Satori - Winslow, D: Satori - Satori
Verbündeten. Und wer weiß, was in vier Jahren sein wird? Bao Dai wird irgendwann auch gegen Sie vorgehen, und wenn nicht er, dann die Amerikaner. Außerdem werden die Viet Minh siegen.«
»Glauben Sie?«
»Genau wie Sie«, erwiderte Nikolai. »Aber das sind Spekulationen. Die eigentliche Frage ist, werden Sie Ihre Schuld einlösen?«
»Habe ich schon erwähnt, dass Sie ein schwieriger Freund sind?«
»Ja.«
»Sie haben mir das Leben gerettet«, sagte Bay. »Aber das war’s dann. Danach sind wir quitt.«
»Danke.«
»Ich bringe Sie aus der Stadt«, sagte Bay. »Bis wir Sie auf ein Schiff schleusen können.«
Nikolai schüttelte den Kopf. »Ich muss zurück nach Saigon.«
»Sind Sie verrückt?«, fragte Bay. »Halb Saigon will Sie töten und die andere Hälfte würde Sie nur allzu gerne an diese Leute verkaufen.«
»Ich muss noch eine Nachricht überbringen.«
Bay runzelte die Stirn. »Wem, der Frau?«
Nikolai antwortete nicht.
132
Das Zimmer in dem Bordell war klein, aber ausreichend.
Irgendwann landen Nutten nun mal im Puff, dachte Nikolai. Nikolais neues Quartier lag am Ende eines langen schmalen Flurs. Es hatte ein Himmelbett, Wände und Decke waren verspiegelt.
»Unsere Gäste sind Narzissten«, erklärte Momma, denn sie führte dieses Etablissement ebenso wie das Parc à Buffles. Ihr Schweigen war großzügig erkauft und durch das Versprechen abgesichert, dass man sie bei lebendigem Leibe häuten würde, sollte sie irgendjemandem auch nur flüsternd von Nikolais Anwesenheit hier berichten. »Sie lieben es, sich aus allen möglichen Blickwinkeln in der Schönheit ihrer Ekstase zu bewundern.«
Nikolai empfand die ständige und unausweichliche Bespiegelung als beunruhigend. Egal, wohin er blickte, er sah eine verzerrte Ansicht seiner selbst. Auch konnte er nicht weg – er war gefangen im Schlafzimmer und dem angrenzenden (ebenfalls verspiegelten) Bad mit Wanne, Waschbecken und Bidet. Seine Mahlzeiten würden ihm gebracht werden, und frische Luft kam gar nicht infrage.
»Was Ihre anderen Bedürfnisse betrifft«, flötete Momma lasziv. »So habe ich an alles gedacht.«
»Ich habe keine anderen Bedürfnisse«, erwiderte Nikolai.
»Das wird sich ändern.«
Sie schloss die Tür hinter sich.
133
H averford setzte ein paar Piaster am Roulettetisch, verlor, langweilte sich und beschloss, die Nacht im Parc à Buffles durchzumachen.
Er trat auf die Straße, um ein Taxi anzuhalten, und dachte an Nikolai Hel.
Sämtliche Zeitungen hatten über die dramatische Schießerei auf der Straße berichtet und behauptet, bei dem versuchten Attentat auf den angesehenen französischen Unternehmer Michel Guibert habe es sich um einen Terror anschlag der Viet Minh gehandelt. Der Geschäftsmann habe den Anschlag überlebt, sei nun aber spurlos verschwunden und die französischen Beamten seien sehr besorgt, er könne sich in den Händen kommunistischer Terroristen befinden.
Haverford wusste, dass Diamond dahintersteckte.
Jetzt war Hel entweder tot oder wurde in einem Tigerkäfig verhört. Vielleicht war er aber auch entkommen und hatte sich in ein Versteck verzogen. Wenn ja, dann war er wirklich spurlos untergetaucht, denn Haverford hatte alle seine Leute darauf angesetzt, herauszufinden, wo Hel sich aufhielt (oder wo sich seine Leiche befand), und niemand hatte etwas herausbekommen.
Auch hatte Hel nicht versucht, ihn zu kontaktieren, was bedeutete, dass er ihm wohl nicht mehr vertraute. Vielleicht dachte er, die Amerikaner seien für den Mordanschlag verantwortlich. Einen Agenten ins Herz zu schließen war immer ein Fehler, aber Haverford mochte Nikolai Hel oder zumindest schätzte er ihn sehr.
Die Klinge glänzte in der Dunkelheit.
Eine Sekunde später, und sie hätte ihm die Kehle bis zum Halswirbel durchtrennt, aber Haverford sah sie und duckte sich. Doch schon sauste sie erneut auf ihn zu. Er blockte sie mit dem Handgelenk, spürte den Schnitt und schrie vor Schmerz und Wut.
Seine Ausbildung bei den Marines zahlte sich aus.
Er packte die Messerhand, drehte sich herum und warf den Angreifer über die Schulter auf den Bürgersteig, so dass er hart auf dem Rücken landete. Haverford trat ihm fest auf die Kehle. Dann zog er die Pistole aus der Innentasche seines Jacketts.
Einer der Angreifer floh, doch der andere kam auf ihn zu, und Haverford schoss ihm mitten in die Brust.
Inzwischen kamen die Wachsoldaten der Binh Xuyen aus dem Parc à Buffles gerannt.
»Banditen«, sagte einer von ihnen.
»Meinen
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