Sasori, S: Schlangenfluch: Samuels Versuchung
schwimmen, löste Panik in ihm aus.
„Dann lehre ich dich zuerst schwimmen und dann lieben.“
*
Die Biber kamen aus ihrem Bau. James stellte das Fernrohr scharf. Endlich, er hatte schon gedacht, die beiden Turteltäubchen hätten sich für die Ewigkeit hinter Mauern verschanzt. Er kontrollierte den Sitz seines Headsets und fuhr den Wagen rückwärts hinter die nächste Biegung. „Dylan, es geht los.“
Am anderen Ende raschelte es. „Boss? Kannst du mich hören?“
Himmel, das genau war der Sinn dieses Mikrosenders. „Die Beute geht mit dem Jungen zum See. Sie nehmen den Fußpfad.“ Alle paar Minuten verschwanden die beiden hinter Felsen, dann tauchten sie wieder auf. Sie mussten sich nur für einen Moment trennen, dann würde er zuschnappen und den Jungen als Köder benutzen. Sollten die beiden wie Pech und Schwefel aneinanderkleben, müsste er die Beute gezielt vom Köder fortlocken.
„Halte dich bereit. Wenn es soweit ist, muss alles sehr schnell gehen. Wenn du den Jungen greifst, krümme ihm kein Haar und sieh zu, dass er keinen Ton von sich gibt.“ Keinen einzigen Betäubungsschuss würde er verschwenden. Die Beute würde freiwillig in den Käfig gehen und sich nach London zurücktransportieren lassen, darauf ging er jede Wette ein.
*
„Komm ins Wasser, du Held.“ Samuels triefendes Gesicht tauchte über dem Bootsrand auf. Wie hatte er ihn nur dazu überreden können, sich bis in die Mitte des Sees rudern zu lassen?
„Hier gibt es keine Haie.“
„Aber Seeungeheuer. Du bist der Beweis.“
Samuel rüttelte am Boot, bis Laurens von der Ruderbank rutschte. „Lass den Quatsch. Ich bin ein miserabler Schwimmer, ehrlich.“
Samuel hängte sich über den Rand und das Boot legte sich noch schräger ins sicherlich eiskalte Wasser. „Warum bist du ein schlechter Schwimmer? Hattest du keinen Schwimmunterricht in der Schule?“
„Doch, hat nur nicht viel gebracht. Du hast diesen Unterricht sicher nie gebraucht.“ Mit seinem ganzen Gewicht presste sich Laurens an den gegenüberliegenden Rand, aber gegen Samuels Gewicht kam er nicht an.
„Aus naheliegenden Gründen hatte ich Privatunterricht.“
„Arme Sau.“
„Ging so, aber du siehst mir für einen Badehosenvergesser zu athletisch aus.“ Der sehnsüchtige Blick streifte quer über Laurens Oberkörper. „An was hat es gelegen?“
Die zahlreichen demütigenden Appelle von Hendrik krochen hinterhältig an die Oberfläche seiner Erinnerungen. Laurens hatte sich seit er denken konnte vor tiefen Gewässern gefürchtet. Dass sein Vater ihn in einem Anfall von selten vorhandenem Übermut als Kind vom Tretboot in den Allermöher See geworfen hatte, war der Entschärfung der Situation äußerst abträglich gewesen.
„Ein nicht funktionierendes Ding zwischen meinem Vater und mir.“ Laurens versuchte seine Angst hinter einer Maske aus Gleichmut zu verbergen. „Er wollte das goldene Rettungsschwimmerabzeichen von mir und ich habe mit Müh und Not mein Seepferdchen hinbekommen.“ Erstaunlich, wie früh er damit begonnen hatte, Hendrik zu enttäuschen. Kurze Zeit später hatte Hendrik dann ihn enttäuscht, durch permanente Abwesenheit.
„Das Ding zwischen dir und mir funktioniert aber.“ Schneller, als Laurens gucken konnte, schnellte Samuel aus dem Wasser, packte ihn und zog ihn über den Rand. Kalt! Nass! Tief! Laurens brüllte, bis er Samuels Arme um sich spürte.
„Wo ist dein Vertrauen?“ Er drückte ihn fest an sich, und Laurens schlang die Beine um Samuels Taille.
„Ich werde dich niemals sinken lassen.“ Samuels nasser Hals roch nach frischem Wasser und etwas, das unbedingt tief inhaliert werden musste.
„Ich fühle deinen Herzschlag an meiner Brust, genau so wie nach der Liebe.“ Die Zärtlichkeit in Samuels Stimme hüllte ihn zusätzlich ein. In seinem Arm hätte sich Laurens im stärksten Orkan sicher gefühlt. Samuel legte sich wie ein Brett nach hinten aufs Wasser und zog Laurens auf sich und glitt mit ihm durchs Wasser. Die Sonne reflektierte auf den winzigen Wellen, und Laurens schloss die Augen, um nicht geblendet zu werden.
„Wie lange schaffst du das?“
„Mit dir zu schwimmen? Ewig.“ Sanft streichelte seine raue Hand über Laurens Rücken, während ihn die andere sicher hielt. „Ich könnte sogar mit dir tauchen. Du müsstest dich nur ab und zu von mir sauerstoffreich küssen lassen, aber das dürfte kein Problem für dich sein.“
„Die Küsse nicht, aber die Tiefe. Ich kriege Zustände, wenn sich das
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