Sasori, S: Schlangenfluch: Samuels Versuchung
für diese Zeit mieten.“
„Hier stehen keine Häuser leer. Versuchen Sie es in Bracara. Das ist nicht weit von hier. Wenn sie ein Ferienhaus möchten, erkundigen Sie sich in Morar im Reisebüro. Direkt am See werden sie nur Fischerkaten finden, die kaum nach Ihrem Geschmack sein dürften.“
„Nun, wir werden sehen. Danke für die Auskunft. Vielleicht begegnen wir uns die Tage noch einmal.“ Bis auf die Verfärbungen am Hals deutete nichts darauf hin, dass dieser Mann ein Geheimnis barg. Was hätte er nicht alles dafür gegeben, ihn ohne diesen hochgeschlossenen Pullover zu sehen. Ein knappes Nicken verabschiedete ihn und der Mann verschwand im Haus. Unhöflich, doch angesichts der Situation war es verständlich, dass er Fremden nicht wohlgesonnen war. Aber seine abweisende Haltung würde ihn nicht vor dem schützen, was ihn erwartete.
Er war noch nicht am Wagen, als Hendrik anrief. „Ich habe mein Lager auf einer der Inseln im Westen des Sees aufgeschlagen. Wo bleibst du?“
James schnippte nach dem Feldstecher und Dylan begann eine hektische Suche. „Moment, Boss. Hier!“
Da waren mehrere Inseln. „Welche meinst du?“
„Eilean Ban. Vom Ufer keine halbe Meile entfernt, mit direktem Blick auf Mhorags Manor. Ein Motorboot wartet auf dich. Ich werde am Ufer stehen.“
Sehr gut. Er hatte an alles gedacht. „Hendrik, ich habe die Beute eben gemustert. Ein prachtvolles Exemplar.“
Hendrik schwieg.
„Wenn du deine Proben von ihr genommen hast, wird sie den Platz über meinem Kamin schmücken.“ Wenigstens wesentliche Teile von ihr.
„Ich habe Skrupel, James. Die Chimäre ist zu sehr Mensch, als dass wir sie sezieren könnten.“
„Sei nicht sentimental. Deine wissenschaftliche Rehabilitation sollte dir dieses kleine Opfer wert sein.“ Er hatte Hendrik schon immer bei seiner Eitelkeit packen können. „Fotografier den Kadaver, nimm Proben seines Gewebes und alle Beweisstücke, die du brauchst, und überlass den Rest mir. Wenn sie nach ihm suchen, wird er längst nicht mehr auffindbar sein.“ Er würde den Körper am Seeufer hindrapieren, halb im Wasser, halb an Land. Dann konnte Hendrik das Bildmaterial herstellen und behaupten, in einer stürmischen Nacht hätte sich der See die Leiche geholt. Apropos stürmische Nacht. Im Westen sah der Himmel pechschwarz aus. Nicht mehr lange, und ein Unwetter würde über sie hereinbrechen. Bis dahin wollte er ein Dach über dem Kopf haben.
*
Quer über den wolkenverhangenen Himmel zuckte ein Blitz. Ian schrumpfte auf seinem Sitz zusammen. „Ich hasse Gewitter. Ich will runter von der Straße.“ Er hing schlaff im Gurt und zitterte haltlos vor sich hin. „Fahr hier ab.“ Vor ihnen lag ein Weg, der niemals für Autos gedacht war. „Das ist ne Abkürzung. Wir nähern uns dem Haus dann von hinten. Das ist okay.“
„Das ist nur dann okay, wenn ich nicht von diesem Elendspfad abkomme.“ Mann, war das knapp bemessen. Neben der Schotterpiste ging es steil bergab. Statt die Landschaft zu genießen, konzentrierte sich Laurens auf die bleigraue Wasseroberfläche, die viel zu tief unter ihnen war. Wenn die Karre hier ausbrach, rutschten sie in den See.
„Halt mal an.“
„Hier? Wir sind doch bald da. Willst du nicht endlich mal in ne ordentliche Kloschüssel reihern?“
Ian hörte ihm nicht zu. Er starrte auf einen pechschwarzen Gewitterhimmel, in dem sich schwefelgelbe Wolken begannen, um sich selbst zu drehen. „Das sieht gruselig aus. Ich will nach Hause. Ehrlich.“
Vorher mussten sie von diesem Dreckspfad runter. Nach zwei weiteren Blitzen wurde der Weg breiter. Er führte weg vom See an Wiesen vorbei, die mit niedrigen Mauern begrenzt waren. Hübsch. Sollte er in den nächsten Minuten nicht erschlagen werden, würde er bei Gelegenheit diese Gegend zeichnen.
„Hier geht’s auf ein Grundstück. Soll ich durch das morsche Gatter fahren?“ So schief, wie es in den rostigen Scharnieren hing, diente es nur zu dekorativen Zwecken.
„Nur zu. Das ist nie abgeschlossen, das drückst du locker auf.“ Ian legte eine Hand sanft auf seinen Magen und die andere umso fester auf seinen Mund. Arme Sau. Ihm ging’s wirklich dreckig. Laurens trat kurz aufs Gas und das Tor brach aus den Angeln. „Oh. Sollte das so sein?“
Ians Gesichtsausdruck nach hatte er gerade andere Sorgen. Hinter Bäumen und noch mehr Mauern tauchten graue verschachtelte Gebäude auf. „Nicht schlecht. Sieht aus wie aus ’nem schnulzigen Film, wo die Frauen knöchellange Kleider
Weitere Kostenlose Bücher