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Satori - Winslow, D: Satori - Satori

Titel: Satori - Winslow, D: Satori - Satori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Sie?«, fragte Haverford. Er atmete schwer, Blut rann ihm den Ärmel hinunter. Das Adrenalin sank bereits wieder, und er wusste, dass er schon bald den Schmerz spüren würde. Er untersuchte seine Schnittwunde und sagte: »Das muss genäht werden.«
    Einer der Angreifer war tot, ein weiterer geflohen und die Binh Xuyen bearbeiteten jetzt den verbliebenen Messerstecher mit Bambusknüppeln.
    »Lebend«, fuhr Haverford sie an. »Ich will ihn lebend.«
    ›Banditen‹, Blödsinn.
    Kein Bandit, der noch ganz bei Trost war, würde versuchen, vor dem Parc à Buffles eine Brieftasche zu stehlen; nur ein Wahnsinniger würde Bay Viens Kunden ausrauben.
    Die Wachleute zerrten den Mann weg.

134
    A ntonucci sah seinen Mädchen beim Spielen zu.
    Im Club war für einen Donnerstagabend viel los, jede Menge trinkfeste französische Fallschirmspringer und Frem denlegionäre, und Antonucci behielt sie vorsichtshalber im Auge, falls sie vorhatten, eine Schlägerei in seinem Etablissement anzuzetteln. Bislang benahmen sich die Soldaten einwandfrei und würden es wahrscheinlich auch weiterhin tun, schon weil sie Angst hatten, Hausverbot erteilt zu bekommen und keine hübschen Musikerinnen mehr angaffen zu können. Später würden sie zweifellos in ein Bordell weiterziehen, um das Feuer zu löschen, das die Mädchen entfacht hatten, und andere würden den Profit einstreichen.
    Sei’s drum, dachte Antonucci, Menschenhandel ist Sünde.
    Er zündete ein Streichholz an und drehte die Zigarrenspitze in der Flamme.
    Eine kubanische, das sind die Besten.
    Er sah auf die Uhr. Dieser verhurte Amerikaner müsste inzwischen längst für seine Sünden bezahlt haben. Sie hatten drei ihrer besten Leute mit der Anweisung losgeschickt, es wie einen Raubüberfall aussehen zu lassen. Bay Vien würde das nicht gefallen, aber zur Hölle mit ihm. Früher oder später würde man sich dieser Straßenratte aus Cholon auch noch annehmen müssen.
    Und ihn zu töten würde viel schwieriger werden als diesen Amerikaner, diesen Haverford.
    Les amerloques , sinnierte Antonucci, während er den dicken Rauch einsog, solch entsetzliche Amateure auf dem Gebiet der Intrige, so ungeschickt, so durchschaubar. Um eine Kultur der Verschwörung aufzubauen, braucht es Jahrhunderte und generationenübergreifende Verbindungen unter den Familien. Im jugendlich naiven Amerika, in dem sich alle mit allen mischten, waren Hopfen und Malz verloren.
    Ein Amerikaner in Asien? Das war wie ein Schwerhöriger im Sinfoniekonzert.
    Haverford liegt jetzt also auf der Straße, die französische Polizei wird sich entschuldigen, wie es für Gallier typisch ist, mit den Schultern zucken, und Operation X kann weiterlaufen. Das Opium wird durch das französische Militär und nicht durch die Viet Minh weitergeleitet, nach Laboratorien in Marseille verschifft, wo es zu Heroin verarbeitet und schließlich nach New York versendet wird. Wir scheffeln Geld und das Leben geht weiter.
    Für manche.
    Er gestattete sich einen ausgiebigen Blick auf die langen Beine der Saxophonistin. Hat Glück gehabt, dass sie auf dem Stuhl sitzen kann. Das nächste Mal überlegt sie es sich dreimal, bevor sie einem gut aussehenden Fremden schöne Augen macht.
    Und was ist aus Guibert geworden?, fragte sich Antonucci. Die Geschichte in der Zeitung über die Viet Minh war offensichtlich eine Erfindung der Franzosen. Es ging das Gerücht, dass Guibert zu allem Überfluss, nachdem er Bao Dai am Spieltisch gedemütigt und ihm sein Geld abgenommen hatte, auch noch mit seiner neuen Geliebten rumgemacht hatte. Ja, Bao Dai hatte Leute beauftragt, Guibert zu töten, um nicht als Vollidiot dazustehen, und dann haben seine Jungs es vermasselt. Er hätte gleich zu uns kommen sollen.
    Antonucci widmete seine Aufmerksamkeit erneut der Saxophonistin, Yvette. Vielleicht fick ich sie heute Abend, dachte er, um ihr zu zeigen, dass ich nicht nachtragend bin. Sie ist sensibel, so leicht in ihren Gefühlen verletzt. Dünnhäutig, das ist sie.
    Er sah Mancini zur Tür hereintreten und nach ihm Ausschau halten. Als der Chef der Union Corse ihn entdeckte, schüttelte er den Kopf.
    Eine so dezente Geste, dass nur ein alter Freund wissen konnte, was sie bedeutete.
    Antonucci wusste es, und ihn packte die Wut.
    Der Mordversuch an dem Amerikaner war gescheitert.

135
    Der Tag hatte sich für De Lhandes bezahlt gemacht. So gut, dass er am Parc à Buffles vorbei direkt zum House of Mirrors ging, wo er einen Großteil seiner Einnahmen für ein Mädchen aus

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