Sasori, S: Schlangenfluch: Samuels Versuchung
verwalten und stelle fest, dass ich davon keine Ahnung habe.“ Er schnippte an einen der Stapel und lose Blätter flatterten auf den Teppich. „Dann habe ich noch Ian verabschiedet, der sich mit uns nicht langweilen wollte. Ich soll dich grüßen, du sollst ihm in Zukunft fernbleiben und malen dürftest du ihn auch nicht mehr.“
Nun ja, es gab schlimmere Strafen. „Wo ist er hin?“
„Dublin. Dort hat er angeblich eine Chat-Freundin. Ich glaube, er will sich auch endlich mal verlieben.“ Er zwinkerte und Laurens wurde es warm ums Herz. „Gib mir zwei Stunden, Laurens. Danach habe ich für dich Zeit und wir gehen schwimmen.“
„Schwimmen?“ Das klägliche Hundekraulen, was er beherrschte, eignete sich nicht zum Angeben. „Lass dir länger Zeit. Offene Gewässer mag ich nur, wenn ich sie malen kann.“ Er streckte sich auf dem Dielenboden aus. Aus der Froschperspektive wirkten die Regale noch beeindruckender.
„Wenn du mal Geld brauchst, könntest du das Haus an eine Filmfirma vermieten. Die drehen dann heiße Nächte unter Quilts oder Die geheimen Träume des Highlanders hier.“ Dieses alte Gemäuer eignete sich hervorragend für so etwas.
Das Papierrascheln verstummte. „Wie wäre es mit Des Monsters Lustknabe . Du hast die Hauptrolle.“ Samuels warme Hand wanderte unter Laurens Hemd. „Ich könnte dich ständig berühren, dich ständig küssen.“ Er legte sich auf ihn. Sofort floss die Lust an der Stelle zusammen, die Samuels Schwere am meisten spürte. „Liebe mich.“ Er küsste die Worte auf Laurens Lippen. „Hier, zwischen Mahnungen und Schreibkram.“
„Und wenn nicht?“
Samuels Augen wurden schmal wie das Lächeln, das sich nur für einen Moment zeigte. Dann nahm er Laurens Mund mit einem wilden Kuss. Immer wieder, tiefer, gieriger. Würde er nicht schon liegen, dieser Kuss hätte ihm die Beine weggehauen. Plötzlich ruckte Samuels Kopf hoch. „Mist.“
„Was?“ Sein Herz schlug bis in die Ohren und diese verdammte Jeans saß zu eng.
„Mein Handy vibriert.“ Umständlich fischte er es aus der Tasche.
„Und ich dachte schon, es sei dein schuppiger Freund, der auf mir herumgerieben hat, dabei war es nur dieses protzige Smartphone.“
Samuel zwinkerte, zeigte lässig auf die beachtliche Beule zwischen seinen Beinen und nahm das Gespräch an.
„Angeber.“
Samuel lachte und setzte sich auf Laurens Mitte zurecht. „Ich mogel nicht. Das hab ich nicht nötig.“
*
Raven. Er konnte ihn nicht schon wieder wegdrücken und vielleicht brauchte er Trost wegen Darren.
„Samuel? Was machst du gerade?“
„Ich liege auf Laurens und kämpfe mit dem Bedürfnis, ihn einfach zu nehmen, ob er bereit dazu ist oder nicht.“
Laurens riss die Augen erschrocken auf, und Samuel schüttelte den Kopf, um ihn zu beruhigen. Hätte Raven nicht angerufen, hätte er allerdings genau das versucht. Raven lachte in seinem typischen Singsang am anderen Ende. Offenbar hatte er die Sache mit Darren gut verkraftet.
„Also ist der Kleine dir gefolgt? Braves Kind. Grüß ihn von mir.“
„Ich soll dich von Raven grüßen.“
Laurens runzelte die Stirn. Er sah in seiner gespielten Empörung süß aus und Samuel musste ihn küssen, mit oder ohne Raven am Ohr. Dafür handelte er sich einen derben Stoß vor die Brust ein.
„Mach schnell, Raven. Ich habe zu tun.“ Was er unter sich fühlte, schrie nach Befreiung.
„Zwei Dinge. Erstens: Darren ist tot. Er fiel auseinander und ich konnte es nicht mehr mit ansehen. Seine letzten Gedanken galten dir, aber auch mich hasst er nicht. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass ich sein Mörder bin. Zweitens …“
„Tu nicht so kalt, Raven, ich weiß, wie schlimm das für dich ist.“
Raven schwieg, und Samuel ließ ihm die Zeit, die er brauchte. Irgendwann würde der Moment kommen, da auch er intensiv um Darren trauern würde, aber jetzt ging es nicht.
„Ein Wissenschaftler ist dir auf den Fersen; Hendrik Johannson. In einer der zahllosen unbeantworteten SMS habe ich dir einen Link geschickt. Sieh ihn dir an.“
„Hendrik Johannson? Nie von ihm gehört. Was will er hier?“
Laurens erstarrte unter ihm. Kannte er diesen Mann?
Betreten sah er zur Seite. „Darüber wollte ich die ganze Zeit mit dir reden“, flüsterte er dem Stapel mit den weniger dringenden Rechnungen zu. „Aber das hat sich erledigt. Er ist wieder nach Hamburg abgereist.“
„Wer ist es?“ Die Frage war an Laurens gerichtet und so, wie Raven schwieg, war auch er an der Antwort
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