Sarania - Das Vermächtnis der Magier (German Edition)
eise hatte er die Bücher, die sich mit den magischen Barrieren befassten, schon Tage zuvor nach Lin, einer großen Hafenstadt im Westen Rivurs, bringen lassen. So war ihm zumindest nichts von Wert abhanden gekommen: Zwanzig Dularen, auf die er auch nicht mehr angewiesen sein würde, wenn er wieder zurück an der Seite seines Herrn war.
Dessen ungeachtet hatte er sich glücklich schätzen können, auf diese merkwürdige Gruppe gestoßen zu sein. Vor allem der junge Mensch hatte etwas Besonderes an sich, wohingegen er die missgestaltete Wassermenschkreatur am liebsten mit eigenen Händen erdrosselt hätte, doch hatte auch sie zu seiner Befreiung beigetragen, weshalb er es bei einem giftigen Blick belassen hatte.
Er verscheuchte seine Gedanken an das Vergangene. Was jetzt zählte, war das, was vor ihm lag. Wäre alles nach Plan ve rlaufen, hätte er schon längst wieder auf Dûlur sein sollen. Nun fürchtete er sich vor der Rückkehr, weil er seinem Meister Rede und Antwort würde stehen müssen, weshalb er den abgesprochenen Zeitrahmen nicht eingehalten hatte.
Norful erhob sich vom Boden und zwang sich weiterz ugehen. Seine schwarze Kutte tanzte wie Herbstlaub im Wind, und sein Herz pochte wie eine Trommel, denn die Zeit lief gegen ihn.
Unterdessen setzten Benalir, Alana und Giano ihren Marsch nach Fulna unbeirrt fort.
Das Wetter hatte sich mittlerweile gebessert. Es war wärmer, und die sanften Luftströme vermittelten eine G eborgenheit, die – wie Benalir mutmaßte – trügerisch war. Die Konfrontation mit den Loroks hatte ihm die harte Realität vor Augen geführt, die er während seines Aufenthaltes im Siofelwald vergessen oder wenigstens verdrängt zu haben schien.
Wie hatte er die Zurdrûks nur aus seinem Unte rbewusstsein verbannen können? Vielleicht, weil ihm in der Obhut der Elfen nicht die leidige Pflicht zuteil geworden war, sich allzu viele Gedanken über die mysteriösen Reiter zu machen; aber nun wurde ihm nach und nach bewusst, was für eine Bürde auf ihm lastete. Immer, wenn er den Blick seiner Gefährten traf, sah er weg, denn er wollte nicht, dass sie von seiner zunehmenden Besorgnis erfuhren.
Benalir betete im Stillen zum Himmel und zu Haka, seinem Schutzgott, dass Fulna bald in Sicht kommen möge. Nie zuvor hatte er sich so seh r nach einem Wirtshaus gesehnt. Mit einem Mal kam er sich in der Ebene, die sie durchschritten, regelrecht entblößt vor, dem Blick aller erdenklichen Feinde preisgegeben.
Sie brachten Meile um Meile hinter sich und Benalir sprach sogut wie kein Wort , auch wenn ihm klar war, dass Alana und Giano längst durchschaut hatten, dass ihm etwas auf der Seele lastete.
Es überraschte ihn daher nicht sonderlich, dass die Elfe ihn während einer Rast, die sie kurzerhand eingelegt hatten, darauf ansprach.
Giano hatte sich von ihnen entfernt, um Holz für ein Lagerfeuer zusammenzutragen, und sie hockten nebeneinander, an einen von der Witterung gezeichneten Felsen gelehnt.
„Was ist los mit dir, Benalir?“, begann Alana das Gespräch, das er unbedingt hatte vermeiden wollen. Er wich ihren Blicken bewusst aus. „Ich habe im Moment nicht das Bedürfnis, mit jemandem zu sprechen, in Ordnung? Gönn mir bitte etwas Ruhe.“
„ Das haben Giano und ich die ganze Zeit über getan, aber glaubst du allen Ernstes, uns etwas vorspielen zu können? Dass du nicht gerade bester Laune bist, das durchschaut selbst ein blinder Greis. Wie wäre es, wenn du dich uns gegenüber öffnen würdest? Schließlich haben wir uns dir doch aus genau diesem Grund angeschlossen – um dich bei deiner Mission zu unterstützen, und nicht um zu sehen, wie du innerlich daran zugrunde gehst.“
„ Ich gehe an gar nichts zugrunde!“ Wütend stand er auf, ballte die Fäuste, und stapfte davon; Tränen stiegen ihm in die Augen. Er wollte jetzt allein sein, wohlwissend, dass seine Freundin im Grunde die Wahrheit gesagt hatte.
25
Der erste Schritt
Als sich in der Ferne die sc hemenhaften Umrisse einer Stadt ankündigten, verflog Benalirs schlechte Laune schlagartig. Sie hatten Fulna erreicht. Die Sonne war bereits im Begriff unterzugehen, und tauchte die Landschaft in ein leuchtendes Rot; es wehte kaum Wind und der Himmel war wolkenlos.
Nach seinem Ausfall gegenüber Alana hatte Benalir sich zutiefst geschämt und jedweden Blickkontakt vermieden. Auch Giano war dies nicht entgangen, doch anscheinend hatte die Elfe ihm zu verstehen gegeben, dass er den Schmied fürs Erste nicht
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