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Satori - Winslow, D: Satori - Satori

Titel: Satori - Winslow, D: Satori - Satori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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ist ein ausgemachter Vollidiot. »Und was hat ›Gold‹ Ihnen gesagt?«
    »Er hat gesagt, Sie wollen sich in unsere Geschäfte einmischen.«
    »Ihre Drogengeschäfte.«
    »Natürlich.«
    Antonucci gefiel der bestürzte Gesichtsausdruck des Amerikaners. Er lachte und sagte: »Sie kapieren’s nicht, was, mimi ? Ihr Mann, dieser Gold, hat die Finger mit im Spiel. Von jedem Kilo Heroin, das wir nach New York schmuggeln, kassiert er seinen Anteil.«
    Haverford fühlte rasenden Zorn in sich aufsteigen.
    »Der Killer für Guibert«, sagte er. »Blasen Sie ihn ab.«
    »Zu spät.«
    »Was soll das heißen?«
    Antonucci hob die Hand und wedelte damit.
    »Die Kobra«, sagte er, »ist schon unterwegs.«

140
    Solange saß auf einem Hocker vor dem Spiegel und zog vorsichtig einen Lidstrich.
    Bao Dai mochte ihn ein wenig dicker, als ihr lieb war – der Kaiser stand auf diesen verruchten Leinwandstil.
    Na gut, ihr konnte es egal sein.
    Aber im Licht des Morgens fragte sie sich, wie lange er sie noch reizvoll und anziehend finden würde. Was würde passieren, wenn sie keine neuen Tricks mehr parat hatte und die alten ihn zu langweilen begannen? Dasselbe, was dann immer passiert. Er würde anfangen, an ihr herumzunörgeln, ihre Grammatik korrigieren, Kleinigkeiten an ihrer Kleidung monieren und behaupten, er habe nur Spaß gemacht. Dann würde er aufhören, über ihre Scherze zu lachen, würde ungeduldig werden, wenn sie zu lange brauchte, um sich fertig zu machen, und sein Blick würde zur Nächsten wandern.
    C’est l’amour.
    Saigon gefiel ihr nicht besonders. Zu schwül, die Luft war stickig vor Intrigen. Die Stadt war ein Treibhaus, und sie empfand es als erdrückend. Manchmal kam ihr der Gedanke, nach Frankreich zurückzukehren – nicht nach Montpellier, das so voller Erinnerungen steckte, sondern nach Paris oder vielleicht nach Lyon. Der Marionettenprinz sprach immer wieder von einer Reise nach Paris. Vielleicht konnte sie ihn bei der Stange halten, bis sie dort waren, dann würde sie zulassen, dass er sich mit ihr langweilte, bis er sie verließ.
    Mit einer entsprechenden Apanage, versteht sich.
    Ist Nikolai Hel wirklich tot?
    Der Gedanke traf sie wie ein Faustschlag in die Magengrube. Ihre Hände zitterten, und sie musste die Rechte mit der Linken stützen, um den Lidstift zu stabilisieren.
    Ist er wirklich tot und bin ich schuld daran? Wurde unsere Unbesonnenheit entdeckt, hat der Kaiser herausgefunden, dass ihm Hörner aus der Krone wachsen, und Nikolai aus Eifersucht töten lassen? Nein, dachte sie, Bao Dai hätte nicht widerstehen können, es mir zu sagen, oder zumindest Anspielungen gemacht. Und sein Feuereifer im Schlafzimmer schien auch unvermindert.
    Solange wusste, wie Männer sich verhalten, die den Verdacht hatten, betrogen worden zu sein. Sie waren übel gelaunt und albern – sie wollten Sex, ihren Füller aber nicht in ein verunreinigtes Tintenfass stecken. Abwechselnd schmollten und prahlten sie, gingen dann entweder fort oder kamen ins Bett, je nachdem, wie man sie manipulierte. Aber Bao Dai war so gut aufgelegt wie immer und unverfroren lüstern.
    Heute Abend würde sie wieder mit ihm ausgehen, irgendwo essen und dann zweifellos im Grand Monde spielen. Ebenso sicher würden sie danach im Bett landen, wo sie sich schleunigst eine neue Attraktion einfallen lassen sollte, um sein Interesse nicht zu verlieren.
    Es sei denn, er hat etwas herausgefunden, dann könnte der Abend ebenso gut damit enden, dass er mich schlägt oder irgendwo hinbringt, um mich ermorden zu lassen.
    Wenn Nikolai nicht tot ist, wo ist er?
    Gerade, als sie dies dachte, klopfte es leise an der Tür. Das Mädchen brachte endlich das Handtuch, um das sie vor einer Stunde gebeten hatte.
    »Herein!«, rief sie aus dem Badezimmer.
    Im Spiegel sah sie den bärtigen Zwerg De Lhandes.

141
    » L assen Sie sie verhaften«, sagte Diamond noch einmal.
    »Weswegen?«, fragte Bao Dai.
    »Wenn schon aus keinem anderen Grund«, beharrte Diamond, »dann deshalb, weil sie sich Ihnen gegenüber respektlos verhalten hat.«
    »Das ist eine Schande«, pflichtete Bao Dai ihm bei, »aber kein Verbrechen.«
    Das Wortgefecht in Bao Dais Palastbüro war bereits seit einiger Zeit im Gange und der Kaiser wurde es allmählich leid. Er mochte diesen Amerikaner nicht. Naja, eigentlich mochte er gar keine Amerikaner, aber sie zahlten jetzt die Rechnungen und würden schon bald die Franzosen ablösen, deshalb war er verpflichtet, zuzuhören. Dieser »Gold«

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