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Satori - Winslow, D: Satori - Satori

Titel: Satori - Winslow, D: Satori - Satori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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»Geschäftsmöglichkeiten« war, wenig bis gar nichts verraten.
    Jetzt sagte De Lhandes: »Drogen, Waffen, Frauen und Geld.«
    »Wie bitte?«
    »Sie haben gesagt, Sie seien auf der Suche nach Geschäftsmöglichkeiten«, sagte De Lhandes. »In Saigon haben Sie die besten Möglichkeiten, wenn Sie mit Opium, Waffen, Huren oder Devisen handeln.«
    Gespannt wartete er auf Nikolais Reaktion.
    Doch dieser zeigte keine.
    Die Musik verstummte und die Band machte eine Pause. Ein Kellner kam auf Nikolai zu und sagte: »Monsieur Antonucci würde Sie gerne in einem der hinteren Räume sprechen.«
    Nikolai stand auf.
    De Lhandes ebenfalls.
    Der Kellner schüttelte den Kopf.
    »Ihn«, sagte er und zeigte mit dem Kinn auf Nikolai. »Sie nicht.«
    De Lhandes zuckte mit den Schultern und sagte: »Ich will später noch weiter nach Cholon. Wenn Sie Lust haben, begleiten Sie mich. Sie finden mich im L’Arc-en-Ciel. Das kennt jeder Taxifahrer.«
    »Ich weiß nicht.«
    De Lhandes sagte: »Wir lassen es uns gutgehen. Ein paar Drinks, vielleicht ein bisschen Glücksspiel im Grand Monde. Ich bin mit meinem Freund Haverford verabredet. Guter Mann – er sagt, er ist eine Art Diplomat, aber natürlich ist er ein Spion.«
    »Klingt verlockend«, sagte Nikolai, »aber ich …«
    »Ach kommen Sie schon«, sagte De Lhandes. »Man munkelt, dass Bao Dai höchstpersönlich anwesend sein wird. Er wäre kein schlechter Kontakt für einen Mann, der hier geschäftlich Fuß fassen möchte.«
    »Ich werd’s versuchen«, sagte Nikolai.
    Dann folgte er dem Kellner ins Hinterzimmer.

115
    Nikolai setzte sich Antonucci gegenüber an den Schreibtisch.
    »Gefällt Ihnen mein Lokal?«, fragte der Korse.
    »Recht gut, ja«, erwiderte Nikolai.
    Das kleine Hinterzimmerbüro war erstaunlich vollgestopft. Irgendwie hatte Nikolai eine ordentlichere, geschäfts mäßigere Atmosphäre erwartet. Auf dem Schreibtisch herrsch te ein einziges Chaos aus Dokumenten, Briefen, alten Zeitungen und überquellenden Aschenbechern. Über all dem hing eine Lampe, in deren Schirm tote Mücken klebten.
    Einer von Antonuccis Aufpassern – ein großer, tumber Kerl – lehnte an der Wand. Seine Jacke wölbte sich sichtbar und zweifellos auch absichtlich an einer bestimmten Stelle. Antonucci zündete seine Zigarre erneut an und rollte die Spitze dabei vorsichtig in der Flamme seines Feuerzeugs. Als er mit der gleichmäßigen Glut zufrieden war, wandte er seine Aufmerksamkeit Nikolai zu und sagte: »Sie sind ein junger Mann. Ehrgeizig.«
    »Ist das ein Problem?«
    Antonucci zuckte mit den Schultern. »Vielleicht. Vielleicht auch nicht.«
    Er wartete auf eine Reaktion, aber Nikolai wusste, dass jede Reaktion auf einen solch breit angelegten Eröffnungszug ein Fehler sein würde. Also trank er seinen Brandy und wartete darauf, dass Antonucci den nächsten Stein bewegte.
    »Ehrgeiz ist gut für einen jungen Mann«, sagte Antonucci, »wenn er reif genug ist und weiß, dass immer auch Respekt dazugehört.«
    »Die Jugend glaubt, die Welt neu zu erfinden«, sagte Nikolai. »In reiferem Alter respektiert man die Welt, so wie sie ist. Ich bin nicht nach Saigon gekommen, um es zu verändern oder seinen Traditionen respektlos zu begegnen, Monsieur Antonucci.«
    »Das freut mich zu hören«, sagte Antonucci. »Zur Tradition gehört auch, dass niemand in Saigon bestimmte Geschäfte abwickelt, ohne bestimmten Leuten Respekt zu erweisen.«
    Aha, dachte Nikolai, die Union Corse weiß also längst Bescheid über meinen Deal mit den Binh Xuyen. Hat Bay Vien sie informiert oder war das dieser korsische Landsmann Signavi? Nikolai wettete auf Letzteren. »Wenn zum Beispiel bestimmte Männer – nennen wir sie ›Respektspersonen‹ – zum Beispiel von jeher den Waffenhandel kontrollieren – wenn Sie so wollen –, dann ist dies eine Tradition, die ein junger Mann unbedingt achten sollte.«
    »Sie sind klüger, als Ihre Jahre vermuten lassen.«
    »Ohne Umschweife«, sagte Nikolai, »wie viel Prozent werden hier ›traditionell‹ abgeführt?«
    »Mir wurde gesagt, das kommt ganz darauf an«, sagte Antonucci, »auf die Fracht, die verschickt wird. Aber sagen wir, drei Prozent wären üblich, jedenfalls habe ich das gehört.«
    »Drei?« Nikolai zog eine Augenbraue hoch.
    »Drei.«
    Nikolai hob sein Glas. »Auf die Tradition.«
    »Auf die Tradition«, sagte Antonucci. »Per tu amicu.«
    Nikolai kippte seinen Brandy runter und stand auf. »Ich habe Ihre Zeit lange genug beansprucht. Danke für das

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