Sasori, S: Schlangenfluch: Samuels Versuchung
interessiert.
„Mein Vater.“ Laurens kroch unter Samuel weg. „Warte, ich zeige dir was.“ Mit hängendem Kopf schlich er hinaus.
„Hast du mitgehört?“
Raven fauchte. „Und ob. Lock alles über diesen Mann aus deinem Liebsten raus. Ich habe eine finstere Ahnung, und wenn sich die bestätigt, wird Laurens Halbwaise.“
Laurens kam zurück, in seiner Hand hielt er einen Farbdruck. „Ist ein bisschen getrickst, aber mit viel Fantasie sieht man auf dem Original dasselbe.“
Ein Mann, über und über mit dunklen Schuppen bedeckt, die Reptilienaugen starrten ins Leere. Sie sahen aus wie Ravens, nur dass der Blick gebrochen war. Er lag auf einem Felsen, der Hintergrund kam ihm bekannt vor. „Wann ist das Foto aufgenommen worden?“ Samuels Hände wurden feucht und die Ränder des Bildes beschlugen.
„Zehn, elf Jahre wird es her sein. Ein Unbekannter hat es meinem Vater geschickt. Seit dem ist er besessen von der Idee, das Ungeheuer von Loch Morar zu fangen.“ Nur sein Mund lächelte. Seine Augen sahen traurig aus. Laurens wusste, was er ihm zeigte. Ein Bild seines toten Vaters.
„Raven, hier ist etwas, das du sehen musst. Fahr sofort los, und keine Sorge, David ist nicht hier.“
Mit zusammengekniffenen Augen sah Laurens hoch, aber Samuel ignorierte den Blick. Je weniger Laurens davon wusste, desto besser.
„Das hätte ich ohnehin getan. Heute Abend bin ich da.“ Raven beendete das Gespräch, und Laurens nahm Samuel das Handy ab und ging auf den Link, den Raven ihm geschickt hatte. Wortlos gab er es ihm wieder. Samuel überflog die Zeilen und Bilder. Der Vater des Mannes, den er mehr als alles andere auf der Welt liebte, sah in ihm ein skurriles Forschungsprojekt.
„Samuel, da ist noch etwas.“ Mit gesenktem Blick hielt Laurens ihm sein eigenes Handy hin. „Eine Assistentin meines Vaters hat das aufgenommen. Eine Nacht, bevor wir uns kennengelernt haben.“
Er und David. Nein. Und Laurens hatte es die ganze Zeit gewusst.
„Deshalb bin ich gekommen, Samuel. Ich wollte dich vor meinem Vater warnen und hoffte, ihn auf eine falsche Fährte locken zu können. Ich wollte nicht, dass er dich findet, dass er dich fängt oder …“ Seine Stimme brach, er holte aus und schleuderte das Handy in die Ecke. „Verdammt, Samuel! Wer zum Henker ist dieser Mann und warum tut er dir das an?“ Er wischte sich über die Augen, es brachte nichts. Helle Tränen flossen ihm über die Wangen.
Was sollte er Laurens sagen? Wie sollte er etwas erklären, für das es keine Erklärung gab?
„Ich habe es entsetzlich gefunden, dass du überfallen worden bist.“ Laurens schluchzte, aber Samuel konnte ihn nicht trösten. Er konnte ihm nicht mal in die Augen sehen. „Ich wollte dich beschützen, wollte mich vor dich stellen, und ich schwöre dir, an mir wäre niemand vorbeigekommen.“
Samuel lachte. Die Bitterkeit dieses unangebrachten Geräusches ätzte seine Kehle wund. David, dieser Schläger in London, vielleicht sogar sein eigener Vater, sie alle wären spielend an Laurens vorbeigekommen.
„Hör auf damit.“
Samuel konnte nicht. Er lachte noch lauter.
„Du sollst damit aufhören!“
Irgendetwas tropfte an seinem Kinn hinunter, aber das hinderte ihn nicht, weiterzulachen. Dabei erstickte er fast daran.
Laurens sprang auf, holte aus und schlug ihm ins Gesicht. „Lass so was nie wieder mit dir machen, hörst du? Nie wieder!“
Dieser Tag brach zusammen. Laurens hätte es nie erfahren dürfen, niemals. Endlich hörte dieses kranke Lachen auf. Samuel hielt sich den Bauch, alles tat ihm weh.
Laurens kniete sich vor ihn. Sein Zorn war verflogen. „Ich lass dich nicht eher in Ruhe, bis du mit mir darüber geredet hast.“
„Dann wird das ein langer Tag für uns beide.“ Er hatte nie darüber geredet. Ganz behutsam nahm ihn Laurens in den Arm, als hätte er Angst, ihn zu zerbrechen. „Ich habe vierundzwanzig Stunden Schlaf hinter mir. Mir ist scheißegal, wie lang der Tag wird. Außerdem liebe ich dich. Das macht geduldig.“
*
Stockend begann Samuel zu erzählen. Eine Geschichte aus Leid, Zwang und einer Lust, die Laurens nicht verstand. Die ganze Zeit über hielt er ihn fest. Er war der Ritter, der seinen Drachen schützte. Dass der Drache ein Mensch war, spielte keine Rolle. Als Samuel geendet hatte, zitterten sie beide. Die Geschichte hatte wehgetan. Samuel, weil er sich der Erinnerung aussetzen musste, und Laurens, weil er mitlitt.
„Was machst du, wenn dein Stiefvater zurückkommt?“ Dieser
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