Sarania - Das Vermächtnis der Magier (German Edition)
kann?“
„Pssst, nicht hier“ , zischte Sacerak, ließ drei Dularen für seinen Met auf der Theke liegen, und zerrte Gifur geradewegs in ihr Zimmer, das im ersten Stock gelegen war. Ihre Einrichtung beherbergte zwei Betten; sie war preiswert gewesen und zumindest gab es ein kleines Fenster zum Lüften.
„Nun?“ Gifur blickte erwartungsvoll. „Wie bringen wir den Dreckskerl zur Strecke?“
Sacerak kam nicht umhin, sich zu wundern, dass sein G efährte trotz des enormen Alkoholkonsums noch imstande war, solch nüchterne Fragen zu stellen.
„Vorer st gar nicht“, erwiderte er. „Alles, was ich bisher herausgefunden habe, wusste ich schon; das hilft uns noch nicht weiter.“
Er fing an, seinem Gefährten über die magischen Barrieren zu berichten , und als er schließlich geendet hatte, stand Gifur die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. „Na, dann können wir also vorerst nichts gegen diesen Wahnsinnigen unternehmen?“
„Im Moment nicht, fürchte ich. Aber es existieren noch andere Werke, die ich in den nächsten Tagen gründlich studieren werde. Sobald ich auf etwas Interessantes stoße, lasse ich es dich wissen. Glaub mir, die Vorherrschaft Zoranos wird nicht ewig währen.“
Sacerak hatte sich schon auf seiner Pritsche niedergelassen und versuchte einzuschlafen, als Gifur, der am Fenster stand, um frische Luft zu schnappen, auf einmal aufgeregt flüsterte:
„Sacerak , komm mal schnell her! Das ist die Frau von heute Nachmittag! Was treibt die zu so später Stunde noch auf den Straßen?“
Gähnend erhob sich Sacerak und kam Gifurs Aufforderung nach. Er konnte die Reaktion des Zwerges n achvollziehen, hatte die Besucherin ihn doch dermaßen erniedrigend behandelt, aber ihn interessierte momentan nicht, wer aus welchen Gründen des Nachts durch die Stadt schlich.
Doch als er die Frau erblickte, traf ihn fast der Schlag. Im Mondlicht traten ihre markanten Gesichtszüge hervor, die schmalen Lippen und die kleinen Augen, die sie so unausstehlich wirken ließen. Milla!
Obwohl Sacerak sie seit vier Jahren nicht mehr gesehen hatte, war jedweder Zweifel ausgeschlossen; bei der Gestalt auf der Straße handelte es sich um die Bibliothekarin der Akademie.
Sich immer wieder umschauend glitt sie wie ein Gespenst die Straße entlang, und war schon bald aus ihrem Blickfeld verschwunden. Gifur wollte etwas sagen, doch Sacerak kam ihm zuvor. „Ich kenne die Frau, Gifur! Ihr Name ist Milla, sie ist die Bibliothekarin der Alanur-Akademie. Soweit ich weiß, wohnt sie doch auch in der Burg. Was hat sie jetzt in der Stadt zu suchen?“
Gifur blickte triumphierend. „Mir war ja gleich klar, dass mit der irgendwas nicht stimmt. Lass uns etwas unternehmen.“
„Was denn? Sie hat doch nichts Verbotenes getan. Aber merkwürdig ist das schon.“
Er ließ sich auf sein Bet t fallen und runzelte die Stirn. Gifur harrte noch eine ganze Weile am Fenster aus; offenbar hoffte er, dass Milla ein weiteres Mal vorbeikam. Allerdings war auch Sacerak mehr als begierig zu erfahren, was der nächtliche Ausflug der Bibliothekarin zu bedeuten hatte. Für gewöhnlich, daran erinnerte er sich nur allzu gut, verließ sie ihr Refugium fast nie, weil es ihr geradezu diebisches Vergnügen bereitete, die Leute in der Bibliothek zusammenzustauchen, wenn diese zu laut miteinander sprachen oder etwas taten, was ihrer Meinung nach nicht zum Verhalten in einer Bibliothek passte. Warum also hatte sie die Akademie verlassen, um im Laden von Gifurs Bekanntem nach Kräutern zu fragen? Und wer hatte es ihr gestattet, ihren Posten in der Akademie zu vernachlässigen? Die Frage, die Sacerak jedoch am meisten beschäftigte, war, aus welchem Grund Milla zu solch später Stunde noch auf den Straßen Alanurs herumschlich. Er seufzte. Möglicherweise würde der Aufenthalt hier in der Stadt der Gelehrten noch aufregender werden, als es zunächst den Anschein gehabt hatte.
Sacerak vernahm gerade noch, dass Gifur das Fenster schloss un d sich hinlegte, bevor ihn die Müdigkeit endgültig übermannte, und er kurz darauf tief und fest eingeschlafen war.
16
Nächtliche Konspirationen
„Du kommst spät!“ Die Stimme klang berechnend un d kühl. „Es tut mir aufrichtig leid, Norful“, gab Milla verärgert zurück. Ihre Lippen kräuselten sich und sie verzog die Mundwinkel, sodass ihre Wangenknochen hervortraten.
„Ich musste gewisse Risiken auf mich n ehmen, um die Akademie zu so später Stunde verlassen zu können; vielleicht wäre da
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