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Satori - Winslow, D: Satori - Satori

Titel: Satori - Winslow, D: Satori - Satori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Vorzimmerdame im Rücken eilte er aus dem Büro zum Fahrstuhl, merkte, dass er schwitzte, und wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn.
    Dann wurde ihm klar, dass alles ausgezeichnet funktionierte. Hel sollte ausgeschaltet werden und …
    Aber was, wenn Hel mit Haverford über das sprach, was er in Laos gesehen hatte?
    Und was, wenn Singleton jemals herausbekam, dass …
    Er beschloss, mit der nächsten Militärmaschine nach Saigon zu fliegen.
    Der angeblich so geniale Hel war schnurstracks in die Falle getappt.

110
    S tädte, überlegte Nikolai, als er über den Boulevard Bonard ging, sind wie Frauen in einem gewissen Alter.
    Der Abend kaschiert die Zeichen der Zeit, glättet Falten, taucht den beginnenden Verfall in gnädige Schatten, imitiert den goldenen Glanz jüngerer Jahre. So war es auch in Sai gon, das sich abends in eine Dame im schlichten schwarzen Kleid mit Diamantencollier verwandelte.
    Haverford war zweifellos ein hervorragender Geheimagent, aber als Straßendetektiv machte er eine miserable Figur, und seine ungeschickten Versuche, Nikolai unbemerkt zu folgen, wirkten fast schon komisch. Nikolai wurde das Spiel bald langweilig, und so wandte er sich in der Nähe des Uhrturms auf dem Marktplatz zu ihm um.
    Er schien allein zu sein. Nikolai suchte die Menge mit Blicken nach weiteren Agenten ab, musste jedoch zugeben, dass sich unmöglich mit Sicherheit feststellen ließ, ob weitere da waren. Sie hätten sich in dem geschäftigen Treiben des Pavillons mühelos unter die Einkaufenden oder Händler mischen können. Trotzdem hielt er nach auffällig wachsamen oder betont desinteressierten oder sonstigen Menschen Ausschau, die, wenn auch nur ganz kurz, Blickkontakt mit Haverford aufnahmen.
    Nikolai verschwand in der Menge, lief einen Bogen und tauchte hinter dem Amerikaner wieder auf.
    »Drehen Sie sich nicht um«, sagte Nikolai. »Und gehen Sie weiter.«
    »Ganz ruhig«, sagte Haverford und gehorchte, indem er nicht stehen blieb. Trotzdem ging er in die Offensive. »Wo sind Sie gewesen? Ich habe mir Sorgen um Sie gemacht.«
    »Nachdem Sie mich töten lassen wollten? Ich bin gerührt.«
    »Ich weiß nicht, was in Peking passiert ist«, sagte Haverford. »Wir hatten ein Fluchthelferteam vor Ort und Sie sind einfach vom Radar verschwunden.«
    »Sie hatten Auftragskiller vor Ort.«
    »Wovon reden Sie?«, fragte Haverford, während sie an Ständen vorbeigingen, an denen von kalter Suppe bis Sonnenschirmen aus Seide so ziemlich alles verkauft wurde. »Wenn in Peking etwas schiefgegangen ist, dann hatte das nichts mit uns zu tun.«
    Aber Haverford musste sich doch wundern. War es möglich, dass sich dieses dumme Arschloch Diamond die Fluchthelfer unter den Nagel gerissen und zu Auftragsmördern umfunktioniert hatte, um Hel auszuschalten? Was glaubst du denn?, fragte er sich. Natürlich ist das möglich. Und jetzt gibt Hel dir die Schuld.
    Nikolai führte ihn auf die Straße. Auf dem Boulevard de Somme herrschte dichter Abendverkehr. Wenn Haverford irgendetwas hätte versuchen wollen, dann wäre der Markt der richtige Ort dafür gewesen. »Sie können sich umdrehen.«
    Haverford wandte sich zu ihm um, einen Ausdruck verletzter Unschuld im Gesicht. »Das sehen Sie falsch. Ich weiß nicht, was da passiert ist. Vielleicht ist Ihnen der chinesische Geheimdienst auf die Schliche gekommen, vielleicht ist jemand umgefallen, ich weiß es nicht. Wie sind Sie …«
    »Sie schulden mir Geld«, sagte Nikolai, »einen neuen Reisepass und gewisse Adressen in den Vereinigten Staaten. Ich will den finanziellen Teil vergessen, aber …«
    Da haben wir’s, dachte Haverford. Hel hat genau das getan, was ich vermutet habe. Beeindruckend – und typisch. »Nikolai, haben Sie die Waffen nach …«
    »Ich verlange einen Reisepass und die Adressen.«
    »Natürlich«, sagte Haverford, »das ist kein Problem. Je schneller desto besser. Sie müssen untertauchen, Nick. Die ganze Welt ist auf der Suche nach Ihnen.«
    Nikolai vermutete, dass Haverford mit ›untertauchen‹ wohl ›unter die Erde‹ meinte, aber er hatte keine andere Wahl, als sich darauf einzulassen. »Wie schnell können Sie mir die Adressen und die Papiere besorgen?«
    »Bis morgen«, erwiderte Haverford. »Oder spätestens übermorgen, ich werde einen Treffpunkt arrangier…«
    »Ich sage Ihnen, wann und wo«, sagte Nikolai. Dann fragte er: »Wo ist Solange?«
    »Ich weiß es nicht. Warum …«
    »Lügen Sie mich nicht an, das gefällt mir nicht«, fuhr Nikolai

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