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Satori - Winslow, D: Satori - Satori

Titel: Satori - Winslow, D: Satori - Satori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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schien einen persönlichen Groll gegen Solange und Guibert zu hegen. Ersterer konnte man unmöglich feindselige Gefühle entgegenbringen, Letzterem allerdings unbedingt und unvermeidlich.
    »Sie weiß, wo er ist«, drängte Diamond. »Geben Sie mir ein paar Männer, ich nehme sie mit und wir quetschen die Wahrheit aus ihr raus.«
    »Und wenn sie’s Ihnen nicht verrät?«, fragte Bao Dai.
    »Sie wird.«
    Obwohl er es instinktiv besser wusste, musste Bao Dai einräumen, dass die Vorstellung einen gewissen Reiz hatte. Immerhin hatte die Frau ihm Hörner aufgesetzt, und der Stachel saß tief. Noch schlimmer war, dass die Kunde davon schon bald in ganz Saigon die Runde machen und Gegenstand schmutzigen Geflüsters und schlüpfriger Scherze sein würde. Der Gedanke, Solange den zarten Krallen des Tigers zu überlassen, war durchaus verlockend.
    Es gab aber auch sehr praktische Gründe, ihre Hilfe beim Aufspüren von »Guibert« in Anspruch zu nehmen. Der Opiumstrom brachte eine Menge Gold mit sich. Rechnete man die großzügigen Zuwendungen der Amerikaner dazu, kam ein stattliches Vermögen zusammen. Aber les amerloques könnten unter Umständen die Zahlungen einstellen, wenn publik wurde, dass er von dem Heroin profitierte, das ihre Straßen überschwemmte.
    Seine Position im Palast war schwach. Möglicherweise würden die Franzosen versuchen, ihn zu ersetzen; wenn nicht sie, dann die Amerikaner. Und dann war da noch sein Verbündeter und Komplize, Bay Vien, der ihm im Verbund mit der Union Corse half, Geld außer Landes zu schaffen. Bao Dai hatte bereits mit fetten Konten in der Schweiz sowie Grundbesitz in Frankreich, Spanien und Marokko für die Zeit vorgesorgt, wenn die Europäer ihn rauswarfen oder, was wahrscheinlicher war, die Viet Minh den Krieg gewannen.
    Aber wenn Operation X ans Licht kam, war seine Sicherheit gefährdet, und natürlich war es gut möglich, dass Solange und Guibert unter einer Decke steckten und genau das erreichen wollten.
    »Nehmen Sie sie mit«, sagte er.
    Diamond lächelte. »Sofort, Eure Exzellenz.«
    »Aber tun Sie ihr nicht allzu weh«, sagte Bao Dai, mehr zur Beruhigung seines eigenen Gewissens als in der Hoffnung, dass dieser brutale Mann seine Bemühungen zügeln würde.
    »Es werden keine Narben zurückbleiben«, versicherte Diamond ihm. »Und zum Schluss wird es wie Selbstmord aussehen. Vielleicht eine Überdosis. Sie wäre ja nicht die erste französische Schauspielerin, die …«
    »Ich will’s nicht wissen«, sagte Bao Dai.

142
    U ngesehen in das House of Mirrors einzudringen war ein Kinderspiel, selbst im grellen Licht des Morgens.
    Von den Anstrengungen der Nacht erschöpft, schlummern Huren vormittags tief und fest, und die Wachen vor dem Bordell wurden in der zunehmenden Hitze ebenfalls schläfrig. Feuchtigkeit dämpft Geräusche ebenso zuverlässig, wie Trockenheit sie verstärkt, und so gelang es der Kobra, die nachlässigen Sicherheitsposten an jenem schwülen Morgen zu passieren.
    Ein bisschen Zeit und Geduld waren dafür nötig, aber so war es doch immer.
    Das Zimmer der Zielperson lag am Ende des Gangs. Die Kobra wusste es bereits, doch sie hätte ihn auch ohne dieses Wissen gefunden, denn der schwache Geruch war trotz geschlossener Tür deutlich wahrnehmbar. Ein Mann aus dem Westen riecht anders als ein Asiate, und an jenem Morgen hielten sich außer ihm keine weiteren Europäer in dem Bordell auf.
    Vor seiner Tür hielt die Kobra inne und lauschte.
    Ihre Beute schlief, es würde also einfach werden.
    Die Türen ließen sich nicht von innen verschließen, damit die Wachmänner schnell zu Hilfe eilen konnten, falls ein Mädchen in Bedrängnis geriet. Daher kam es jetzt nur noch darauf an, die Tür möglichst leise zu öffnen, die Beute im Schlaf zu erlegen und durchs Fenster zu verschwinden.
    Die Kobra schlich weiter und zog ein Messer.

143
    Sein Proximitätssinn warnte ihn.
    Nikolai meditierte, versuchte sich in den längst verlorenen entspannten Zustand seiner Kindheit hineinzuversetzen, als er draußen im Flur Schritte hörte.
    So leise, dass sie kaum wahrnehmbar waren.
    Der federleichte Gang einer zarten asiatischen Kurtisane?, fragte er sich. Hatte Momma ihm ein Mädchen geschickt, obwohl er ihr Angebot ausdrücklich abgelehnt hatte? Er lag still und lauschte, ließ seinem Proximitätssinn Raum, das Ziel zu erfassen. Da verstummten die Schritte.
    Absolute Stille.
    Aber Nikolai wusste es.
    Das war keine Hure, sondern ein Killer.
    Nikolai glitt vom Bett auf die

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