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Sassinak

Sassinak

Titel: Sassinak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
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wie würde sie sein? Wie konnte sie sein? Mehr wie jemand ihres früheren Alters, oder eher wie eine alte Dame … eine ausgesprochen alte Dame? Sass hatte die Holographie aus ihrer Datei zur Hand, aber die sagte wenig aus. Auch ihre eigene Holographie, die Standaufnahme, verriet einem Betrachter nicht allzuviel. Es war so charakteristisch für eine Person, wie sie sich bewegte – Sass dachte darüber nach, als sie sich das Haar auswrang und mit geübten Bewegungen in ein Handtuch wickelte. Keine zwei Menschen badeten auch nur gleich, oder trockneten sich auf die gleiche Weise ab … und was wäre, wenn sich ihre Ahnin als prüde in Sachen Sex herausstellte? Bei diesem Gedanken errötete sie. Sie betrachtete sich im Spiegel und dachte an Mayerds neckische Bemerkungen. Was wäre, wenn nicht … wenn sie ebenso locker an die Dinge heranging wie Sass … und schließlich sah Ford wirklich sehr gut aus. Nein. Lächerlich. Sie hatte sie ja noch nicht einmal kennengelernt, und da machte sie sich schon Gedanken über eine solche Art von Rivalität zwischen ihr und ihrer Großmutter?
    Außerdem wäre Mayerd bis dahin wieder da und konnte es ihr sagen – sofern sie wollte, denn sie hielten immer zusammen. Und wäre es schlimmer, fragte Sassinak sich plötzlich, eine Familie durch einen langen Kälteschlaf zu verlieren, wie es Lunzie sicherlich widerfahren war, oder eine neue zu gewinnen, weil noch ein Nachkomme lebte, wenn man erwachte? Sass schlüpfte in ein langes schwarzes Unterhemd, das unter ihre förmliche Abenduniform paßte, und begann deren Teile zusammenzusuchen: den schwarzen Umhang, den Rock, an dem winzige Sterne glitzerten, und die offiziellen Ehrenabzeichen, die auf der linken Brusthälfte des Leibchens blitzten. Irgendwie schienen die Ehrenabzeichen, auch wenn sie mit Edelsteinen besetzt waren, weiter von den Ereignissen entfernt zu sein, die sie auszeichnen sollten, als die großen Medaillen, die leise an einem weißen Anzug klirrten. Es war das erste Mal, daß sie sich die offiziellen Rangschmuckstücke eines Commanders an die Schultern geheftet hatte; das letzte Mal, als sie dieses Outfit getragen hatte, war sie Lieutenant Commander im Sektorhauptquartier gewesen, die auf einem diplomatischen Ball Dienst tat. Die langen, eng sitzenden schwarzen Ärmel waren von goldenen Ringen umschlossen. Sie wiesen Sass selbst in Abendgarderobe als Captain des Schiffs aus.
    Ein letzter Blick – noch eine Spur Farbe auf die Lippen –, und sie war fertig. Die angemessenen zwanzig Minuten, bevor die Gäste eintrafen, und auch Mayerd war schon fertig, Ford ebenso. Sie grinsten sich gegenseitig an, und Sassinak widerstand der Versuchung, in ihrem Büro nachzusehen. Ford hatte das sicher schon getan. Sie gratulierte Ford für die zunehmende ›Last‹ an seiner Brust. In den Jahren, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, waren mehr als eine Handvoll eindrucksvoller Medaillen hinzugekommen. Mayerd trug ihr Abzeichen der Wissenschaftsunion und die kleine goldene Nadel, die sie als Ehrenabsolventin der besten medizinischen Schule in den Menschenwelten auswies. Sie plauderten müßig, während sie am Kopf der Rampe warteten, und Sassinak war sich wohl bewußt, daß die beiden sie aufmerksam beobachteten, damit ihnen ihre Reaktion auf Lunzie nicht entging. Sie würden nicht mehr sagen, als daß ihre Verwandte ›ihr würdig‹ war.
    »Es ist soweit …« Ford vollführte eine Geste, und Sassinak machte ein Schimmern aus, das sich durch die Dunkelheit bewegte. Es war schwer zu erkennen, was hier was sein mochte, so viele Lichtpunkte verschoben sich gegeneinander, aber Ford hatte wie üblich recht. Ein viersitziger Luftschlitten setzte unweit vom Fuß der Rampe weich auf, und die Ehrenwache trabte auf ihren Posten. Sassinak fragte sich plötzlich, ob sie so weit hätte gehen sollen, ohne ihre Gäste vorher darüber zu unterrichten – schließlich waren es Zivilisten –, aber sie schienen zu verstehen, was das schrille Pfeifen bedeutete. Und das scharfe Prasseln der Trommeln.
    Varian und Lunzie, deren lange Kleider im Wind wehten, schritten an einer unbewegten Ehrenwache vorbei als erste die Rampe hinauf. Sassinak sah gleich, daß sie beeindruckt waren, hatte aber Schwierigkeiten, Lunzie nicht dauernd ins Gesicht zu starren; seit ihrem ersten Kadettenjahr war sie nicht mehr so neugierig auf etwas gewesen. Statt dessen straffte sie sich und salutierte; das war der Planetengouverneurin und ihrem Personal angemessen, aber alle

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