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Satanica

Satanica

Titel: Satanica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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anders verhalten. Soviel Menschenkenntnis traute ich mir schon zu.
    Der Friedhof würde noch etwas auf mich warten müssen. Zunächst mußte ich zurück ins Büro und dort mit Suko reden. Allein wollte ich dem Gelände keinen Besuch abstatten. Ich spürte, daß da etwas auf uns zurollte, was verdammt gefährlich sein konnte.
    Suko war etwas ungeduldig. Er schaute auf die Uhr, als ich die Tür zum Büro aufstieß. »Du hast dir aber Zeit gelassen.«
    »Es lag nicht an mir.«
    »Stau?«
    »Auch.«
    »Na denn.«
    Er wollte die Beine ausstrecken und es sich bequem machen. Dagegen hatte ich etwas. »Nicht so, mein Lieber. Wir werden uns auf die Socken machen.«
    Er schaltete schnell. »Zum Friedhof.«
    »Ja.«
    Plötzlich blitzten seine Augen hellwach. »Dann laß mal hören, was du herausgefunden hast.«
    Ich nahm mir die Zeit, ihm von den Aussagen des Dealers zu berichten.
    Sukos Lockerheit verschwand, denn auch er spürte, daß der andere nicht gelogen hatte.
    »Mein lieber Schwan«, sagte er dann, »da kann noch einiges auf uns zukommen.«
    »Sehr richtig.«
    »Wie hieß diese Person noch, die sich Satanica nennt, mit richtigem Namen?«
    »Debora Brixton.«
    »Okay, und sie war die Schwester des Streetworkers. Zwei Menschen, die verschiedene Wege gehen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Ist Satanica ein Gruftie?«
    Ich wollte Suko nicht auslachen, aber ich konnte das Lachen auch nicht mehr stoppen. »Nein, das ist sie auf keinen Fall. Grufties sind im Prinzip harmlos. Die erleben eine Phase, die irgendwann auch vorbeigeht. Satanica ist schlimmer. Viel schlimmer, fürchte ich…«
    ***
    Im Laufe der Jahre hatten wir schon zahlreiche Friedhöfe kennengelernt.
    Nicht nur hier in London oder Umgebung, sondern auch in anderen Teilen der Welt.
    Von diesem aber, der noch zum Großraum London gehörte, hatten wir noch nie etwas gehört. Es war auch gut gewesen, daß ich mir Notizen gemacht hatte, denn ohne sie hätten wir den Friedhof kaum gefunden, der ziemlich versteckt lag und sich harmonisch in die Landschaft eingliederte. Seitdem er nicht mehr benutzt wurde, hatte sich die Natur ausbreiten können.
    Auch die zu ihm hinführenden Wege waren von der Natur teilweise zurückerobert worden.
    Gerissener Asphalt, Bodendecker, die sich ausbreiteten.
    Der Verkehr war hinter uns zurückgeblieben, und wir schienen vor einem Eingang zu einer Märchenwelt zu stehen. So ähnlich hatte ich mir als Kind immer Dornröschens Schloß vorgestellt. Nicht zu sehen, weil es hinter hohem Gestrüpp verborgen lag und nur auf den Prinzen wartete, der das verwunschene Mädchen erlöste.
    Wir waren keine Prinzen, und es gab auch keine schöne Jungfrau im Tiefschlaf. Eher eine Person, die den Gesetzen der Hölle und mehr folgte, wobei es ihr nichts ausmachte, auch über Leichen zu gehen.
    Wir waren nahe dem Eingang ausgestiegen. Das alte Tor war unter Efeu und anderen Rankengewächsen verschwunden.
    Eine Mauer war auch noch vorhanden. Nur erinnerte sie uns jetzt an einen bewachsenen Wall, fast schon vergleichbar mit einem Bahndamm.
    Während Suko sich dem Tor näherte, blieb ich zurück und schaute mich um. Zwar hatte ich auf der Fahrt nie das Gefühl gehabt, verfolgt zu werden, aber man konnte ja nie wissen.
    Nein, es war niemand in der Nähe. Weit entfernt glitt eine große Schnecke über einen Acker. So kam mir der Traktor vor, den der Bauer über sein Feld lenkte.
    Rappelnde Laute erreichten mich. Als ich mich gedreht hatte, sah ich Suko, wie er am Tor zerrte. Seine Hände hatten zwei Stangen umfaßt, die er gefunden hatte.
    »Schaffst du es?«
    »Ich habe es schon geschafft.«
    Das Tor war offen. Nicht voll und weit, aber es reichte aus, daß wir den Friedhof betreten konnten. Das Wetter ließ sich ertragen. Es regnete nicht, aber graue Wolken lagen schon schichtweise übereinander, und dazwischen schimmerte das Hell der Sonne.
    Vor uns breitete sich ein mitteleuropäischer Dschungel aus, aber kein normaler Friedhof. Hier war die Flora gewuchert, hier hatten sich Hecken Platz geschaffen, die wie aufgebläht wirkten, weil sie niemand schnitt, und hier war auch das Unkraut grenzenlos gewachsen. Allerdings hatte es nicht alles überwuchern können, denn Grabsteine waren genug zu sehen. Es hatte den Anschein, als wäre die Natur um die alten Denkmäler herumgewachsen. Die steinernen Andenken ragten aus dem Unkraut hervor wie mächtige Wächter in vielfältigen Formen und Abmessungen.
    Alte Keltenkreuze waren ebenso vorhanden wie normale

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