara hatte die Hand über den Sarg in der Grube gehalten, und ihre Finger hatten den Klumpen Erde, den sie hielt, nicht loslassen wollen. Schließlich hatte sie aufgegeben und die Faust an die Brust gepresst, wollte sich die Erde ins Gesicht schmieren, sie einatmen, zu Jeffrey in die Grube steigen und ihn halten, bis ihre Lunge nicht mehr atmen konnte.
    Sara steckte die Hand in die Tasche ihrer Jeans und spürte dort den Brief.

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