Sarania - Das Vermächtnis der Magier (German Edition)
kann. Die nächste ist gleich da vorne.“ Er deutete nach links, wo sich ein schmaler Pfad einen Abhang hinunter schlängelte. „Folge einfach dem Weg und du gelangst direkt zur Quelle.“
Benalir bedankte sich und schritt den Pfad herab. Sein Vater stapfte zusammen mit Lonur und Giano in die entgegengesetzte Richtung. Nach einer Weile drangen nur noch die Geräusche des Waldes an sein Ohr und er fühlte sich von allen Sorgen befreit. Diese Atmosphäre, die der Natur eigen war, beruhigte ihn.
Es wurde ein Fußmarsch von fünf Minuten, bis er die Quelle erreichte. Genau genommen war es fast schon ein kleiner See, von dem weiße Dampfschwaden aufs tiegen, die wie schemenhafte Geister über dem Wasser schwebten. Die klare, grünlich schimmernde Wasseroberfläche funkelte im Licht der Morgensonne, das an manchen Stellen zaghaft das Blätterdach durchbrach.
Am Rand der Quelle blieb Benalir stehen und tauchte seine rechte Hand hinein. Wie erwartet kribbelte es angenehm ob der Wärme. Er entkleidete sich. Sein Körper – obwohl noch jugendlich und nicht ganz ausgeformt - war von der Arbeit in der Schmiede muskulös und wohl proportioniert. Dennoch schmerzten seine Gelenke. Das Schwert, das Gundamôk ihm in Agalam anvertraut hatte, legte er neben seine Sachen. Er wollte sich keinen Augenblick lang davon trennen.
Schlie ßlich ließ er sich ins Wasser gleiten und spürte eine wohlige Erwärmung seines Körpers. Mit kräftigen Zügen durchschwamm er einmal den See, verharrte dann am Uferrand und schloss die Augen.
„Was für ein prachtvolles Schwert!“ Schlagartig fu hr Benalir aus seinem dösigen Zustand und drehte sich um. Vor ihm kniete eben jene Elfe, die ihn am vorigen Tag mit ihren tiefblauen Augen so durchdringend angeblickt hatte. Sie betrachtete Benalirs Klinge mit unverhohlenem Interesse und schaute auf, sowie sie seine Reaktion bemerkte.
„Oh, entschuldige bitte, ich wollte dich nicht erschrecken , aber deine Waffe hat mich so fasziniert, da konnte ich mich nur mit Mühe zurückhalten. Ich heiße Alana; wir haben uns gestern schon einmal auf der Lichtung gesehen, nicht wahr?“
Benalir nickte verlegen. „Mein Name ist Benalir. Vater und ich sind Schmiede, wir kommen aus der Nähe des Dunke lwaldes.“
Alanas Wangen röteten sich. „Dein Name hat einen schö nen Klang, Benalir. Er entstammt dem Milunischen, unserer Ursprache. Kennst du seine Bedeutung?“
Benali r schüttelte den Kopf. Ihm war bekannt, dass sein Name nicht weit verbreitet war, und überdies gefiel er ihm sehr gut, aber über dessen Herkunft hatte er sich nie Gedanken gemacht.
„Benalir setzt sich aus den altelfischen Worten ´Bû n` und ´Alor` zusammen. In die Gemeinsprache übertragen bedeutet der Name soviel wie Drachentöter.“ Alana lächelte. Benalir fühlte sich beklommen, zumal er vollkommen unbekleidet im Wasser hockte.
„Dann pa sst mein Name aber nicht zu mir“, verkündete er und versuchte dabei, so selbstbewusst wie möglich zu klingen. „Ich habe zeitlebens keinen Drachen zu Gesicht bekommen, geschweige denn einen bekämpft. Und ehrlich gesagt habe ich das auch nicht vor.“
Alana lach te. „Das wundert mich nicht, schließlich existieren in Sarania so gut wie keine Drachen mehr, und die wenigen, die überlebt haben, hausen in finsteren Höhlen, die so gut versteckt sind, dass wir sie höchstens durch Zufall entdecken könnten.“
Benalir blickte verwundert. „Woher weißt du das alles?“
„Mein Volk interessiert sich sehr für die Geschichte Saranias und die Geschöpfe, die in unserer Welt leben. Über euch Menschen wissen wir mehr als ihr selbst. Doch das elfische Geblüt stirbt aus. Hier im Wald leben fünfhundert meiner Stammesgenossen, in ganz Sarania gibt es vielleicht noch tausend von uns. Es ist wohl unser Schicksal.“ Sie senkte die Augenlider. Offenbar bereitete ihr das Thema Kummer. Auch Benalir war nicht unbedingt daran gelegen, über Schicksal und dergleichen zu debattieren, sodass er stattdessen fragte: „Warum bist du eigentlich hierher gekommen?“
Ihre Miene hellte sich auf. „Aus dem gleichen Grund wie du natürlich! Ich möchte ein Bad nehmen.“
Röte stieg Benalir ins Gesicht. „Ach so. Warte einen Augenblick, ich ziehe mich an und verschwinde.“
„Das ist doch nicht nötig. Die Quellen gehören allen, die nicht die Absicht hegen, sie zu verunreinigen.“
Mit einer fließenden Bewegun g legte sie ihre Gewänder ab. Benalir wandte ruckartig den Kopf um und schloss beschämt
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