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Sasori, S: Schlangenfluch: Samuels Versuchung

Sasori, S: Schlangenfluch: Samuels Versuchung

Titel: Sasori, S: Schlangenfluch: Samuels Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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lautlos ins Wasser einzutauchen. Vorzugsweise mit einem Fischer zwischen den mächtigen Kiefern.
    James Davenport pflegte seiner Beute niemals Namen zu geben. Wozu etwas Todgeweihtem noch das Recht zur Personifizierung einräumen?
    Das Leistenkrokodil musste gigantisch sein. Bagwis, der die Treiber unter sich hatte, sprach von knapp dreißig Fuß Länge. Er übertrieb, aber ein extrem großes Exemplar war es garantiert. Am oberen Flusslauf waren Spuren gewesen, Dylan hatte es sich nicht verkneifen können, nach Luft zu schnappen.
    Dylan war zwar leicht zu beeindrucken, aber in diesem Fall hatte er recht. Diese Beute verdiente Respekt.
    Dakila, der hübsche Sohn von Bagwis, hatte einen Käfig vorgeschlagen. James wollte das Tier nicht fangen, er wollte es schießen. Die Blasers R23 ruhte in seinen Händen und wartete auf Futter. Die Büchse hatte ihn noch nie im Stich gelassen, sie würde auch diesmal ihren Job erfüllen. Seit drei Wochen folgten sie den Spuren der Bestie oder den Berichten verängstigter Dorfleute. Vorgestern war endlich der Heißluftballon in Bunawan angekommen, den er von Hendrik angefordert hatte. Dafür, dass Hendrik einem verpönten Zweig der Zoologie diente, war seine Abteilung mit erstaunlich sinnreichem Equipment ausgestattet. Das war kein Wunder, da James es war, der sie finanzierte.
    Kryptozoologie -- lächerlich. Was Hendrik für Forschungszwecke und zur Rehabilitation seines nicht vorhandenen Rufes als Wissenschaftler begehrte, wollte James töten, ausweiden lassen und an die Wand hängen. Wie war eine Freundschaft zwischen ihnen nur möglich gewesen? James lachte, bis sich einer der Treiber mahnend nach ihm umsah. Es gab keine Freundschaft, nur eine Zweckgemeinschaft zwischen zwei Männern, denen Erfolg und Hartnäckigkeit über alles ging. Um erfolgreich zu sein, benötigte Hendrik Geld und James den Heißluftballon. Es war ein guter Tausch gewesen.
    James hatte weiträumig das Sumpfgebiet überflogen und gestern war seine Mühe belohnt worden. An der Mündung zu einem Nebenfluss hatte er es erspäht. Das Monster zog in aller Ruhe den Kadaver eines Wasserbüffels hinter sich her und schwamm schließlich mit ihm den Fluss hoch. Nervenzerfetzend lange hatte es gedauert, bis die Treiber seinen Anweisungen gefolgt und hier eingetroffen waren. Hätte Bagwis heute Morgen nicht die frischen Spuren und damit den Beweis gefunden, dass die Beute noch in diesem Revier jagte, James hätte die gesamte Bande wegen ihrer Trägheit prügeln lassen.
    Plötzlich blieb Bagwis stehen und hob den Arm. Er suchte den Blickkontakt mit James, wies in den Wasserarm vor ihnen. Sofort breitete sich die vertraute Anspannung aus. Es war soweit. Die Jagd würde in den nächsten Minuten ein Ende finden. Alles verstummte. Bis auf einzelne Vogellaute und das permanente Summen der Insekten herrschte Stille. Kein Plätschern, keine Wellen auf der Wasseroberfläche. Dakila winkte die vorderen Treiber zurück, er wollte nicht, dass sie ins Schussfeld kamen. Der Junge machte aus einer Lappalie ein Problem. Was machte es schon, wenn einer der Treiber dabei draufging? Jede Jagd forderte Verluste auf beiden Seiten.
    Da, zuerst die Nasenhöcker, dann die Augenwülste. Der Koloss kroch aus dem Wasser. Der Wind stand günstig, er nahm den Schweißgeruch der Treiber nicht wahr. Noch nicht, doch schon hob er den mächtigen Kopf. Ein Mann wich erschrocken zurück, ein Ast knackte unter seinen Füßen. Das Tier witterte, nahm den Mann ins Visier und mit für seine Körpermasse unglaublicher Geschwindigkeit rannte es ihm entgegen. Der reinste Galopp, faszinierend. Der Treiber schrie, wich weiter zurück.
    „Bagwis! Sag dem Kerl, er soll der Beute keinen Fluchtweg einräumen!“
    Bagwis brüllte auf ihn ein, aber der Treiber stolperte weiter zurück. Wie konnte er es wagen, auch nur eine Handbreit von seinem Platz zu weichen! Noch konnte James nicht schießen, er wollte den Panzer nicht unnötig zerstören. Ein gezielter Schuss in den Hinterkopf, den würde der Tierpräparator kaschieren können.
    „Zurück in die Lücke!“
    Das Tier schnellte nach vorn, packte den kreischenden Treiber am Unterschenkel und wirbelte mit seinem Fang herum, zurück zum Wasser. James legte an. Bevor das Tier abtauchte, musste er es erwischen.
    Einatmen, ausatmen, Schuss. Die Beute stieß einen letzten, ächzenden Laut aus und blieb reglos liegen. Fantastisch, mindestens eine Tonne, wenn nicht mehr. Und die Länge würde ihm niemand glauben. Er winkte

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