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Satori - Winslow, D: Satori - Satori

Titel: Satori - Winslow, D: Satori - Satori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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besser.«
    »Ich lasse einen Tisch in meinen Privaträumen herrichten«, sagte Bay.
    »Werden Sie uns Gesellschaft leisten?«, fragte Nikolai Solange.
    Die Kunde von der Brüskierung Bao Dais durch den Neuankömmling und von dem bevorstehenden Pokerspiel machte schnell die Runde im ganzen Haus.
    Bay Vien ging an Nikolai vorbei und murmelte: »Dieses Mal ist nichts gezinkt.«
    »Ich verlasse mich darauf, dass Sie dafür Sorge tragen.«
    Er ging zur Bar.
    »Um Gottes willen, Mann«, zischte De Lhandes, »sind Sie noch ganz bei Trost? Den Kaiser beleidigen. Er wird Ihnen die Gurgel durchschneiden. Aber bei der Liebe, mit der mich meine Mutter überhäuft hätte, wäre sie angesichts dessen, was ihrem Schoß entkroch, nicht viel zu entsetzt gewesen, Sie haben Eier, Guibert. Dicke, prachtvolle Eier.«
    »Was haben Sie vor?«, fragte Haverford.
    »Pokern«, erwiderte Nikolai. »Was haben Sie vor?«
    »Pokern, denke ich«, gab Haverford zurück. Er machte sich auf die Suche nach Bay Vien.
    Bay war ein begehrter Mann. Wenige Augenblicke später zog Bao Dai ihn beiseite. »Ich will den Franzosen ruiniert sehen. Bis auf den letzten Piaster.«
    Und De Lhandes fragte jeden, der ihm Gehör schenkte: »Beim speckigen Bauch des Buddha, was würden Sie darum geben, in den Raum hineinzudürfen?«

118
    Sechs Männer saßen an dem runden Tisch. Nikolai, Bao Dai, Bay Vien, Haverford, Signavi und der Kartengeber.
    Bay Vien gab die Regeln bekannt – das Casino gab die Karten, aber ein Button würde von Spieler zu Spieler wandern und anzeigen, in welcher Reihenfolge gesetzt wurde. Zudem durfte derjenige, vor dem der Button lag, zwischen zwei Spielvarianten wählen, Seven Card Stud oder Five Card Draw. Alberner Schnickschnack wie Wild Cards oder Joker waren bereits aus dem Kartensatz entfernt worden. Und das Wichtigste: Es gab kein Limit.
    Nikolai saß mit einem gedrungenen Glas Single-Malt-Scotch aufrecht am Tisch und betrachtete Solange, die hinter Bao Dai stand und diesem wie ein Maskottchen über die Schulter blickte. Es war erniedrigend, dachte er, erniedrigend und billig und weit unter ihrer Würde.
    Es sei denn, dachte er, sie spielt eine Rolle, die ihr die Amerikaner zugewiesen haben. So wie auch du deinen Part in deren Melodram spielst. Aber worin besteht Solanges Rolle?
    Bao Dai stapelte seine Chips zu mehreren ordentlichen Türmchen. Haverford saß zu Nikolais Linken, Bay zu seiner Rechten.
    Die Karten wurden abgehoben. Bay gewann und zog fünf.
    Nikolai nahm sein Blatt auf.
    Zwei Stunden später hingen schaler Zigarettenqualm und elektrisierende Anspannung zum Schneiden dick in der Luft. Haverford war so gut wie raus, ebenso Bay Vien. Signavi hatte einen bescheidenen Stapel Chips vor sich, aber Nikolai und Bao Dai waren die großen Gewinner und bereiteten sich auf einen Showdown vor.
    Nikolai fand das kindische Spiel unfassbar langweilig, so wie schon damals im Gefängnis, als er drei Jahre lang die amerikanischen Wärter bei ihren endlosen Runden belauscht hatte. Im Poker gab es keinerlei Feinheiten oder Kreativität, und im Vergleich zum Go war es ein schrecklich infantiles Spiel. Es ging um nichts anderes als schlichte Risikoanalyse und Finanzverwaltung. Die grundlegenden Gesetze der Mathematik besagten, dass fünf Spieler im Verlauf mehrerer Runden ungefähr dieselben Karten bekommen würden. In diesem Sinne war Poker dem Go nicht unähnlich, denn auch hier musste man entscheiden, wann man aggressiv auftrat und wann es besser war, sich zurückzuziehen.
    Trotzdem fand er das Mann-gegen-Mann-Duell gegen Bao Dai unwiderstehlich. Er staunte darüber, wie unbedingt er dem Kaiser Geld abknöpfen und ihn vor Solange in die Knie zwingen wollte.
    So viel zum Mangel an Feinheiten, dachte er.
    Er nahm seine Karten auf und sah, dass er zwei Damen und ein Zehner-Pärchen hatte. Das reichte, um weiter zu setzen, und er warf seine Chips in die Mitte, gerade als Bao Dai erhöhte.
    Er bekam seine Karte, die Kreuz-Zehn.
    Bao Dai eröffnete, Nikolai ging mit und erhöhte.
    Haverford warf die Karten auf den Tisch. »Nicht mein Abend heute.«
    Signavi sah Nikolai prüfend an, doch dessen Gesicht war ruhig und undurchdringlich. Er grunzte verächtlich und schob seine Chips in die Mitte.
    Bao Dai lächelte über den Tisch. »Sie bluffen.«
    »Von mir aus.«
    Der Kaiser bediente und erhöhte.
    Nikolai und Signavi gingen mit.
    Bao Dai deckte seine Karten auf – ein Red Flush.
    »Full House«, sagte Nikolai und sammelte die Chips ein.
    Signavi

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