Satori - Winslow, D: Satori - Satori
schlafen Sie.«
Nikolai ging durch die Ladeluke in den Frachtraum.
Die Kisten waren dort.
Die Kisten mit den Bazookas.
Bay nickte. »Ich fahre zurück nach Saigon und sehe nach dem Rechten. Außerdem müssen wir ein paar Purser bestechen.«
»Dafür komme ich auf.«
»Allerdings, das werden Sie.« Er rief nach dem Boot und verschwand.
Nikolai ging in den Frachtraum, legte sich auf eine der Pritschen und versuchte zu schlafen.
Sein Versprechen gegenüber Yu war fast erfüllt, er hatte Geld und Papiere.
Jetzt blieb nur noch eins zu tun.
Solange in Sicherheit zu bringen.
149
De Lhandes watschelte den Mittelgang des Kinos hinunter.
Michel hatte gesagt, dass Solange Filme liebte. Die Leinwand war finster, irgendein film noir , dachte er, die Sorte, die er nicht ausstehen konnte. De Lhandes waren Komödien oder Historiendramen lieber, tief geschnittene Dekolletés und wogende Busen.
Dann kam eine Szene bei Tageslicht, und es wurde heller. Er sah sie in der dritten Reihe und schob sich auf den Platz hinter sie. Sie starrte auf die Leinwand und weinte, tupfte sich mit einem Tuch die Tränen von den Augen.
»Mademoiselle«, wisperte De Lhandes. »Michel wartet auf Sie. Gehen Sie durch den Hinterausgang raus. Dort sind Männer, die Sie zu ihm bringen werden.«
Er sah, wie Zweifel ihr Genick erstarren ließ.
»Sie haben keinen Grund, mir zu vertrauen«, sagte er. »Außer dem, dass ich ein Bewunderer Ihrer Schönheit und wie alle Zyniker ein enttäuschter Romantiker bin. Und ich bin Guiberts Freund. Gehen Sie jetzt, Mademoiselle Solange, bevor es zu spät ist.«
Er wartete darauf, dass sie eine Entscheidung traf.
Dann stand sie auf, glitt durch den Gang und verließ das Kino durch den Hinterausgang.
150
Guibert war nicht im House of Mirrors.
Auch nicht im Parc à Buffles, im Continental oder im Grand Monde.
Ebenso wenig in der Rue Catinat oder auf dem Markt.
Er war verschwunden.
Diamond suchte die Straßen ab. Wenn er Hel schon nicht finden konnte, so würde er jemanden finden, der ihm sagen konnte, wo er steckte.
151
H averford spazierte durch die engen Gassen von Cholon.
Wenn die Korsen einen weiteren Killer geschickt hatten, dann war Nikolai noch am Leben und würde wahrscheinlich in ein Viertel fliehen, in dem man eine Sprache sprach, die er verstand, und dessen Gepflogenheiten ihm vertraut waren.
Doch niemand hatte einen großen kweilo gesehen, der auf Hels Beschreibung passte, jedenfalls gab niemand es zu.
152
Maurice De Lhandes war auf der Suche nach einer anständigen Mahlzeit und las die Tafeln der Restaurants auf dem Bürgersteig, die das jeweilige Abendmenü annoncierten, als die Männer aus dem Wagen sprangen, ihn packten und auf den Boden vor dem Rücksitz schoben.
»Wo ist dein Freund?«, fragte Diamond.
»I-i-i-ich weiß es nicht.«
»Sag’s mir, bevor ich dir sehr wehtue.«
Aber De Lhandes wollte sich lieber wehtun lassen. Er ließ sich die Organe quetschen und die Knochen brechen, aber zum Schluss ertrug er die Schmerzen nicht mehr.
»Verzeih mir, Michel«, heulte er. »Beim geweihten Blut der Heiligen Johanna, verzeih mir.«
Und er sagte ihnen, was sie wissen wollten.
153
» R ung Sat?«, fragte Signavi.
»Das hat das kleine Dreckschwein gesagt«, erwiderte Diamond. »Glauben Sie mir, der hat nicht gelogen.«
Die Mitteilung beunruhigte den französischen Fallschirmjäger. »Rung Sat ist das Gebiet der Binh Xuyen.«
Diamond wollte es nicht hören. Er hatte bereits erfahren, dass die Korsen den Anschlag auf Haverford vermasselt hatten und dass dieser klugscheißende Hurensohn jetzt wusste, dass er die Finger im Heroinhandel und in Operation X hatte. Und jetzt war Hel aus Saigon geflohen, in den sogenannten Sumpf der Attentäter, was nur bedeuten konnte, dass er unter dem Schutz von Bay Vien stand.
»Und wenn er beim Papst im Wohnzimmer sitzt, das ist mir scheißegal!«, schrie Diamond. »Sie haben Soldaten, schicken Sie sie hin!«
Signavi schüttelte den Kopf. Amerikaner waren so ungeschickt – sie schlugen immer gleich mit der Axt um sich, selbst wenn ein Stilett bessere Dienste leisten würde. »Die Kobra wird ihn aufspüren. Wir mischen uns nicht ein.«
»Ach ja? Ist die Kobra auch so gut wie die Kerle, die Sie auf Haverford angesetzt haben?«, fragte Diamond. »Hören Sie zu – wenn ›Guibert‹ davonkommt, können Sie Operation X vergessen. Aus und vorbei! Dann sind wir erledigt! Denken Sie, Bao Dai wird seelenruhig zusehen, wie sein Geld den Bach
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